Frauen-Nationalmannschaft
DFB-Frauen: Celia Sasic über das WM-Aus, Horst Hrubesch und Vorbild England
- Aktualisiert: 16.11.2023
- 11:24 Uhr
- Marcel Schwenk
Ex-Nationalspielerin und DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic, spricht im Interview mit ran über die Lage bei den deutschen Frauen, Interimstrainer Horst Hrubesch und mögliche Wege aus der Krise.
von Marcel Schwenk
Nicht nur bei der deutschen Männer-Nationalmannschaft gab es in letzter Zeit viele Veränderungen, auch bei den DFB-Frauen passierte seit dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM 2023 einiges.
Die in Australien und Neuseeland noch verantwortliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zog sich krankheitsbedingt zunächst aus der Öffentlichkeit zurück.
Als sie parallel dazu im Oktober zwei Auftritte bei Tagungen absolvierte, wurde die Kritik an der 55-Jährigen immer lauter. Wenig später wurde Horst Hrubesch als Interimstrainer vorgestellt, Anfang November folgte die endgültige Trennung von Voss-Tecklenburg.
"Ich glaube, dass das für die Mannschaft und die Spielerinnen extrem wichtig ist, dass man eine Struktur hat. Dass man, gerade auch, wenn Turniere nicht wirklich erfolgreich oder auch enttäuschend verlaufen sind, das schnell aufarbeitet", erklärt Celia Sasic, EM-Botschafterin und DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität, im Gespräch mit ran am Rande der offiziellen Vorstellung des Spielballs für die EM 2024 in Berlin.
Das Wichtigste in Kürze
Celia Sasic: "Mädels waren ein Stück weit haltlos"
Die Situation nach dem Turnier in diesem Sommer vergleicht sie mit der nach der Frauen-WM 2011 in Deutschland, die sie noch als Nationalspielerin miterlebte. Damals galt die DFB-Auswahl nach zwei WM-Titeln in Folge als großer Favorit, schied nach einem 0:1 gegen Japan allerdings überraschend im Viertelfinale aus.
"Dann war klar, der nächste Lehrgang bedeutet: Aufarbeitung. Knallharte Aufarbeitung. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man diesen Moment findet. Und danach können wir weitermachen. Das ist für ein Team ein Stück weit schwierig, dass man im luftleeren Raum hängt. Man hat den Mädels glaube ich angemerkt, dass sie ein Stück weit haltlos waren", erzählt Sasic von ihrer Wahrnehmung.
Die Installierung von Hrubesch als Bundestrainer, der den Posten bereits von März bis November 2018 bekleidete, bewertet die Champions-League-Siegerin von 2015 positiv: "Ich glaube, das war für die Mädels auch erstmal eine Erleichterung, zu wissen: Okay, wir wissen, was jetzt auf uns zukommt. Wer er ist und welche Stimmung wir da jetzt haben."
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DFB-Frauen: Celia Sasic sieht England als Vorbild
Nichtsdestotrotz gelte es nun, auch die "sportliche Weiterentwicklung" im Blick zu haben. Dies müsse aber nicht nur von nationaler Ebene und durch "absolute Fachleute" ausgehen, sondern auch durch die Vereine gefördert werden.
Als Vorbild könnten da vor allem die englischen Klubs sowie die englische Nationalmannschaft dienen, die 2022 den EM-Titel holte und vor wenigen Monaten erst im Finale an Spanien scheiterte.
"Als ich die Engländerin schon 2019 bei der WM im Halbfinale gesehen habe, habe ich erkannt: Da passiert was. Man sieht eine Struktur, man sieht, was sie möchten. Das hat sich dann natürlich auch fortgesetzt, sie waren letztes Jahr im EM-Finale und haben das Turnier gewonnen. Diese Entwicklung, die durchlaufen viele Länder gerade, aber auch viele Vereine, die in die Strukturen investieren und einfach Rahmenbedingungen schaffen, dass die Mädels professionell Fußball spielen können. Das ist, was wir bei uns auch brauchen", erklärt Sasic.
Die 35-Jährige fordert daher auch eine klare Weiterentwicklung des Frauenfußballs in Deutschland, etwa durch "Öffnung bereits vorhandener Strukturen in Lizenzspielervereinen" oder auch die Schaffung von Nachwuchsleistungszentren für den weiblichen Nachwuchs.