NBA - Dennis Schröder feiert perfekten Einstand in Brooklyn: Nicht das erste Rodeo
Veröffentlicht: 11.02.2024
20:25 Uhr
Ole Frerks
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Dennis Schröder hat bei seinem ersten Spiel für die Brooklyn Nets ein nahezu perfektes Debüt abgeliefert und direkt gezeigt, welche Qualitäten seinem neuen Arbeitgeber zuvor gefehlt hatten. Wie die Nets vom 30-Jährigen profitieren können – und welche Fragen weiterhin noch zu beantworten sind.
Den lautesten Applaus bekam Dennis Schröder nicht für einen seiner zahlreichen guten Pässe oder eins seiner Field Goals. Sondern nach einem Foul – als Schröder Victor Wembanyama foulte, kurz nachdem ihn dieser versehentlich (und ohne Call) mit dem Ellbogen am Kinn erwischt hatte, brachen die ersten "Den-nis Schru-der"-Chöre in Brooklyn aus. Weil er sich nicht unterkriegen ließ, vermutlich.
Es dürften nicht die letzten Chöre dieser Art gewesen sein. Nur zwei Tage nach seinem Trade aus Toronto, nach einer Trainingseinheit mit den neuen Teammates, zeigte Schröder bei seinem Debüt eindrucksvoll, was die Nets von ihm erwarten können und warum es Sinn ergab, ihn ins Team zu holen.
15 Punkte und 12 Assists in 27 Minuten von der Bank waren sein Arbeitsnachweis in einem dominanten Auftritt der Nets, die zuvor nur sieben ihrer letzten 28 Spiele gewinnen konnten. "Das war ziemlich beeindruckend", lobte Head Coach Jacque Vaughn, und seine Spieler pflichteten ihm bei. Wahlweise wurde Schröder nach dem Spiel als "echter Hooper" (Ben Simmons) und "gestandener Veteran" (Nic Claxton) gefeiert.
Er selbst wirkte zufrieden, allerdings nicht überrascht. "Meine Teammates haben es mir sehr leicht gemacht und mir gesagt, dass ich einfach ich selbst sein soll", relativierte Schröder. "Ich bin ja jetzt auch schon seit elf Jahren dabei."
Es ist tatsächlich nicht sein erstes Rodeo. Sechsmal wechselte er seit 2020 das Team – er weiß, wie man sich umgewöhnt und schnell zurechtfindet. Kontinuität finden, das ist eine andere Sache; aber vielleicht bietet sich diese Möglichkeit ja in Brooklyn. Wie sich am Samstag zeigte, können die Nets einen Spieler seiner Bauart in jedem Fall gut gebrauchen.
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Brooklyn Nets: Ein Team im Übergang
Die Nets (21-31) sind ein Team in einem Zwischenstadium. Nach der kolossal gescheiterten Irving/Durant/Harden-"Ära" befinden sich viele solide bis gute Spieler im Kader, aber keine Superstars. Und bis vor kurzem eigentlich auch kaum Point Guards im Sinne von ordnenden Händen.
Spencer Dinwiddie, der für Schröder getradet wurde (und mittlerweile bei den Lakers gelandet ist), erfüllte dieses Jobprofil noch am ehesten, hatte in dieser Saison jedoch massive Probleme und gehörte zu den ineffizientesten Spielern der Liga.
Interessanterweise war Dinwiddie für die mittelmäßige Offense der Nets trotzdem einer der größten Unterschiedsspieler (+2,1) – weil er noch der beste Creator aus dem Drive im Team war. Den Nets fehlten (und fehlen weiterhin) Spieler, die eine Defense kollabieren lassen und mal ein Double-Team ziehen können – ihre besten Akteure, inklusive Mikal Bridges, sind im Kern am besten eingesetzt, wenn sie anderweitig kreierte Vorteile ausnutzen können.
Schröder kann ihnen dabei helfen. Auch er ist nicht der effizienteste Scorer, kommt mit seinem Speed aber leichter und regelmäßiger ins Herz der Defense als viele andere Spieler. 11 Drives pro Spiel verzeichnete Schröder in Toronto, das toppen bei den Nets nur Bridges und Cam Thomas. Im Vergleich zu insbesondere Thomas ist der Deutsche ein wesentlich besserer (und willigerer) Passer.
Dennis Schröder vs. Spurs: Playmaking Masterclass
Das Spiel gegen die Spurs war direkt ein perfektes Beispiel dafür – Schröder fand aus dem Drive Schützen in der Ecke oder den abrollenden Claxton im Pick-and-Roll, spielte No-Look-Pässe und zauberte teilweise, ohne zu überdrehen. Sein schönster Assist war ein Einwurf bei 0,4 Sekunden auf der Uhr, den abermals Claxton durch die Reuse drückte.
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Der Center und Schröder wirkten generell nicht wie zwei Spieler, die bis Freitag nie gemeinsam trainiert, geschweige denn gespielt hatten. "Er stellt sehr gute Screens. Er übt einen großen Druck auf den Ring aus, wenn er abrollt, deswegen sind der Pocket-Pass und der Alley-Oop immer offen. Wenn wir unsere Chemie richtig aufbauen können, wird das richtig gut für unser Team", sagte Schröder.
Gerade Claxton, aber auch das restliche Team dürfte durch den WM-MVP mehr leichte Würfe serviert bekommen als vorher da waren. Der Wert eines Floor Generals war gegen die Spurs besonders eklatant, weil diese immer wieder am Versuch scheiterten, einen sauberen Entry-Pass in Richtung von Wembanyama auf die Reise zu schicken … auch diesem Team hätte Schröder ziemlich sicher geholfen.
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Dennis Schröder bei den Nets: Entbehrlich oder nicht?
Das hat er übrigens auch in Toronto getan, wo die Offense mit Schröder in dieser Saison um 4,8 Punkte pro 100 Ballbesitzen besser war. Oder in der vorigen Saison bei den Lakers (+ 3,5). Dass beide Teams ihn trotzdem als entbehrlich ansahen, hat wiederum natürlich auch seine Gründe. Es bleibt abzuwarten, ob bzw. wie diese sich auch in Brooklyn melden werden.
Es ist beispielsweise nicht klar, ob Schröder und der bestbezahlte Nets-Spieler koexistieren können. Im ersten Spiel staggerte Vaughn die Minuten von Schröder und dem designierten Starting Point Guard Simmons, um das Spacing mit Claxton nicht noch komplizierter zu machen. In dieser Partie traf Schröder drei von fünf Dreiern, das ist nur eben nicht die Karriere-Norm (33,8 Prozent).
Simmons und Claxton werfen außerhalb der Zone nahezu gar nicht. Das ist in der heutigen NBA nur schwer vereinbar und eins der Probleme, über die auch Toronto stolperte, ehe mit mehreren Trades das Team verjüngt (und erst einmal bewusst verschlechtert) wurde.
Auch der dritte Point Guard im Bunde ist kein Schütze, Dennis Smith Jr. trifft unter 30 Prozent seiner Dreier bei extrem geringem Volumen. Gegen San Antonio sorgte er gemeinsam mit Schröder trotzdem für viel Dynamik von der Bank. Vaughn gefiel bei diesem Duo insbesondere die Defense, da beide "größer verteidigen, als sie sind". Er freute sich über die zusätzliche Flexibilität, die das Team durch den Trade hinzugewonnen habe.
Dennis Schröder bei den Nets: Eine Frage der Prioritäten
Das ist auch richtig – für diese Version der Nets ist Schröder ein Upgrade gegenüber Dinwiddie, es ist auch gut möglich, dass er früher oder später startet, weil er der kompletteste Einser im Roster ist. Klar ist aber auch, dass dieser Kader keineswegs fertig ist und dass das Front Office im Sommer nach Upgrades suchen wird, sicherlich auch auf der Point Guard-Position.
Es ist daher völlig unklar, ob Brooklyn ein langfristiges Zuhause wird oder ob die Reise dann weitergeht. Das ist die Realität in der NBA von vielen guten Spielern, die keine Stars sind – weil sie theoretisch jedem Team helfen können, aber immer ein Stück weit von anderen Entwicklungen abhängig sind.
Schröder kann nur seinen Beitrag leisten und kontrollieren, was er eben kontrollieren kann. Dazu gehört auch, dass er sich nach dem Debüt auf den Weg nach Toronto machte, um dort den Geburtstag seines Sohnes zu feiern („So etwas verpasse ich nicht“), um am Montag dann wieder in Brooklyn zu trainieren. Ein Trade verändert ja nie nur das Arbeitsleben, selbst wenn das oft leicht zu vergessen ist.
Sportlich hätte der Einstand nicht besser laufen können. Nun wird sich zeigen, wie es mit der Kontinuität aussieht – und ob aus dem neuen Arbeitsplatz mit der Zeit auch ein Zuhause wird.