2. Liga
1. FC Köln: Friedhelm Funkel muss Tim Lemperle im Saisonfinale auf die Tribüne verbannen - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 16.05.2025
- 11:55 Uhr
- Raman Rooprail
Nur eine Woche vor dem Saisonfinale des 1. FC Köln, bei dem es am letzten Spieltag um den Aufstieg in die Bundesliga geht, erlaubt sich Top-Stürmer Tim Lemperle einen Alkohol-Skandal. Friedhelm Funkel muss daraus die richtigen Konsequenzen ziehen - ein Kommentar.
von Raman Rooprail
Der 1. FC Köln ist kein gewöhnlicher Zweitligist.
Der "Effzeh" ist auch kein gewöhnlicher Verein in der Bundesrepublik. Es ist ein Klub, der trotz seines Jahrzehnte langen Misserfolgs inklusive sechs Abstiegen seit 2002, was seitdem in dieser Häufigkeit keinem Klub widerfuhr, eine noch immer ungeheure Strahlkraft im deutschen Profifußball genießt.
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Das hat aber auch immer wieder negative Einflüsse auf das sportliche Tagesgeschäft. Über Köln wird berichtet, jede noch so kleine Geschichte wird gerade in der Region breitgetreten.
Wenn es dann einen wirklich Skandal gibt, weiß schnell die ganze Stadt darüber Bescheid - FC-Fan hin oder her.
So jüngst geschehen beim Alkohol-Skandal um Top-Stürmer Tim Lemperle, der exakt eine Woche vor dem entscheidenden Aufstiegsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern auf einem Partyschiff feierte und nach einer Auseinandersetzung mit gebrochener Nase und einer Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Seine Blutprobe ergab 2,4 Promille.
Das Wichtigste in Kürze
Lemperles kolportierter Hoffenheim-Wechsel hilft nicht
Schon einen Tag zuvor war Lemperle vorne mit dabei, als es darum ging, ein 5-Liter-Bierfass ins Geißbockheim zu tragen, als die Mannschaft zusammen die Konkurrenz verfolgte und auf den Aufstieg von der Couch hoffte. Mit einem Lächeln kommentierte der Stürmer: "In der Halbzeit brauchen wir Nachschub", gegenüber Reportern an der Trainingsstätte des FC. Der SV Elversberg führte schnell deutlich, weswegen die Party verlegt werden musste. Für Lemperle war das aber augenscheinlich gleichgültig.
Der Fakt, das ein Profifußballer eine Woche vor dem wichtigsten Saisonspiel zwei Tage am Stück Alkohol wie Wasser konsumiert, ist eigentlich schon schlimm genug und sollte vom Verein geahndet werden. Zieht man die kompletten Umstände mit in die Bewertung ein, wird schnell klar, dass die Strafe empfindlich sein muss und Lemperle auf keinen Fall im Kader beim Spiel gegen Lautern stehen darf.
Immerhin ist seit Monaten ein offenes Geheimnis, dass Lemperle im Sommer wohl zur TSG Hoffenheim wechselt. Verschiedenen Berichten zufolge soll der 23-Jährige auf dem Partyschiff einem besorgten Fan sogar gesagt haben, dass ihn das anstehende Spiel ohnehin nicht interessiere. Mit dem kolportierten Wechsel im Hinterkopf kein absolut unglaubwürdiges Szenario.
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Aber es geht noch weiter: Dass Friedhelm Funkel überhaupt den FC zum Aufstieg führen muss, liegt nur daran, dass der Klub fast über die gesamte Saison unattraktiven Ergebnisfußball gespielt hat. Als sich dann auch die Ergebnisse den schwachen Leistungen anpassten, war die Entlassung von Trainer Gerhard Struber die logische Folge.
Und auch mit Funkel lief es beim Debüt in Nürnberg zunächst nicht viel besser. Die Mannschaft erspielte sich zwar Torchancen, brauchte aber zwei kapitale Abwehrschnitzer, um in letzter Sekunde das Spiel nach Rückstand zu drehen.
Drei Punkte Vorsprung auf Platz drei und vier hin oder her - nach den vergangenen Wochen hat kein Köln-Spieler es sich verdient, verfrüht eine Aufstiegssause zu feiern. Mit Kaiserslautern wartet obendrauf ein Gegner, der ebenfalls noch um die Relegation spielt und dementsprechend eine echte Gefahr darstellt.
Funkel muss konsequent reagieren
Daher muss Funkel auf Lemperles Alkohol-Skandal konsequent reagieren und seinen besten Scorer (10 Tore, 6 Vorlagen) auf die Tribüne verbannen. Einerseits, damit man weiteren Unruhen vor der Partie aus dem Weg geht, andererseits, um auch den Fans gegenüber glaubwürdig zu bleiben und keine unverhofften Reaktionen im Stadion zu provozieren. Darüber hinaus wäre es ein fatales Signal an die Mannschaft, wenn solch eine Eskapade unbestraft bliebe.
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Lemperle stand zuletzt trotz gebrochener Nase mit Maske wieder auf dem Trainingsplatz. Funkel macht aktuell ein Geheimnis aus einer möglichen Bestrafung und deren Härte. "Moralisch ist es für mich kein Problem, Tim Spielzeit zu geben", betonte der Trainer allerdings.
Ein Einsatz ist also zumindest nicht ausgeschlossen - was im Aufstiegskampf ein entscheidender Fehler sein könnte.