Darts
Darts: PDC gastiert 2026 erstmals in Saudi-Arabien - folgt bald die WM?
- Aktualisiert: 09.10.2025
- 14:29 Uhr
- Chris Lugert
Saudi-Arabien investiert seit Jahren massiv in den Sport. Jetzt folgt auch der wichtigste Dartsverband PDC dem Ruf des Geldes und trägt erstmals ein Turnier in dem umstrittenen Land aus. Die Kritik ist groß - auch aus Promille-Gründen.
Von Chris Lugert
Nein, Vincent van der Voort ist kein Freund der neuesten Ankündigung des Profi-Dartsverbandes PDC. "Alle Prinzipien werden über Bord geworfen, nur um dort spielen zu können", polterte der Niederländer unlängst im Podcast "Darts Draait Door".
Was der 49-Jährige meint: Im kommenden Jahr wird die PDC erstmals in ihrer Geschichte ein Turnier in Saudi-Arabien austragen. Diese Entscheidung gab PDC-Boss Barry Hearn jüngst bekannt. Und sorgte damit für reichlich Aufruhr in der Darts-Szene.
Am 19. und 20. Januar 2026, also gut zweieinhalb Wochen nach dem WM-Finale, findet in der saudischen Hauptstadt Riad das erste Saudi Arabia Darts Masters statt. Es ist Teil der World Series, die vor über einem Jahrzehnt von der PDC ins Leben gerufen wurde, um den Dartsport global bekannter zu machen.
Dabei treffen acht PDC-Stars, die vom Verband ausgewählt werden, auf acht Spieler aus dem Gastgeberland oder aus der Region. Pro Event werden derzeit 100.000 Pfund an die Spieler ausgeschüttet, darunter 30.000 Pfund für den Sieger.
In zwölf unterschiedlichen Ländern rund um den Erdball machte die PDC im Rahmen der World Series bereits Station, Saudi-Arabien wird Nummer 13 sein. Doch noch nie waren die Meinungen derart geteilt. Selbst, als die PDC 2023 erstmals in Bahrain zu Gast war, war die Empörung nicht so groß.
PDC-Boss bringt WM in Saudi-Arabien ins Spiel
Dabei war ein Abstecher der PDC in das arabische Königreich bereits seit längerer Zeit erwartet worden. Im vergangenen Jahr kokettierte Hearn bereits offen damit, die WM in Saudi-Arabien auszutragen. "Ich habe mit den Saudis gesprochen und sie waren sehr begeistert", sagte er im "Mirror".
Allerdings räumte er ein, dass das eher eine langfristige Überlegung sei. Denn: "Das Wesen des Dartsports ist, dass es eine Party ist." Ausgelassene Feierei und laute Gesänge, verbunden mit reichlich Alkohol - das ist ein Teil der Identität, durch die Darts in den vergangenen Dekaden so erfolgreich geworden ist.
Externer Inhalt
Darts: Michael van Gerwen prügelt sich im Döner-Laden
Denn in kaum einem anderen Sport sind die Fans selbst ein derart wichtiger Teil des Geschehens. Das wurde während der Corona-Pandemie umso sicht- und vor allem hörbarer. Darts ohne begeisterte Fans und Party - und eben auch ohne Alkohol - funktioniert nicht.
Und doch vollzieht die PDC nun den Schritt Richtung Saudi-Arabien, wo genau diese essenziellen Dinge fehlen. Die Veranstalter kündigten bereits an, dass an dem strengen Alkoholverbot in dem muslimischen Land nicht gerüttelt wird.
- Deutliche Ansage: Darts-Star wettert gegen Deutschland
- Trotz Rekord-Average: Littler nicht zu schlagen
Während des Turniers wird es keinen Alkohol geben, und auch die Zuschauer, die sich zum Event verirren, werden nicht mit den britischen oder deutschen Enthusiasten zu vergleichen sein. Stattdessen kündigte Turki Alalshikh, der das Turnier maßgeblich verantworten wird, an, ein ganz besonderes und "verrücktes" Konzept entwickeln zu wollen. Wie das aussehen wird, ist noch unklar.
Saudi-Arabien investiert massiv in den Sport
Aber warum das Ganze? Natürlich geht es wieder einmal ums Geld. Das Saudi-Masters wird Teil einer gewaltigen Eventserie, an der unterschiedliche Sportarten beteiligt werden. Auch Snooker macht im Dezember dort Station, ebenso der Wrestling-Marktführer WWE. Zudem fanden in den vergangenen Jahren fast alle großen Boxevents in Saudi-Arabien statt.
Das saudische Königreich pumpt seit Jahren Unsummen in den Sport, um seine Wirtschaft unabhängiger von der zeitlich begrenzten Erdöl-Förderung zu machen. Saudi-Arabien hat den Sport als Mittel zu Macht und Einfluss verstanden, während sich niemand dem Lockruf der Milliarden aus dem stinkreichen Land entziehen kann.
Die PDC, das ist dabei wichtig zu betonen, ist kein klassischer Sportverband wie etwa der DFB, dessen Fokus die Gemeinnützigkeit ist. Die PDC ist ein Unternehmen, das Turniere ausrichtet und damit Geld verdient. Durch Verträge mit den Veranstaltern, durch Sponsoren und durch TV-Rechte.
Darts-Schock! Luke Littler mit Karriereende?
Je mehr Geld in die Kassen fließt, desto mehr kann an Preisgeldern an die Spieler ausgeschüttet werden. Saudi-Arabien steht aber nicht in der Kritik, weil es reich ist und sich Events kauft. Sondern weil es sich dadurch ein positives Image nach außen verschaffen will, während nach innen Unterdrückung herrscht und grundlegende Menschenrechte fehlen.
Diesem Vorwurf des "Sportswashing" sehen sich zahlreiche arabische Länder seit vielen Jahren ausgesetzt, in Katar war es ähnlich. Auch der kleine Nachbar der Saudis sicherte sich ein Sportevent nach dem anderen, Höhepunkt war die Fußball-WM 2022. Saudi-Arabien hat ebenfalls bereits den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft bekommen, 2034 ist es so weit.
Warum ein Boykott nichts bringt
Immer wieder werden Stimmen laut, die von Sportlern fordern, derartige Events zu boykottieren. Van der Voort hält davon nichts, zumal das PDC-Turnier ohnehin nur acht internationale Spieler umfasst. "Für die Spieler ist das ihr Beruf. Sie müssen dafür sorgen, dass es ihren Familien gut geht und sie gesund bleiben", stellte er klar.
Der Niederländer erläutert das Dilemma. "Was in Saudi-Arabien passiert, ist nicht gut – natürlich muss man das ansprechen. Aber wenn alle anderen dorthin gehen und du nicht, dann bist du der Einzige, der fehlt. Die PDC wählt einfach jemand anderen aus", sagte er.
Zwar könne ein Boykott vieler Spieler dazu führen, dass das Turnier gar nicht erst stattfindet. "Aber man verändert dadurch nichts an der Menschenrechtslage. Stattdessen bekommst du einen Vermerk bei der PDC, und wenn sie dich irgendwann wieder austricksen können, tun sie es", so van der Voort.
Und so folgt die PDC nur den anderen Sportarten, die schon lange dem saudischen Lockruf erlegen sind. Seien es die unzähligen Fußballer, die inzwischen in der Wüste spielen. Oder die Formel 1, die seit 2021 dort fährt. Oder die Golfer, die sich der LIV-Tour angeschlossen haben.
Die PDC hat nicht ihre Seele verkauft, weil sie ein kleines, zweitägiges Turnier in Saudi-Arabien veranstaltet. Doch Dartsfans blicken bereits jetzt mit Panik darauf, ob tatsächlich irgendwann die heilige Weltmeisterschaft dorthin verlegt wird. Es wäre das Ende der PDC-WM in ihrer bisherigen Form - und womöglich das Ende des Dartsports.