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FC Schalke 04 am Abgrund: Enorme Fan-Wut muss die letzte Warnung sein - ein Kommentar
- Aktualisiert: 20.05.2025
- 00:18 Uhr
- Andreas Reiners
Beim FC Schalke 04 flüchtet man sich nach einer einmal mehr verkorksten Saison in Phrasen. Dabei ist Handeln angebracht – denn die Fans haben eine Art letzte Warnung ausgesprochen. Ein Kommentar.
Wenn die treuesten Fans auf Schalke auf die Barrikaden gehen, ist es in der Regel fünf vor zwölf.
Da S04 aber seit jeher eine Diva ist und den Klub Emotionen, Chaos und Drama als immer wiederkehrende Zustände auszeichnen und begleiten, sind Proteste der Anhänger in Gelsenkirchen kein neues Phänomen.
Sie gehören fest zum Vereinsbild.
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Es ist aber immer eine Frage der Intensität, der Durchschlagskraft. So gesehen ist es auf Schalke im Moment ungefähr Viertel nach zwei.
Das Wichtigste in Kürze
Schalke-Fans: Es muss etwas unternommen werden
Denn was die Schalker Fans am Sonntag im Zweitliga-Heimspiel gegen die SV Elversberg in Sachen Protest rausgehauen haben, war so etwas wie eine letzte Warnung. So sollten es die Verantwortlichen zumindest aufnehmen.
Als klare Ansage, dass etwas unternommen werden muss.
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Ja, es wurden Schalker Spieler 2021 nach dem Bundesliga-Abstieg über den Arena-Ring gejagt. Das waren unfassbare Bilder, damals ausgelöst durch 80 gewaltbereite Chaoten. Um diese Art der "Proteste" geht es natürlich nicht.
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Diesmal lief es friedlich ab, allerdings trotzdem deutlich eindrücklicher.
Weil es keine Chaoten waren. Außerdem nicht wenige, sondern sehr viele, und das nicht mit blindem, völlig unverständlichem Hass, sondern prägnanter Kritik. Mit starken Bildern. Mit einer Mischung aus Frust und Enttäuschung, die keine simple Momentaufnahme mehr ist, sondern ein echtes Statement zur Gesamt-Gemengelage rund um den Verein.
Schalke-Fans: "Schöne Sommerpause, ihr Versager"
"AR und Vorstand: Erneuter Abstiegskampf in Liga 2 - Das Ergebnis Euer Arbeit", lieferten die Anhänger auf einem Banner ihre Sicht der Dinge und die Ursache für die Situation. "Historisch schlechteste Platzierung - Schöne Sommerpause Ihr Versager", hieß es später.
Der harte Kern der S04-Anhänger wandte sich außerdem demonstrativ vom Spielfeld ab und stimmte Schmäh-Gesänge an. Das sind heftige Treffer auf der emotionalen Ebene, denn das Feedback der Nordkurve ist das ehrlichste, das man bekommen kann.
Es zeigt: Der Frust ist riesig auf Schalke. Denn natürlich ist es für einen Verein mit dem fest verankerten Selbstverständnis, in der Bundesliga zu spielen, ein zusätzlicher Schlag unter die Gürtellinie, wenn ein "Dorfklub" wie Elversberg auf Schalke die Relegation perfekt macht.
Während man selbst in allen Belangen so weit von der Bundesliga entfernt ist wie Elversberg – mit Verlaub – von einem Traditionsklub. Das ganze sportliche Dilemma wurde S04 am letzten Spieltag also noch einmal schonungslos vor Augen geführt. Mit dem Credo: Ein "Weiter so" darf es nicht geben.
Schalke: Die Wucht der eigenen Anhänger
Doch natürlich hat alles Gründe. Sowohl der Elversberger Erfolg als auch der Schalker Absturz. Und hier müssen die Verantwortlichen endlich ansetzen, um nicht ihr letztes Pfund auch noch zu verlieren: die Menschen, die bedingungslos zum Verein stehen. Die eine Wucht entwickeln können, die eine Mannschaft tragen kann.
Die man aber nicht aufs Spiel setzen sollte.
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Denn die Treue der Anhänger ist ein immens wichtiges Kapital für einen Klub, der auch in Sachen Einnahmen auf das zahlende Publikum angewiesen ist. Auf Schalke konnte man sich immer darauf verlassen, dass die Fanseele belastbar ist. Doch selbst im Pott kann man die Geduld nicht bis ins Unendliche strapazieren.
Ein Beispiel: Während der FC St. Pauli mit seinem Genossenschaftsmodell innerhalb weniger Monate fast 30 Millionen Euro durch die eigenen Fans einnahm, sind es auf Schalke keine acht Millionen Euro.
Auch das ist die Quittung für die vergangenen Jahre. Es ist ein Rückschlag, der die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Die Stimmung ist längst umgeschlagen, weshalb man die Warnungen der Fans nicht nur betroffen kommentieren und dann beiseite schieben, sondern ernst nehmen und auch tatsächlich etwas unternehmen sollte.
Mehr sportlicher Sachverstand auf den wichtigsten Positionen und weniger Ego wären ein Anfang. Realistische Ziele. Und nicht immer die gleichen Schuldigen. Dass es nicht immer nur der Trainer sein kann, haben sie auf Schalke bis heute nicht verstanden.
Schalke: "So wild, wie es heute war, war es noch nicht"
Und auch die Anzahl der Phrasen können sie auf Schalke gerne minimieren.
"Wir wollen hier raus aus dieser Liga", sagte Sportdirektor Youri Mulder nach dem Saisonfinale. Oben raus, versteht sich, auch wenn man es rund um S04 in diesen Tagen noch nachschieben muss. Immerhin weiß Mulder die Lage in der Kurve einzuschätzen: "So wild, wie es heute war, war es noch nicht."
Oder anders gesagt: Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern Viertel nach zwei. Höchste Zeit also, die Ansagen der Fans ernst zu nehmen.