Heftige Vorwürfe in der NFl
NFL: Klage gegen Deshaun Watson zurückgezogen - Vergleich nach Vorwurf der Vergewaltigung
- Aktualisiert: 08.10.2024
- 11:27 Uhr
- Florian Puth
Wieder Ärger um Deshaun Watson. Eine ehemalige Bekannte warf dem NFL-Quarterback der Cleveland Browns Vergewaltigung vor. Nun meldet sich ihr Anwalt zu Wort. ran fasst den Fall zusammen.
Deshaun Watson droht allem Anschein nach keine Strafe im Zuge der Klage einer nicht näher benannten Frau, die ihm vorwirft, sie in ihrer Wohnung verwaltigt zu haben.
Ihr Anwalt Tony Buzbee sagte laut "ESPN" und "Pro Football Talk": "Wir haben die Klage unserer Mandantin gegen Deshaun Watson jetzt beigelegt. Der Vergleich ist vertraulich."
Watsons Anwalt Rusty Hardin bestätigte die Aussagen.
Klage gegen Deshaun Watson: Was war passiert?
Wie aus einer Anklageschrift, die am 9. September in Houston gestellt wurde, hervorgeht, beschuldigte die Frau Deshaun Watson, sie vergewaltigt zu haben.
Demnach sei die Klägerin, die nur unter dem Alias "Jane Doe" in der Anklageschrift geführt wird, im Oktober 2020 mit dem damaligen Spieler der Houston Texans zu einem Date in ihrer Privatwohnung verabredet gewesen, als der sexuelle Übergriff stattgefunden haben soll.
So sei Watson bereits in einer aggressiven Grundstimmung zu dem Date erschienen, weil er die Wohnung von Doe nicht gefunden hatte. Später soll er sie genötigt haben, zunächst seinen Po zu massieren. Als sie sich weigerte, soll es zur Vergewaltigung gekommen sein.
Mit Mühe soll es dem mutmaßlichen Opfer gelungen sein, sich zu befreien und Watson aus der Wohnung zu vertreiben.
Fall Watson: Was ist anders als 2021?
Damals warfen mehrere Frauen Watson in insgesamt 20 Anklagen sexuelle Belästigung vor. Es handelte sich bei den Klägerinnen um Frauen, die für den NFL-Profi als Masseurinnen tätig waren. Mit den meisten von ihnen konnte er sich später außergerichtlich einigen.
In der jüngsten Anklage handelte es sich um ein privates Date. Zudem sind die Anschuldigungen in Form der Vergewaltigung schwerwiegender als noch 2021.
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Das Wichtigste in Kürze
Wie reagiert die NFL?
Laut "ESPN" wollte sich ein NFL-Sprecher zunächst nicht zu der neuesten Entwicklung äußern. Die Liga hatte darauf verzichtet, Watson auf die "Commissioners Exempt List" zu setzen. Das würde es Watson untersagen, an jeglichen Teamaktivitäten wie Trainings oder Spielen teilzunehmen.
"Wir prüfen die Beschwerde und werden die Angelegenheit im Rahmen der persönlichen Verhaltensregeln untersuchen", hatte Ligasprecher Brian McCarthy in einer Erklärung gesagt.
Nun sind der Liga die Hände gebunden. Wie "Pro Football Talk" betont, wird die Klägerin aufgrund der Vertraulichkeitsklausel, die ihr Anwalt erwähnte, nicht mit der NFL zusammenarbeiten. Damit ist eine erfolgversprechende Untersuchung quasi ausgeschlossen.
Dabei hatte Buzbee frühzeitig angekündigt, mit der NFL zusammenarbeiten zu wollen. "Wir beabsichtigen, in zwei Wochen ein Interview mit der NFL zu führen", ließ sich der Anwalt nach Bekanntwerden der Klage in einer Erklärung bei "ProFootballTalk" zitieren.
Er beabsichtigte, seine Mandantin zusammen mit zwei Personen, "die unmittelbar nach dem Angriff mit ihr gesprochen haben, für ein Interview zur Verfügung zu stellen. Ich habe auch ein Video, das relevant sein wird", so Buzbee.
Welche Folgen hätte der Watson-Skandal haben können?
Bereits nach den damaligen Vorwürfen wurde Watson von der NFL für elf Spiele gesperrt. Die Liga legte sogar Einspruch gegen eine vom US-Bundesgericht verhängte Sechs-Spiele-Sperre ein, nur um die Strafe für Watson anschließend eigenständig zu erhöhen.
Eine strafrechtliche Verfolgung hätte dem Quarterback im aktuellen Fall gedroht. Im US-Bundesstaat Texas wird eine Vergewaltigung entweder als "sexueller Übergriff" oder "schwerer sexueller Übergriff" bewertet. Entsprechend unterschiedlich fallen die Strafen aus.
Wird das Vergehen als "sexueller Übergriff" gewertet, droht eine Haftstrafe von zwei bis 20 Jahren. Hinzu kommt eine Geldstrafe von bis zu 10.000 US-Dollar. Täter müssen sich zudem lebenslang als Sexualstraftäter registrieren.
Ist beispielsweise eine Waffe oder starke Gewalt im Spiel oder ist das Opfer unter 14 Jahren alt, wird das Vergehen als "schwerer sexueller Übergriff" gewertet. Dann drohen dem Täter eine Strafe zwischen fünf Jahren und lebenslanger Haft.
Das genaue Strafmaß bestimmt der individuelle Fall.
Drohen Watson Konsequenzen bei den Browns?
Offizielle Statements von Deshaun Watson oder den Cleveland Browns gab es zunächst nicht. Die Situation kommt für beide Seiten äußerst ungelegen.
Noch immer muss sich Watson nach seinem Wechsel im März 2022 bei seinem neuen Team beweisen. Das gelingt ihm auch in dieser Saison überhaupt nicht. Nach fünf Saisonspielen steht er bei einem Quarterback Rating von 21,0.
Die Browns hingegen brauchen ihren Quarterback, der noch bis 2026 an die Franchise gebunden ist. Mit seiner Unterschrift garantierten sie dem 28-Jährigen eine immense Summe von 230 Millionen US-Dollar.
Es war schon fraglich, ob sich daran im Falle einer Verurteilung etwas geändert hätte. Dies ist abhängig von den vor der Unterschrift verhandelten Vertragsklauseln. Diese schaffen den Teams meist eine gewisse Flexibilität, um Verträge beenden zu können. In manchen Fällen können sie sogar bereits bezahltes Geld zurückfordern.
Solche Klauseln greifen oftmals bei Verstößen gegen die Verhaltensregeln der Franchise und Liga. Dass Watsons Vertrag eine hohe garantierte Summe beinhaltet, hätte eine Vertragsauflösung zumindest verkompliziert.
Durch die neueste Entwicklung ist es für die Browns jedoch laut "Pro Football Talk" unmöglich, Watson finanziell zu bestrafen, indem ihm ein Teil seines Gehalts vorenthalten wird. So bleiben die 92 Millionen US-Dollar für die Saisons 2025 und 2026 durch die Einigung mit der Klägerseite geschützt.
Beispiele mit finanziellen Folgen gab es in der Vergangenheit. Tight End Aaron Hernandez wurde 2013 wegen Mordes angeklagt. Sofort kündigten die New England Patriots seinen Vertrag und stoppten alle ausstehenden Zahlungen. Darunter einen Teil des garantierten Signing Bonus in Höhe von 12,5 Millionen US-Dollar. Das Team forderte zudem erfolgreich einige bereits gezahlte Gelder zurück.
Ähnlich erlebte es auch Michael Vick. Der damalige Falcons-Profi wurde für die Beteiligung an illegalen Hundekämpfen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Auch die Atlanta Falcons entließen den Spieler, stoppten garantierte Zahlungen und forderten erfolgreich Gelder zurück.