Publikumsliebling gerät bei Sahin ins Schwärmen
Borussia Dortmund gegen FC Bayern – BVB-Legende Dede: "Kehl und Ricken können eine neue Ära prägen"
- Veröffentlicht: 29.11.2024
- 11:14 Uhr
- Philipp Kessler
Vor dem Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern spricht BVB-Legende Dede über die Parallelen zwischen Jürgen Klopp und Nuri Sahin, die neuen Bosse und seine Erinnerungen an das Duell gegen den FCB.
Von Philipp Kessler
Fußball-Fans weltweit freuen sich auf den Klassiker zwischen Borussia Dortmund und Bundesliga-Tabellenführer FC Bayern (ab 18:30 Uhr im Liveticker bei ran).
19-mal ist Dede mit dem BVB auf die Münchner getroffen, immer war es ein absolutes Highlight-Spiel für den früheren Linksverteidiger aus Brasilien, der zwischen 1998 und 2011 für die Schwarz-Gelben auflief.
Die Partie am Samstag wird der 46-Jährige in seiner Heimat vor dem Fernseher verfolgen.
Im Interview mit ran spricht der zweimalige Deutsche Meister (2002 und 2011) unter anderem über die beiden Mannschaften, BVB-Coach Nuri Sahin, die Dortmunder Bosse Sebastian Kehl und Lars Ricken sowie seine Erfahrungen mit Star-Trainer Jürgen Klopp.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Dede, Borussia Dortmund gegen den FC Bayern - was für ein Spiel erwarten Sie?
Dede: Ein besonderes Spiel, das man nicht über die Technik gewinnen kann. Borussia braucht Engagement und Kampfgeist. Zwei große Mannschaften treffen aufeinander. Es wird wie immer ein besonderes Duell werden.
ran: Die Bayern sind Tabellenführer, gut drauf und haben sieben Spiele in Serie gewonnen. Wer ist Favorit?
Dede: Ich glaube trotzdem an Borussia. Dortmund kriegt nach einem durchwachsenen Saisonstart gerade die Kurve. Sie haben nun zweimal hintereinander gewonnen. 4:0 gegen Freiburg, 3:0 bei Dinamo Zagreb – das waren hohe Siege. Dazu spielt Dortmund zuhause. Unsere Fans sind überragend, wie der 12. Mann.
FCB-Knipser Harry Kane "braucht erst mal den Ball"
ran: Welcher Bayern-Star könnte dem BVB am gefährlichsten werden?
Dede: Bei Bayern gibt es nicht mehr nur den einen oder die zwei Superstars, so wie Robben und Ribéry früher. Klar, es gibt Kane. Aber der braucht erst mal den Ball, um gefährlich zu werden. Ich würde sagen, die ganze Mannschaft des FC Bayern kann gefährlich sein.
ran: Und bei Dortmund?
Dede: Ich muss ehrlich sagen, dass der BVB im Moment über das Team kommt. Es gibt nicht den einen Spieler, der den Unterschied macht, so wie Amoroso oder Lewandowski damals. Und ich finde auch gut, dass sich die Bayern nicht nur auf einen Spieler fokussieren können. Für mich ist ganz wichtig, dass das Team als geschlossene Einheit auftritt.
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Dede lobt Nuri Sahin: "Er macht es richtig gut bisher"
ran: Sie haben 72-mal mit Nuri Sahin für den BVB gespielt. Wie finden Sie Ihren früheren Teamkollegen als Trainer?
Dede: Ich mag ihn gerne. Er macht es richtig gut bisher. Man muss auch sehen, dass es seine erste Saison als Trainer von Dortmund ist. Die Leute sollten sich mal an die Zeit zurückerinnern, als Jürgen Klopp zum BVB kam. Es hat etwas gedauert, bis er richtig erfolgreich war. Das ist normal. Natürlich will man immer jedes Spiel gewinnen. Aber man muss auch realistisch sein.
ran: Der FC Bayern hat nach dem Aus von Thomas Tuchel mit Vincent Kompany auch auf einen jungen Coach gesetzt, der davor noch keinen Top-Club trainiert hat.
Dede: Das hat mich auch überrascht. Aber auch er macht einen guten Job. Die Bayern hatten mit ihren vorherigen Trainern Probleme, den Coach relativ schnell gewechselt. Der Druck dort ist riesig. Aber ich finde es gut, dass nicht immer nur auf die ganz großen Namen als Trainer gesetzt wird.
ran: Warum?
Dede: Als Klopp nach Dortmund kam, war er davor auch nur bei Mainz. Ja, er ist mit Mainz in die Bundesliga aufgestiegen. Aber er ist auch abgestiegen. Er hatte noch keine großen Titel gewonnen. Dann hat Dortmund ihm eine Chance gegeben. Er hat sie hervorragend genutzt und ist der beste Trainer neben Guardiola geworden.
ran: Sie haben 36 Spiele unter Klopp absolviert und wurden 2011 gemeinsam mit dem BVB Meister. Was zeichnet ihn aus?
Dede: Er ist ein Trainer, der die Spieler motivieren kann. Er hat den Zusammenhalt in der Mannschaft gestärkt. Er war immer so positiv. Er hat uns immer einen Weg aufgezeigt und genau gesagt, wo wir hinlaufen müssen. Das hat den Unterschied gemacht. Bei Liverpool hat er es ähnlich gemacht. Auch dort hat es gedauert, bis er große Erfolge feiern konnte. Er war neun Jahre da, ist einmal Meister und einmal Champions-League-Sieger geworden. Verhältnismäßig ist das nicht so viel. Aber um einen Top-Job zu machen, muss man nicht immer alle Titel holen. Er hat auch viele Spieler entwickelt und mit seiner Art einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sowohl bei Liverpool als auch in Dortmund.
Borussia Dortmund vs. FC Bayern München: Statistiken und Fakten zum Klassiker
ran: Mit Sebastian Kehl als Sportdirektor und Lars Ricken als Geschäftsführer Sport haben nun zwei weitere Ihrer früheren Mannschaftskollegen hohe Posten beim BVB. Können die beiden Vereinslegenden auch als Bosse eine neue Ära prägen?
Dede: Auf jeden Fall. Jetzt übernimmt eine neue Chef-Generation im Fußball. Aber auch die beiden brauchen Zeit. Kehl ist ein richtig Guter, genau wie Ricken. Dass Watzke ihnen diese Jobs gegeben hat, ist richtig toll.
BVB-Legende erinnert sich an Lieblings-Klassiker
ran: 1998 sind Sie für umgerechnet 3,3 Millionen Euro Ablöse von Atlético Mineiro nach Dortmund gewechselt. Wie schwierig war Ihr Start in Deutschland?
Dede: Anfangs war es ein Kulturschock. Alles war komplett anders, der Start war ganz schwierig für mich. Es gab ja auch kein Internet, um sich zu informieren oder um Hilfe zu suchen. Ich musste kämpfen und mich durchsetzen. Gott sei Dank hat es ganz gut geklappt.
ran: Welche Bedeutung hatten für Sie die Spiele gegen den FC Bayern?
Dede: Natürlich war man nervös und angespannt davor. Es waren immer besondere Spiele, in denen jeder Fehler bestraft wurde. Gegen Bayern zu gewinnen, war natürlich wichtig. Aber es hilft nichts, wenn man dann gegen vermeintlich kleinere Gegner verliert.
ran: An welches Duell mit den Münchnern erinnern Sie sich besonders gerne?
Dede: An das Bundesliga-Spiel im Januar 2007. Wir hatten wirklich keine gute Mannschaft. Aber wir haben zuhause 3:2 gegen die Bayern gewonnen. Ich habe zwei Tore per Flanke vorbereitet. Das war schon besonders.