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NBA

Pure Dominanz! Wie Victor Wembanyama die Spitze der Liga angreift

  • Veröffentlicht: 29.10.2025
  • 17:55 Uhr
  • Ole Frerks

Victor Wembanyama ist aus seiner langen Verletzungspause als anderer Spieler zurückgekehrt. Über die ersten Saisonspiele wirkte der Franzose wie jemand, der keine Zeit zu verlieren hat - und schon mit 21 Jahren der beste Spieler der Welt sein möchte. Er bringt solide Argumente mit.

von Ole Frerks

Vielleicht wird das Sommerprogramm zum Lehrbeispiel. Training mit NBA-Legenden, allen voran Post-Meister Hakeem Olajuwon. Der Besuch eines Shaolin-Tempels, um Kung-Fu und Meditation zu studieren. Regelmäßiges Schachspiel. Ein Besuch bei der NASA, Gespräche mit Menschen, die eine gefühlte Ewigkeit im All verbracht haben.

Und natürlich Training, jede Menge Training, das vom Trainierenden selbst ganz bescheiden als "Weltklasse" beschrieben wurde. Wobei ihm die Resultate bis dato offensichtlich recht geben. Vielleicht können andere von ihm lernen, sich ein Beispiel daran nehmen, wie er binnen weniger Monate den nächsten Schritt realisiert hat.

Blöd ist natürlich nur, dass sie alles andere nicht replizieren können, was Victor Wembanyama so alles mitbringt. Etwa die Koordination, um 360-Grad-Layups zu vollenden. Die Agilität, um direkt nacheinander zwei verschiedene Spieler am Ring zu blocken. Die Ball-Skills, um den Ball danach selbst nach vorne zu bringen und kurz hinter dem Logo zum Dreier hochzusteigen.

Die Länge, (mindestens) 2,26 m und Arme, mit denen er aus dem Stand dunken kann. Die Beweglichkeit, die bei seinen körperlichen Ausmaßen eigentlich nicht real sein sollte. Diese Kombination, die in der NBA-Historie einzigartig ist. Die dem Rest der Liga Angst einjagen kann, nicht erst in der Zukunft.

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Das Wichtigste in Kürze

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Victor Wembanyama: Wie Neo in der Matrix

Der Saisonstart wird traditionell von diversen Geschichten geprägt, von Breakout-Stars auf der einen, von Enttäuschungen auf der anderen Seite – in diesem Jahr nebenher auch noch von einem waschechten Wettskandal. Nichts jedoch sollte überstrahlen, was Wembanyama in seinen ersten vier Saisonspielen so alles abgerissen hat.

Dass das Potenzial des Franzosen nahezu grenzenlos erschien, zeigte sich bereits in seinen ersten beiden Saisons, beziehungsweise in 117 Karriere-Spielen - Jahr zwei wurde ja aufgrund einer tiefen Venenthrombose in der Schulter jäh beendet, bereits im Februar. Volle acht Monate musste Wemby darauf warten, sich wieder auf der größten Bühne messen zu können.

Diese Zeit hat ihm offensichtlich die Chance gegeben, sich zu fokussieren, sein Spiel zu adjustieren. Herausgekommen ist (bisher) ein Spieler, der um ein Vielfaches besser ist als der All-NBA-Kandidat aus dem Vorjahr; in gewisser Weise hat der Auserwählte in bester "Matrix"-Manier gelernt, wie er den Kugeln ausweicht.

Es ist ein besonderer Moment, der die Kräfteverhältnisse in der Liga durcheinander bringt, vielleicht nachhaltig. Die Ankunft eines Spielers, der eines Tages der beste der Welt sein kann. Oder der vielleicht … schon unmittelbar davor steht?

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Der beste Verteidiger der NBA

Der einflussreichste Verteidiger der Liga war Wembanyama 24/25 bereits – niemand veränderte gegnerische Offensiven stärker als er, hatte diesen Einschüchterungsfaktor. Als Wemby auf dem Court stand, stellten die Spurs eine der besseren Defensiven der Liga – ohne ihn verteidigten sie schwächer als das schwächste Team der NBA (New Orleans).

Die Stichprobe aus der laufenden Saison ist noch zu klein, um aussagekräftig zu sein, aber sehr lustig (die defensive On/Off-Differenz beträgt derzeit 37,4!!!). Und ohnehin unerheblich: Es ist mit bloßem Auge zu sehen, dass Wemby defensiv sogar noch besser geworden ist, noch mehr versteht, wie er Angreifer manipulieren und zum Teil ganze Teams ausschalten kann.

Mit 19 Blocks führt er die Liga nach vier Spielen (natürlich) wieder an – sein Wirken geht jedoch weit über diesen Wert hinaus, wie etwa das Spiel gegen die Raptors zeigte, als er nur einen Block hatte, aber deren Offense dennoch vollständig abmeldete.

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Sperrgebiet in der Zone

Gegnerische Teams trauen sich kaum, am Ring abzuschließen, wenn Wemby auf dem Court steht; bloß 27% der Würfe werden überhaupt dort versucht, dabei sind Dunks und Korbleger nach wie vor die wichtigsten Abschlüsse im Basketball. Nun, außer gegen Wemby; spielt er mit, treffen Gegner derzeit 48% am Ring. 48! Liga-Durchschnitt am Ring waren letztes Jahr 66% …

Natürlich hilft diese Absicherung dem restlichen Team. Die Spurs üben am Perimeter großen Druck aus, insbesondere in Person von Stephon Castle, im Wissen, dass mindestens das Areal zwischen Freiwurflinie und Korb hinter ihnen sowieso ein Sperrgebiet darstellt. Heraus kommen hektischere Offensiven, mehr Ballverluste, wenige gute Offensiv-Possessions.

Der Mix funktioniert, Stand jetzt stellen die San Antonio Spurs die viertbeste Defense der NBA und Wembanyama ist der überwältigende DPOY-Favorit, der er auch im Vorjahr gewesen wäre, wenn er genug Spiele absolviert hätte. Die spannendste Entwicklung beim Franzosen findet allerdings am anderen Ende des Courts statt.

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Der offensive Leap

Auch als Rookie und Sophomore konnte Wemby bisweilen Spiele in der Offensive dominieren. Zwei Kritikpunkte begleiteten ihn aber nahezu ständig: Phasenweise überdrehte er, wollte zu viele seiner ungewöhnlichen Skills gleichzeitig zeigen, und verlor dabei den Ball, leistete sich beständig über drei Ballverluste pro Spiel. Sein Ballhandling war gut für seine Größe, aber noch nicht unbedingt gut für einen NBA-Ballhandler.

Zudem stand seine Wurfauswahl in der Kritik. Verständlicherweise: Vergangene Saison nahm er auf 100 Ballbesitze gerechnet 12,8 Dreier, fast genau so viele wie Sam Hauser, ein reiner Dreierspezialist. Freiwürfe nahm er dafür viel zu wenige (4,1 pro Spiel), eine Folge der Tatsache, dass er sich unterm Strich zu viel am Perimeter und zu wenig in Korbnähe aufhielt.

Die Turnover sind aktuell kaum ein Thema (1,5 pro Spiel), das Ballhandling ist merklich verbessert, kontrollierter, enger am Körper. Und die Wurfauswahl ist einer dramatischen Wende unterlaufen, die Wemby zu einem viel gefährlicheren Offensivspieler macht als vor seiner Verletzung.

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Unterschied wie Tag und Nacht

Vom ersten Spiel gegen Dallas an war zu erkennen, dass der neue Wemby weitaus mehr darauf achtet, zum Korb zu kommen. Er ist kräftiger geworden, nun auch in der Lage, jemanden wie beispielsweise Anthony Davis aus dem Weg zu schieben, um zu seinen Spots zu kommen. Die Olajuwon-Schule zeigt sich dadurch, dass auch seine Fußarbeit deutlich verbessert wirkt.

Die Resultate sprechen eine klare Sprache: Wemby nimmt pro Spiel bisher mehr Dunks (4,8) als Dreier (2,8), lebt am Ring und in der Mitteldistanz. Seine durchschnittliche Entfernung zum Korb beim Abschluss ist von 5,18 Meter auf 2,87 Meter geschrumpft – und die Freiwürfe haben sich mehr als verdoppelt (10 pro Spiel).

Er kann nach wie vor über jeden Gegenspieler drüberwerfen, und nutzt das insbesondere aus der Mitteldistanz. Er ruht sich jedoch nicht darauf aus, geht mehr dahin, wo es wehtut, und erarbeitet sich leichte Abschlüsse oder eben Foul-Calls. Als Folge ist auch Wembanyamas Effizienz – logischerweise – in die Höhe geschnellt. Seine 31 Punkte erzielt er mit einer True-Shooting-Quote von derzeit 68,4%, die vergleichbar ist mit den effizientesten Saisons, die Nikola Jokic und Stephen Curry bisher hingelegt haben. Oder irgendjemand sonst (Jokic hält mit 70,1% den Rekord für Volume-Scorer).

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Latenter Wert

Komplett makellos ist Wembys Offense noch nicht. Noch immer gibt es Phasen, in denen sich die Spurs schwer damit tun, ihn in gute Positionen zu bringen. Das um ihn herum eher schwache Spacing kann zum Teil dazu führen, dass der Weg zum Korb zu ist – das zeigte sich gegen Toronto, als er nur acht Würfe aus dem Spiel nahm, sich aber vier Ballverluste leistete, weil er ein ums andere Mal in heftigen Gegenverkehr dribbelte.

Die gute Nachricht ist, dass die Spurs dieses Spiel trotzdem dominierten, insbesondere in seinen Minuten (+35). Weil Wemby, in gewisser Weise vergleichbar mit Curry, einen latenten Wert mitbringt: Als Verteidiger sowieso, aber auch als Offensivspieler umgibt ihn eine Gravity, zumal er beständig in Bewegung ist, sich anbietet und auch als Screener auftritt.

Die Gegner müssen jederzeit wissen, wo er ist, befinden sich wegen ihm in ständiger Panik. Das ist von unschätzbarem Wert – zumal San Antonios eigentlich zweitbester Spieler und Scorer De’Aaron Fox bisher noch gar nicht mitwirken konnte, um die Defense noch anderweitig zu beschäftigen.

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Wo steht er jetzt?

Unterm Strich hätte der Saisonstart für die Spurs nicht besser laufen können. Und Wemby könnte individuell kaum beeindruckender auftreten. Seine Two-Way-Dominanz der ersten Spiele war so spektakulär, dass es durchaus angebracht erscheint, schon jetzt darüber nachzudenken, wo er in der Hackordnung der besten Spieler der NBA rangieren sollte.

Natürlich wird er die Leistungen erst bestätigen müssen, und gesund bleiben, ehe man ihn mit voller Überzeugung vor Spielern wie Jokic oder Giannis Antetokounmpo (zum Saisonstart ebenfalls unmenschlich unterwegs) einordnen kann, die ihre Leistungen seit Jahren abrufen, Meister geworden sind. Wemby ist 21, wartet noch auf sein erstes Playoff-Spiel.

König der (NBA-)Welt kann erst werden, wer auch in der Postseason dominiert, und davon ist Wemby noch mindestens 78 Spiele entfernt. Aber auf dem richtigen Weg, wie es scheint. Bisher zumindest sahen die Spurs, gegen einen eher schwachen Schedule allerdings, aus wie ein Team, das die eigene Playoff-Durststrecke beenden könnte.

Und, soweit lässt sich (über-)reagieren: Macht Wemby tatsächlich so weiter, dann gehört er in die Konversation. Dann wird er auch das MVP-Rennen prägen, vielleicht sogar bestimmen. Die derzeit beste Show im Sport ist er bereits, der beste Verteidiger auch. Bald auch noch einer der besten Offensivspieler? Es sieht alles danach aus, dass die Wemby-Ära angefangen hat.

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