NFL
Noch mehr Spiele? Die NFL muss eine Grenze ziehen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 04.03.2024
- 16:15 Uhr
- Tobias Wiltschek
Eine Erweiterung auf 18 Spiele in der Regular Season wäre für die NFL ein doppeltes Verlustgeschäft. Ein Kommentar.
Auch wenn der Football nicht gerade durch die riesigen Arenen der USA fliegt, bleibt die NFL ein großes Thema.
Scouting Combine, Free Agency, Trade Phase, Draft, Training Camp. So sorgt die umsatzstärkste Liga der Welt auch in der spielfreien Zeit für wahnsinnig viel Gesprächsstoff - nicht zuletzt aber auch durch die alljährlichen Diskussionen um Regel- und Modusreformen.
In diesem Jahr mal wieder auf der Agenda: Die Erweiterung des Spielplans. Nachdem die Regular Season erst vor drei Jahren von 16 auf 17 Spiele pro Team verlängert wurde, steht nun schon der nächste Vorschlag im Raum.
Bei der Aushandlung des nächsten Tarifvertrages soll es um 18 Spiele pro Saison gehen - die Partien der Pre- und Postseason nicht mitgerechnet, versteht sich.
Noch einmal also soll am großen Rad der Finanzspirale gedreht werden. Mehr Spiele bedeuten mehr TV-Zeiten, bedeuten lukrativere Sponsorenverträge, bedeuten mehr Geld!
Das Wichtigste zur NFL in Kürze
Diese Rechnung ist altbekannt, scheint die Liga-Bosse aber immer wieder aufs Neue dermaßen zu faszinieren, dass sie über belegte, aber lästige Fakten hinwegsehen und den nächsten Schritt der wirtschaftlichen Entwicklung anstreben.
Dabei war schon der Spielplan mit 16 Partien innerhalb von vier Monaten grenzwertig. Die Belastungen, denen die Spieler körperlich und psychisch ausgesetzt sind, sind – im Gegensatz zu den finanziellen Möglichkeiten - eben nicht unbegrenzt.
Weshalb schon vor der Erhöhung auf 17 Spiele die Frage gestellt werden musste, wie viel der menschliche Körper eigentlich aushält. Eine Antwort darauf gab die vergangene Saison.
Lange Verletztenliste unter Quarterbacks
Mit Joe Burrow, Justin Herbert, Kyler Murray, Kirk Cousins, Deshaun Watson und Anthony Richardson fielen nicht weniger als sechs Star-Quarterbacks über mehrere Wochen verletzt aus.
Auch Aaron Rodgers verletzte sich schwer, wobei man einschränken muss, dass die Verletzung des Jets-Quarterbacks schon am 1. Spieltag passierte und somit nicht auf eine lange, kräftezehrende Saison zurückzuführen ist.
Dennoch: Ein zusätzliches Spiel wird sicherlich nicht dafür sorgen, dass das Risiko einer langwierigen Verletzung abnimmt.
Auch wenn es Überlegungen gibt, das Risiko durch eine zusätzliche Bye Week oder eine vernünftigere Spielplangestaltung abzumildern: 18 Spiele in der Regular Season sind zu viele und deshalb abzulehnen.
Wie unausgegoren das Konzept ist, verdeutlich außerdem die diskutierte Maßnahme, dass jeder Spieler mit Ausnahme der Quarterbacks und der Special Teams maximal 17 reguläre Saisonspiele bestreiten soll.
Externer Inhalt
Fans und Medien haben Anspruch auf fitte Stars
Abgesehen davon, dass – wie eben erwähnt – auch viele Quarterbacks zu den Verletzten zählen, würde die Maßnahme zwar die Spieler besser schützen. Aber was wäre dann mit den Fans und den Medien?
Haben die nicht auch einen Anspruch darauf, die Superstars sehen beziehungsweise zeigen zu können? In jedem Spiel und in Bestform?
Was für die NFL (noch) eine Selbstverständlichkeit ist, ist in den anderen großen Teamsportarten Nordamerikas bereits dem Wahn von immer mehr Spielen zum Opfer gefallen.
NFL - Franchise Tag 2024: Forderungen enthüllt! Chiefs-Star Sneed will Tag nicht
Die NBA beispielsweise versucht verzweifelt, das sogenannte Load Management der Teams zu sanktionieren, die ihre Superstars zu oft schonen.
Mit sechsstelligen Strafzahlungen und der Vorschrift, dass die Stars die begehrten Awards am Ende der Saison nur bei mindestens 65 Einätzen (bei insgesamt 82! Spielen) in der Regular Season gewinnen können, will die Basketball-Liga für Fans und Medien attraktiv bleiben.
Dass die Stars aber nicht auf Knopfdruck eine Show an die andere reihen, hat das All-Star Game Mitte Februar gezeigt. Pragmatisch und gänzlich ohne Lust auf Verteidigung spulten sie in Indianapolis ihr Programm ab und waren am Ende heilfroh, sich nicht verletzt zu haben.
Wer mag es ihnen angesichts einer Monster-Saison von über 100 Spielen, inklusive der Playoffs, verdenken?
Dazu kommt, dass schon jetzt viele Teams keine realistische Chance mehr auf die Playoffs haben, wo doch noch für jede Mannschaft etwa 20 Spiele anstehen.
So weit ist es in der NFL noch nicht gekommen. Doch die zunehmende Gier nach immer mehr Geld durch immer mehr Spiele wird auch für die Football-Liga am Ende zum Verlustgeschäft werden.
Wenn sie immer mehr verletzte Stars und gelangweilte Fans verliert.