Super League: So reagieren DFL, DFB, UEFA, FIFA und Co. auf das Urteil
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Der Europäische Gerichtshof öffnet der Super League mit seinem Urteil die Tür. Die Reaktionen aus Deutschland gleichen sich in großen Teilen.
Der FC Bayern München hat nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs die Gründung einer Super League erneut abgelehnt.
"Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen in einer Mitteilung des Vereins. Das Urteil ändere "nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fußballs darstellen würde".
Dreesen gehört auch zum Exekutivkomitee der einflussreichen Europäischen Klubvereinigung ECA. Die Bundesliga, so der 56-Jährige weiter, "bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fußballklubs darstellen. Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken und nicht zu schwächen. Ebenso stehen wir zu den europäischen Klub-Wettbewerben unter dem Dach der UEFA."
Auch Karl-Heinz Rummenigge glaubt als Vertreter der Europäischen Klubvereinigung ECA im UEFA-Exekutivkomitee nicht an eine Umsetzung.
Das positive Urteil für die Super League werde "nicht weit führen", hatte der 68-Jährige im Vorfeld gesagt: "Vor 30 Jahren hätte das System die Neuerung begrüßt, heute ist es anders. Die Engländer, Deutschen und Franzosen würden niemals mitmachen."
DFL reagiert auf Gerichtsurteil und steht hinter europäischem Sportmodell
Zu Wort meldete sich auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL). Sie spricht sich klar gegen die Gründung einer Super League aus und appelliert an die internationalen Verbände. "Die DFL stützt das europäische Sportmodell explizit und lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab", teilte der Verband in einer Stellungnahme mit.
Die Entscheidung des EuGH bedeute nicht, "dass ein Wettbewerb wie die Super League notwendigerweise zugelassen werden müsste. Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage." UEFA und FIFA seien nach dem "nachvollziehbaren und zu erwartenden" Urteil nun vielmehr dazu "angehalten, ihre Kriterien, die bereits weiterentwickelt wurden, entsprechend zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen und rechtmäßig anzuwenden".
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DFB tritt weiter "entschieden gegen die Super League" ein
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will "im Interesse gerade auch des Amateurfußballs" weiter "entschieden" gegen die Gründung einer Superliga eintreten, wie Präsident Bernd Neuendorf betonte. "Eine solche rein kommerziell ausgerichtete Liga würde sich von den bestehenden Strukturen des organisierten Sports abkoppeln und ein partnerschaftliches Miteinander im Fußball konterkarieren", sagte er.
UEFA-Boss zur Super League: "Fußball steht nicht zum Verkauf"
Aus Sicht der UEFA bedeute das Urteil "keine Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte sie in einer ersten Stellungnahme mit: "Wir vertrauen darauf, dass die solidarische europäische Fußballpyramide, die von den Fans und allen Beteiligten zu ihrem unersetzlichen Modell erklärt wurde, durch europäische und nationale Gesetze gegen die Gefahr von Abspaltungen geschützt wird."
UEFA-Boss Aleksander Ceferin sieht seinen Verband keinesfalls als Verlierer und stellte klar: "Der Fußball steht nicht zum Verkauf, er bleibt vereint." Zudem betonte der Slowene: "Klubs aus vielen Ländern wie England, Deutschland, Frankreich oder Italien wollen bei uns bleiben."
Die UEFA werde auch gar nicht versuchen, die Super League zu stoppen. "Sie können kreieren, was immer sie wollen. Ich hoffe, dass sie ihren fantastischen Wettbewerb so bald wie möglich mit zwei Klubs starten", scherzte der Präsident bester Laune: "Ich hoffe, sie wissen, was sie tun - aber ich bin mir da nicht so sicher."
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Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino zeigte sich in einer ersten Stellungnahme unbeeindruckt. Der Richterspruche "ändert nichts", teilte der Schweizer mit.
Der italienische Fußballverband FIGC bekannte sich ebenfalls zum Schutz der nationalen Meisterschaften. "Der Verband ist der Ansicht, dass die Super League kein Projekt ist, das mit diesen vereinbar ist, und er wird immer und überall die allgemeinen Interessen des italienischen Fußballs verfolgen und die nationalen Gesetze und internationalen Vorschriften respektieren", so der Verband.
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Engländer gegen Super League
Die englische Premier League und die britische Regierung bleiben ebenfalls bei ihrem Standpunkt. Sie lehnten das Konzept einer Super League nach wie vor ab, teilten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Die britische Regierung will zudem bei ihrem Vorhaben bleiben, 2024 ein Gesetz zu erlassen, das jede Initiative zur Gründung einer privaten Superliga blockieren würde.
Auch Manchester United sprach sich gegen eine Super League aus. "Unsere Position hat sich nicht geändert", teilten die Red Devils mit. Dabei war United erst von der Super-League-Idee angetan, später wandt man sich ab. "Wir engagieren uns weiterhin voll und ganz für die Teilnahme an UEFA-Wettbewerben und für eine positive Zusammenarbeit mit der UEFA, der Premier League und anderen Vereinen bei der ECA für die weitere Entwicklung des europäischen Fußballs."
Genauso äußerte sich der zweite große Manchester-Klub. "Unsere Position hat sich seit 2021 nicht geändert - wir sind raus aus der Super League", hieß es seitens Manchester Citys. "Wir bleiben der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen über die ECA und der Teilnahme an UEFA-Wettbewerben verpflichtet.
Auch der dänische Top-Klub FC Kopenhagen stemmt sich gegen das Urteil. "Der FC Kopenhagen nimmt das Urteil zur Kenntnis, das in keiner Weise ein Super-League-Projekt befürwortet. Als Verein sind wir weiterhin zu einhundert Prozent bereit, mit der ECA und unseren anderen europäischen Vereinen zusammenzuarbeiten".
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Fans sprechen von "schlecht durchdachtem Projekt"
Die Fanvereinigung Football Supporters Europe (FSE) hat sich auch nochmals deutlich gegen eine Super League positioniert. "FSE nimmt die heutige Entscheidung des EuGH zur Kenntnis und möchte noch einmal betonen, dass es im europäischen Fußball keinen Platz für eine abtrünnige Superliga gibt", teilte das Bündnis mit. Die deutsche Fanvereinigung Unsere Kurve teilte auf SID-Anfrage mit, dass sie diese Ansicht unterstütze.
Man müsse zunächst "die weiteren Auswirkungen des Urteils prüfen", teilte FSE weiter mit: "Aber wie auch immer es weitergeht, die Superliga bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet. FSE, unsere Mitglieder und Fans in ganz Europa werden sich weiterhin dagegen wehren." Es gehe um den "Schutz unseres Sports".
Football Supporters Europe werde deshalb seine Arbeit weiterhin "gemeinsam mit der UEFA, Vereinen aller Größenordnungen, Ligen, nationalen Verbänden, Spielern, EU-Institutionen und nationalen Regierungen in Solidarität mit dem Rest der Fußballgemeinschaft fortsetzen. Unsere Vereine, unsere Wettbewerbe und unsere lokalen Gemeinschaften müssen geschützt werden."
Barca und Real begrüßen Urteil
Die spanischen Fußball-Topklubs FC Barcelona und Real Madrid haben im Gegensatz erfreut und mit "Genugtuung" auf das Urteil. Beide Vereine zählen von Beginn an zu den Treibern der Milliardenliga.
"Der FC Barcelona ist der Ansicht, dass das Urteil den Weg für einen neuen Elite-Fußballwettbewerb in Europa ebnet, indem es sich gegen das Monopol in der Fußballwelt wendet", teilten die Katalanen in einem Statement mit. Der Klub sei seit seiner Gründung 1899 "stets ein Pionierverein in der Welt des Sports" gewesen und der Ansicht, "dass die mittelfristige Nachhaltigkeit des europäischen Fußballs die Schaffung eines Konzepts nach dem Vorbild der von der A22 vorgeschlagenen Super League erforderlich macht."
Real-Präsident Florentino Perez betonte, der europäische Klubfußball werde "nie wieder ein Monopol sein. Wir werden weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist."
Die spanische Liga hingegen brachte erneut ihre Ablehnung für das Projekt zum Ausdruck. "Heute bekräftigen wir mehr denn je, dass die Super League ein egoistisches und elitäres Modell ist", schrieb LaLiga auf X: "Alles, was nicht völlig offen ist, mit direktem Zugang nur über die nationalen Meisterschaften, Saison für Saison, ist ein geschlossenes Format."
Auch Atletico Madrid sprach sich gegen die Super League aus. "Die europäische Fußballfamilie will die Super League nicht. Deutschland, Frankreich, England, Italien, Spanien (außer Real Madrid und Barcelona) und andere wollen die Super League nicht", schrieben die Rojiblancos in einem offiziellen Statement. "Wir sind dafür, die europäische Fußballfamilie und die nationalen Ligen zu schützen, und sicherzustellen, dass die Qualifikation für europäische Wettbewerbe jede Saison durch die Leistung auf dem Spielfeld erreicht wird."
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Geschäftsführer Bernd Reichart von der Sportmarketingagentur A22 wertet das Urteil als großen Erfolg für die Treiber der Super League. "Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Das UEFA-Monopol ist beendet", wurde Reichart von A22 bei X zitiert: "Der Fußball ist FREI. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten UND können ihre Zukunft nun selbst bestimmen." Das sei "der Beginn einer neuen Ära".
In Richtung Fans sendete er zugleich die Botschaft, "dass alle Spiele der Super League kostenlos gezeigt werden". Fußball dürfe für Anhänger "nicht teuer sein". Mit Blick auf die Vereine fügte der 49-Jährige hinzu: "Einnahmen und Solidaritätszahlungen werden garantiert."
"Die Tür für Innovation ist geöffnet. Die Vereine können nun offen diskutieren. Es kreiert die Möglichkeit für eine viel aufregendere europäische Fußball-Liga", so Reichart bei der Präsentation seines Modells: "Frisches Denken ist nötig." Die Super League könne "der beste Wettbewerb" der Welt werden. Es gebe "Klubs, die sehr interessiert sind. Aber wir wollen keine Namen nennen, denn wir wollen den Fußball nicht spalten sondern vereinen." A22 wolle "Konfrontation vermeiden".
Der EuGH stellt einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch UEFA und FIFA fest. Das Urteil steht damit im Gegensatz zum Schlussantrag des Generalanwalts Athanasios Rantos. Demnach sei die Androhung von Sanktionen bis hin zum Ausschluss von eigenen Wettbewerben vonseiten der UEFA oder FIFA nicht rechtskonform. Einer Genehmigung neuer Wettbewerbe durch die beiden Verbände bedürfe es nicht.
Die Treiber einer Super League hatten nach der krachend gescheiterten Gründung im April 2021 gegen die unlautere Monopolstellung von UEFA und FIFA geklagt, ein Madrider Gericht übergab den Fall an den EuGH.