Champions League
Champions League: Overreactions zum 1. Spieltag – der FC Bayern marschiert zum Titel, Real Madrid enttäuscht schon wieder
- Veröffentlicht: 19.09.2025
- 07:16 Uhr
- Justin Kraft
Der 1. Spieltag der Champions League ist vorbei. Was passt da besser als Überreaktionen? Hier kommen fünf Hot Takes.
Von Justin Kraft
Was würde ein durchschnittlicher Trainer wohl antworten, wenn er nach dem ersten Spieltag der Champions League danach gefragt wird, wie er das Ergebnis seiner Mannschaft einordnet?
"Bloß nicht überbewerten", wäre wohl ein netter Tipp auf dem Bingozettel. Schließlich denkt man im Fußball ja gern von Spiel zu Spiel. Aber sind wir mal ehrlich: Das ist doch langweilig.
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Warum nicht nach den ersten Eindrücken direkt eskalieren und überreagieren? Der FC Bayern wird nach dem 3:1 gegen den FC Chelsea durchmarschieren, Real Madrid büßt seinen Status als Könige des Wettbewerbs zunehmend ein und ein Klub erreicht die Play-offs, mit dem niemand gerechnet hat.
Das Wichtigste in Kürze
Hier kommen fünf Überreaktionen nach den ersten Minuten Champions-League-Fußball dieser Saison.
Overreaction #1: Der FC Bayern holt den Henkelpott
Die Bayern haben nicht nur ihre Fans am Mittwochabend verzückt, sondern auch die internationale Presse. In Spanien schrieb die "as", dass der Sieg eine "sehr ernstzunehmende Warnung" an die Konkurrenz gewesen sei.
Klar, wer kann schon vorhersagen, was im Frühjahr ist? Aber wenn es dem FC Bayern diesmal gelingt, die Schlüsselspieler fit zu halten, und sie die Leistung gegen Chelsea auf die gesamte Saison strecken können, wird es sehr schwer, sie zu schlagen.
Anders als im Vorjahr machten die Bayern einen sehr reifen Eindruck. Ihr Pressing war noch strukturierter, variabler, und in den entscheidenden Phasen blieb man ruhig und souverän.
Das sah so gar nicht nach einer Mannschaft aus, die wie Hoffenheim in ein Turnier startet. So spielt ein Top-Team. Feilen die Münchner noch etwas an der Chancenverwertung, werden sie weit kommen – und hey, da das hier eine Überreaktion ist: Der Titel geht im Jahr 2026 wieder in die bayerische Landeshauptstadt.
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Overreaction #2: Real Madrid erreicht wieder nicht die Top-8
Gewonnen hat am ersten Spieltag auch Real Madrid. Der 2:1-Sieg gegen Olympique Marseille war verdient, aber nicht sonderlich beeindruckend. Zwar hatte man offensiv durchaus seine Aktionen, aber defensiv wackelten die Königlichen ein bisschen zu oft.
Ohnehin war der Saisonstart bisher "nur" gut. Unter Xabi Alonso brauchen die Königlichen offenkundig noch Zeit, um die neue Spielweise zu verinnerlichen. Mit einigen starken Gegnern wie Juventus, Manchester City oder Liverpool drohen durchaus einige Punktverluste.
Real Madrid wird deshalb auch in diesem Jahr dem eigenen Anspruch nicht gerecht und muss eine Extrarunde in den Play-offs gehen. Und es kommt noch schlimmer: In der K.-o.-Phase ist erneut gegen den ersten Top-Gegner Schluss.
Um wieder Könige der Champions League zu sein, muss sich das in den vergangenen Jahren umstrukturierte Team erstmal finden. Anders als in Leverkusen wird Alonso dafür mehr Zeit benötigen. In dieser Saison gibt es in der Königsklasse nichts zu feiern.
Overreaction #3: Jonathan Burkardt schießt die Eintracht sensationell ins Achtelfinale
Dass Eintracht Frankfurt wenig zu feiern haben wird, dachten viele beim Blick auf den Spielplan. Atletico Madrid, Liverpool, Neapel, Atalanta, Barcelona, Qarabag, Tottenham – das sind die sieben Gegner, die die SGE jetzt nach dem 5:1-Auftaktsieg gegen Galatasaray noch vor sich hat.
So einfach, wie sie es gegen die Türken hatten, wird es wohl nicht mehr. Aber: Frankfurt hat angedeutet, dass sie riesige Qualität haben. Individuell hat diese Offensive einiges zu bieten. Neben Can Uzun und Ritsu Doan zündete auch Jonathan Burkardt gegen Galatasaray erstmals mit zwei Toren und einem Assist.
Was der SGE entgegenkommt: Die meisten der kommenden Gegner werden selbst das Spiel machen wollen. Man kann sich also auf das konzentrieren, was man am besten kann: Defensiv gut stehen und kontern.
Burkardt ist der perfekte Spieler dafür. Warum sollte der 25-Jährige nicht dafür sorgen, dass Frankfurt dieses Mammutprogramm meistert? Frankfurt überrascht alle und zieht dank Top-Torjäger Burkardt direkt ins Achtelfinale ein – der Stürmer wird die meisten Tore aller Spieler in der Ligaphase erzielen.
Overreaction #4: Bayer Leverkusen schafft es nicht mal in die Play-offs
Enttäuschen wird dagegen Bayer 04 Leverkusen. Das wechselhafte und uninspirierte Auftreten in Kopenhagen war nur der Anfang. Dass es am Ende noch zum 2:2 reichte, war mehr Glück als Qualität.
Leverkusen wird in der Ligaphase keinen Stich sehen. Elf Punkte brauchte es in der vergangenen Saison für die Play-offs. Wie diese Mannschaft gegen die PSV Eindhoven, PSG, Benfica, Manchester City, Newcastle, Olympiakos und Villarreal noch zehn Punkte holen soll, ist fraglich.
Auch wenn die Namen nicht alle klanghaft sind, haben die Gegner es in sich. Die Werkself müsste sich schon ordentlich strecken, um den Sprung in die K.-o.-Phase zu schaffen – und genau das wird ihnen nicht gelingen.
Overreaction #5: Qarabag schafft die Sensation
Statt Leverkusen wird ein Team in die Play-offs einziehen, das vor dem 1. Spieltag niemand auf dem Zettel hatte: Qarabag. Der aserbaidschanische Klub überraschte im ersten Spiel gegen Benfica und gewann mit 3:2 auswärts.
In einem engen, umkämpften und letztlich ausgeglichenen Spiel holte Qarabag damit die ersten drei Punkte in der Ligaphase. Die Mannschaft von Trainer Qurban Qurbanov wird auch andere Teams noch vor große Probleme stellen. Nicht nur können die Außenseiter gut verteidigen, sie sind auch mit dem Ball clever und gut strukturiert.
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Hinzu kommt ein Spielplan, der ihnen entgegenkommen könnte: Kopenhagen, Bilbao, Chelsea, Neapel, Ajax, Frankfurt, Liverpool . Drei weitere Siege sind durchaus möglich- und dann fehlt unter Umständen noch ein Überraschungspunkt - und Qarabag steht plötzlich in den Play-offs.
Der Weg dorthin ist selbstredend weit. Und die Wahrscheinlichkeit, dass von diesen fünf Hot Takes auch nur zwei eintreffen, ist nicht sehr groß. Aber warum nicht mal weiter denken als von Spiel zu Spiel? Diese Außenseiter-Geschichte wäre mit Sicherheit eine kleine Feel-Good-Story im Konzert der elitären Spitzenklubs.