Fußball
BVB schlägt Köln: Erkenntnisse zum Spiel - Sorgenkind Guirassy, nächste Bellingham-Watschn
- Veröffentlicht: 25.10.2025
- 22:01 Uhr
- Chris Lugert
Borussia Dortmund feiert einen späten Sieg gegen den 1. FC Köln. Die wichtigsten Erkenntnisse zum Spiel.
Von Chris Lugert
Borussia Dortmund hat im Topspiel der Bundesliga einen immens wichtigen 1:0 (0:0)-Sieg gegen den 1. FC Köln gelandet, Joker Maximilian Beier sorgte tief in der Nachspielzeit (90.+6) für den erlösenden Siegtreffer.
Doch trotz der letztlich hochverdienten drei Punkte war beim BVB lange nicht alles Gold, was glänzt. Auch wenn Trainer Niko Kovac am Ende belohnt wurde, hinterließen einige Entscheidungen des Kroaten Fragezeichen.
Zudem entwickelt sich Serhou Guirassy allmählich zum Sorgenkind, der Angreifer könnte bald auf der Bank landen. Die wichtigste Botschaft für den BVB aber ist eine psychologische.
ran hat die Erkenntnisse zum Spiel gesammelt.
Erkenntnis #1: Guirassy gehört derzeit nicht in die Startelf
Bis zur Oktober-Länderspielpause war bei Serhou Guirassy alles in bester Ordnung, dann aber musste der Guineer verletzungsbedingt früher von der Nationalmannschaft abreisen - und bekommt beim BVB seither kaum noch ein Bein auf den Boden. Die Tormaschine der ersten Wochen hat Ladehemmung.
Kaum zu sehen in München, in Kopenhagen lange schwach - und jetzt auch gegen Köln sichtbar weit weg von der Bestform. Trainer Niko Kovac begründete die Aufstellung seines Angreifers vor dem Spiel gegen den Aufsteiger mit seiner enormen Qualität. Doch diese kann er aktuell kaum auf den Platz bringen.
Laut "Bild" plagen Guirassy bereits seit Wochen Oberschenkelprobleme, die ihn in seinen Leistungen erheblich beeinflussen. Gegen Köln vergab er eine Großchance, als er am stark reagierenden FC-Schlussmann Marvin Schwäbe scheiterte. Auch sonst machte er erneut eine weitestgehend unglückliche Figur.
Bundesliga und 2. Liga auf Joyn
Noch in der Vorsaison gab es keine auch nur ansatzweise gleichwertige Alternative zu Guirassy im Kader des BVB, jetzt aber klopft Fabio Silva unüberhörbar an die Tür zur Startelf. In Kopenhagen erzielte der Portugiese sein erstes Tor für die Schwarz-Gelben, nach Anlaufschwierigkeiten und Verletzungspause wirkt er immer besser.
Die Dortmunder halten viel von Silva, was nicht nur an der Ablösesumme in Höhe von 22,5 Millionen Euro ablesbar ist, die der Klub für ihn auf den Tisch gelegt haben soll. Er soll ganz bewusst eine Entlastung für Guirassy darstellen, der im Vorjahr kaum Pausen erhielt.
Das gilt aber nicht nur für Spiele gegen vermeintlich kleinere Gegner, sondern eben auch für wichtige Partien. Das Leistungsprinzip beim BVB muss gelten, Guirassy liefert derzeit keine Begründung, warum er von Beginn an spielen sollte. Eine Pause wäre angebracht - mit Silva steht der Ersatz bereit.
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Erkenntnis #2: Kovac lässt das Momentum bei Bellingham verstreichen
Auch im Fußball gilt die Regel: Wer gewinnt, hat recht. Insofern hat Kovac gegen Köln mit seinen Wechseln alles richtig gemacht, zumal Joker Beier das Siegtor erzielte. Der kroatische Trainer darf sich also für seine Personalentscheidungen feiern lassen, dennoch sorgten sie für Fragezeichen.
Vor allem vor dem Hintergrund, wie das Champions-League-Spiel in Kopenhagen verlief. Dort erlebten vor allem zwei Spieler ihre großen Momente: besagter Fabio Silva und auch Sorgenkind Jobe Bellingham. Der Engländer durfte in Dänemark von Beginn an ran und zeigte mit zwei Torvorlagen seine bislang beste BVB-Leistung. Silva erzielte spät sein Premierentor.
Beide tankten also ordentlich Selbstvertrauen, durften den Schwung aber nicht mitnehmen. Nicht nur mussten beide Spieler gegen die Kölner auf die Bank, ihre Einwechslungen kamen auch überraschend spät. Silva kam erst in der 79. Minute rein, Bellingham sogar noch einmal sechs Minuten später.
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Als Kovac nach 68 Minuten die ersten Spielerwechsel vornahm, waren Beier und Marcel Sabitzer die Auserwählten. In den sozialen Medien äußerten die Fans reihenweise ihr Unverständnis darüber, dass diese beiden Spieler den Vorzug vor Silva und Bellingham erhielten.
Nun neigen Fans oft zu emotionalen Reaktionen, ohne den taktischen Plan des Trainers zum Zeitpunkt der Wechsel zu verstehen. Und Beier ist deutlich variabler einsetzbar als etwa Silva. Aber warum Bellingham nach seinem starken Auftritt in Kopenhagen nicht deutlich mehr Minuten bekam, muss hinterfragt werden.
Gerade bei einem Spieler, der wochenlang erhebliche Probleme hatte, sollte ein Trainer das aufkommende Stück Selbstvertrauen nutzen, um es weiter wachsen zu lassen. Stattdessen gab er dem 20-Jährigen das Gefühl, dass er ihm zwar in Kopenhagen vertraut, aber nicht in der Bundesliga gegen einen Aufsteiger. Statt das Momentum bei Bellingham und auch Silva zu nutzen, ließ er es unnötig verstreichen.
Erkenntnis #3: Der BVB kann auch spät gewinnen
Es gibt Abende, da will der Ball scheinbar einfach nicht ins Tor. Bei den Dortmundern sah es gegen Köln auch lange danach aus, weil FC-Torwart Schwäbe wie von einem anderen Planeten spielte. Dennoch bis zum Schluss an den Sieg zu glauben, ist dabei keine Selbstverständlichkeit.
Die Dortmunder aber bewiesen Moral und Siegeswille, das Siegtor von Beier war ein Musterbeispiel dafür. Der 23-Jährige und der gesamte BVB erzwangen das Tor, weil sie es unbedingt haben wollten. Gegen zehn Kölner, das gehört zur Wahrheit dazu. Aber auch mit viel Leidenschaft. Und dem Quäntchen Glück, das man sich erarbeitete.
Nach der Niederlage im "Klassiker" beim FC Bayern in der Vorwoche war das Heimspiel gegen Köln besonders wichtig. Der Druck war doppelt hoch - zum einen aufgrund des Gegners, gegen den die Dortmunder trotz der bis dato starken Leistungen der Kölner natürlich keine Punkte liegen lassen wollten.
Zum anderen aber auch deshalb, weil ein Punktverlust die Tabellensituation unnötig verkompliziert hätte. Nur ein Punkt aus zwei Spielen? Die Euphorie wäre erst einmal wieder gedämpft worden. Stattdessen bleibt der BVB auf zwei Zähler an RB Leipzig dran und lässt die Bayern zumindest nicht völlig wegziehen.
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Wichtiger als die reinen Zahlen aber ist der psychologische Effekt, den der Last-Minute-Sieg gegen Köln hat. Die BVB-Spieler wissen jetzt, dass sie Spiele auch spät gewinnen können. In der laufenden Saison gaben die Dortmunder schon zwei Siege spät aus der Hand, auf St. Pauli und bei Juventus Turin.
Jetzt gab es endlich einmal das umgekehrte Gefühl. Es ist dieser eine Baustein, der in dieser Spielzeit noch fehlte. Und der sich in den kommenden Wochen noch als äußerst hilfreich erweisen könnte.