DFB-Team - Havertz unverzichtbar: Keiner kommt an Kai vorbei!
Kai Havertz wird oft verkannt. Doch auch in der aktuellen Saison zeigt der Profi vom FC Arsenal, welch großen Wert er für Verein und Nationalmannschaft hat. Es könnte sein Sommer werden.
Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak
Es war kein einfacher Start für Kai Havertz.
Nach drei Jahren beim FC Chelsea hatte der FC Arsenal im vergangenen Sommer die überschaubare Summe von 75 Millionen Euro für den deutschen Nationalspieler auf den Tisch gelegt.
Trainer Mikel Arteta hatte einen Plan mit dem 24-Jährigen. Er wollte ihn als Fixpunkt in der Spitze. Er sollte der letzte Baustein für eine Titelmannschaft der Gunners werden. Das fehlende Puzzlestück sozusagen.
Der Start allerdings war holprig. Zumindest von außen betrachtet.
Havertz traf nicht - und die Kritik, die schon kurz nach der Transferankündigung Zimmerlautstärke erreicht hatte, wurde unüberhörbar. Am siebten Spieltag gelang ihm sein erstes Ligator.
Mittlerweile aber hat sich der Wind komplett gedreht.
Arsenal steht zehn Spieltage vor Saisonende an der Tabellenspitze der Premier League. Der Titelkampf mit Manchester City und dem FC Liverpool ist hochspannend und völlig offen.
Die beste Form haben die Gunners, die zuletzt acht Mal in Folge gewannen. Havertz hat daran einen großen Anteil. Der Deutsche traf zuletzt in vier Ligapartien in Folge - oft entscheidend.
Und so ist der Song, den die Fans ihrem Stürmer gewidmet haben, längst ein Klassiker.
"Waka waka, eh, eh. 60 million down the drain – Kai Havertz scores again." Eine Anspielung auf die 60 Millionen Pfund Sockelablöse, die Arsenal bezahlte.
Havertz ist in absoluter Topform. Zum genau richtigen Zeitpunkt, jetzt, da es um die Pokale geht.
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Havertz erhält Lob von Legende Wright
Arsenal-Legende Ian Wright hob den gebürtigen Aachener zuletzt aus dem Kollektiv heraus und bezeichnete ihn als "Big-Game-Player": "Er taucht niemals ab in den großen Spielen, sondern erfüllt seine Aufgabe."
Eine Fähigkeit, die sich neben den Verantwortlichen beim FC Arsenal im Saisonendspurt auch Julian Nagelsmann bei der langerwarteten Heim-EM im Sommer zu Nutze machen will.
Der Bundestrainer hat sich für Havertz in der deutschen Spitze entschieden. Vorbei ist die - zugegeben kurze - Zeit, in der er ihn als linken Schienenspieler aufgeboten hatte.
Nun opfert der 36-Jährige sogar den zuletzt gesetzten DFB-Knipser Niclas Füllkrug.
Nagelsmann begründet Entscheidung für Havertz
"Ich finde, er bringt eine Komponente rein, die wir sonst wenig haben. Das ist einfach Tempo in die Tiefe. Wir haben mit den drei Zehnern dahinter eher Spieler, die alle gerne einen Ball im Fuß wollen, auch wenn Leroy wieder da ist, einer, der gerne einen Ball im Fuß will. Das sind alles keine Spieler, die ständig tiefe Läufe machen", begründete der Bundestrainer.
Das war im "ZDF". Kurz bevor die von Nagelsmann radikal neuformierte deutsche Mannschaft Vize-Weltmeister Frankreich auswärts mit 2:0 besiegte.
"Er kann sehr gut mit dem Rücken zum Tor spielen, kann Bälle festmachen, hat zuletzt viel getroffen bei Arsenal. Er hat oft zentrale Spitze gespielt, aber hat eben auch die Fähigkeit, tief zu laufen. Das macht er schon sehr, sehr gut", hatte der Bundestrainer noch weiter ausgeführt.
Havertz dankte es ihm und setzte um, was ihm aufgetragen worden war.
Der Ex-Leverkusener erwies sich als idealer Kombinationspartner für Florian Wirtz und Jamal Musiala. Er sicherte Bälle in vorderster Linie, schuftete im Gegenpressing und schoss ganz nebenbei noch ein Tor. Das 15. in seinem 43. Länderspiel.
Wirtz, Baumgartner & Co.: Die schnellsten Länderspieltore der Fußball-Geschichte
Länderspieltore unter einer Minute Mit seinem 8-Sekunden-Tor hat Florian Wirtz Geschichte geschrieben. Noch nie jubelte ein DFB-Profi früher als der Leverkusener. Überhaupt sind Länderspieltore in der ersten Minute eine absolute Seltenheit. Genau genommen sind gerade einmal 22 Wundertore unter 60 Sekunden seit 1930 dokumentiert. ran zeigt sie im Ranking.
Platz 21: Celso Ayala (li./Paraguay) - 52 Sekunden Turnier: WM 1998 in Frankreich Spiel: Vorrunde gegen Nigeria 3:1 Besonderes: Ayala gehört als Linksverteidiger zu den schnellsten Schützen bei einer WM
Platz 19 (geteilt): Seung-zin Pak (Nordkorea) - 50 Sekunden Turnier: WM 1966 in England Spiel: Viertelfinale gegen Portugal 3:5 Besonderes: Portugal um Topstar Eusebio gewann nach einem 0:3-Rückstand noch mit 5:3.
Platz 19 (geteilt): Adalbert Desu (Rumänien) - 50 Sekunden Turnier: WM 1930 in Uruguay Spiel: Gruppenspiel gegen Peru 3:1 Besonderes: Der Torschütze verstarb später mit nur 28 Jahren an einer Lungenentzündung. Im Bild ist eine Replik des WM-Balles zu sehen.
Platz 17 (geteilt): Emile Veinante (Frankreich) - 35 Sekunden Turnier: WM 1938 in Frankreich Spiel: Achtelfinale gegen Belgien 3:1 Besonderes: Im selben Turnier gab es ein weiteres Tor nach nur 35 Sekunden. Im Bild ist das offizielle Turnierplakat zu sehen.
Platz 17 (geteilt): Arne Nyberg (3. von li./Schweden) - 35 Sekunden Turnier: WM 1938 in Frankreich Spiel: Halbfinale gegen Ungarn 1:5 Besonderes: Im Achtelfinale hatte bereits der Franzose Veinante ebenfalls für ein Turbo-Tor gesorgt.
Platz 16: Bernard Lacombe (Frankreich) - 31 Sekunden Turnier: WM 1978 in Argentinien Spiel: Gruppenspiel gegen Italien 1:2 Besonderes: Lacombe traf nach einer knappen halben Minute per Kopf
Platz 15: Clint Dempsey (USA) - 29 Sekunden Turnier: WM 2014 in Brasilien Spiel: Vorrunde gegen Ghana 2:1 Besonderes: Die Fifa gab zunächst an, das Tor sei nach 34 Sekunden gefallen. Dies wurde später korrigiert.
Platz 14: Bryan Robson (England) - 28 Sekunden Turnier: WM 1982 in Spanien Spiel: Vorrunde gegen Frankreich 3:1 Besonderes: Es war Englands erstes WM-Tor nach zwölf Jahren.
Platz 13: Ernst Lehner (Deutschland) - 25 Sekunden Turnier: WM 1934 in Italien Spiel: Spiel um Platz drei gegen Österreich 3:2 Besonderes: Lehner war einer der besten deutschen Stürmer in der Vorkriegszeit. In 65 Länderspielern gelangen ihm 31 Treffer.
Platz 12: Vaclav Masek (Tschechoslowakei) - 15 Sekunden Turnier: WM 1962 in Chile Spiel: Gruppenspiel gegen Mexiko 1:3 Besonderes: Maseks Treffer war 40 Jahre lang der schnellste bei einer WM, bis ihn Hakan Sükür schließlich unterbot.
Platz 11: Neymar (Brasilien) - 14 Sekunden Turnier: Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) Spiel: Halbfinale gegen Honduras 6:0 Besonderes: Neymar profitiert von einem fatalen Fehlpass kurz vor der Strafraumgrenze des Gegners. Es ist das schnellste Tor in der Olympia-Geschichte.
Platz 8 (geteilt): I. M. Vijayan (Indien) - 12 Sekunden Turnier: Südasienmeisterschaft 1999 in Nepal Spiel: Gruppenspiel gegen Bhutan 3:0 Besonderes: Indiens Stürmerstar sorgte wie schon im ersten Gruppenspiel gegen Pakistan zwei Tage zuvor für einen Hattrick.
Platz 8 (geteilt): Diego Souza (Brasilien) - 12 Sekunden Turnier: --- Spiel: Länderspiel 2017 gegen Australien 4:0 Besonderes: Souza absolvierte nur sieben Länderspiele für Brasilien, hält aber nach wie vor den Rekord für das schnellste Tor der Selecao.
Platz 7: Hakan Sükür (Türkei) - 10,8 Sekunden Turnier: WM 2002 in Japan und Südkorea Spiel: Spiel um Platz drei gegen Südkorea 3:2 Besonderes: Sükür stellte mit seinem Blitz-Tor nach 40 Jahren einen neuen Rekord auf.
Platz 5 (geteilt): Paul Onuachu (Nigeria) - 9 Sekunden Turnier: --- Spiel: Länderspiel 2019 gegen Ägypten 1:0 Besonderes: Dank des Sekunden-Treffers feierte Nigeria den ersten Sieg über Ägypten nach 30 Jahren.
Platz 5 (geteilt): Lukas Podolski (Deutschland) - 9 Sekunden Turnier: --- Spiel: Länderspiel 2013 gegen Ecuador 4:2 Besonderes: Poldi stand zuvor heftig in der Kritik. Seine Antwort: Nach Anpfiff luchst er Gabriel Achilier kurz vor der Strafraumgrenze den Ball ab und versenkt ihn eiskalt. Es war bis zu Wirtz' Treffer das schnellste Tor der DFB-Geschichte.
4. Platz: Davide Gualtieri (San Marino) - 8,3 Sekunden Turnier: Qualifikation für WM 1994 Spiel: Qualispiel gegen England 1:7 Besonderes: England hätte mit sieben Toren Unterschied gegen den Fußballzwerg gewinnen müssen, um sich für die WM zu qualifizieren. Gualtieri verhinderte das unter tatkräftiger Mithilfe von England-Keeper David Seaman.
3. Platz: Christian Benteke (re./Belgien) - 8,1 Sekunden Turnier: Qualifikation für WM 2018 Spiel: Qualispiel 2016 gegen Gibraltar 6:0 Besonderes: Binnen weniger Stunden rutschte das Tor im Ranking von Platz eins auf Rang drei ab.
Platz 2: Florian WIrtz (Deutschland) - 7,92 Sekunden Turnier: --- Spiel: Länderspiel gegen Frankreich 2:0 Besonderes: Wirtz erzielte das schnellste Tor in der DFB-Historie, verpasste den Weltrekord aber nur knapp, weil kurz zuvor ein anderer noch schneller war.
Platz 1: Christoph Baumgartner (Österreich) - 6,3 Sekunden Turnier: --- Spiel: Länderspiel gegen die Slowakei 2:0 Besonderes: Baumgartner hält damit den Weltrekord. Noch nie traf jemand in einem Länderspiel schneller als der Österreicher.
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Füllkrug verweist auf Nagelsmann
Havertz hat sich festgespielt bei Nagelsmann. Für Füllkrug, der mit zehn Toren in 14 Länderspielen eine herausragende Quote im Zwischenzeugnis stehen hat, dürfte es schwer werden, im Saisonendspurt noch zum Überholmanöver anzusetzen.
Es riecht nach einer Jokerrolle für den einzigen Dortmunder im aktuellen Kader.
"Der Bundestrainer hat sich ziemlich deutlich geäußert. Wenn ihr da mehr wissen wollt, müsst ihr ihn fragen", sagte er kurz angebunden zu seinen Einsatzchancen im Spiel gegen die Niederlande am Dienstag.
Und so könnte es der Sommer des Kai Havertz werden. In der Nationalmannschaft bei der EM und im Verein.
Denn Arsenal spielt nicht nur in der nationalen Meisterschaft eine gewichtige Rolle sondern auch in der Champions League.
Dort treffen die Gunners in ihrem ersten Viertelfinale seit 15 Jahren auf den FC Bayern München. Havertz könnte also seinem ehemaligen Trainer Thomas Tuchel endgültig einen dicken Strich durch die Saison machen.
Beide gewannen im Jahr 2021 die Königsklasse, schätzen sich sehr. Beim 1:0-Erfolg des FC Chelsea über Manchester City damals traf Kai Havertz.