ran Bundesliga Webshow
Thomas Helmer über Bayern-Stars mit auslaufenden Verträgen: "Musiala wird der Knackpunkt"
- Veröffentlicht: 19.09.2024
- 14:56 Uhr
- ran.de
Der FC Bayern München und Borussia Dortmund sind erfolgreich in die neue Champions-League-Saison gestartet. In der ran Bundesliga Webshow ordnet Thomas Helmer die Leistungen der Teams ein und macht sich Gedanken über die auslaufenden Verträge einiger Stars des Rekordmeisters.
Mit dem Start der Champions League nimmt die neue Fußball-Saison richtig Fahrt auf. Inmitten der ersten Woche der Königsklasse schaut Thomas Helmer in der ran Bundesliga Webshow mit Moderator Tim Hauck auf die Partien vom FC Bayern München, von Borussia Dortmund und vom VfB Stuttgart zurück und auf die Spiele von Bayer Leverkusen und RB Leipzig voraus.
Außerdem äußert sich der Europameister von 1996 über die neuen Trainer Vincent Kompany und Nuri Sahin und gibt seine Einschätzungen zu den auslaufenden Verträgen beim Rekordmeister. Und er schaut zurück auf Begegnungen mit Christoph Daum.
Thomas Helmer über ...
… Bayerns Saisonstart mit vielen Toren gegen Kiel (6:1) und Zagreb (9:2): "Wenn Bayern ins Rollen kommt, ist diese Offensive eine echte Waffe. Dann sind sie einfach bärenstark. Aber es waren jetzt sicherlich auch noch nicht die großen Herausforderungen, auch in der Bundesliga."
… den neuen Trainer Vincent Kompany: "Wenn du dir die Ergebnisse anschaust, macht er schon relativ viel gut. Immer wieder betont wird im Umfeld der Bayern auch, dass er sehr viel Empathie mitbringt, das merkt man auch bei den Spielern. Leon Goretzka ist jetzt außen vor, das ist vielleicht der einzige. (…) Er sieht Joshua Kimmich im Mittelfeld. Und das ist eine ganz, ganz wichtige Entscheidung, die auch die Handschrift vom neuen Trainer zeigt."
… weitere Optionen auf der Rechtsverteidiger-Position: "Mein Freund Didi Hamann hat sich wieder zu Wort gemeldet und gesagt, Goretzka könnte auch dort spielen. Gar keine so blöde Idee, also Didi hat sich wieder gefangen nach der Kritik an Musiala (schmunzelt). Ich finde, das wäre vielleicht auch eine Option, aber es wird sicherlich nicht ganz einfach sein. Stanisic haben sie ja zurückgeholt, der kann die Position auch sehr gut ausfüllen. Boey hat sich leider wieder verletzt. Zur Not kann er Kimmich wieder zurückziehen und im Mittelfeld anders aufstellen. Also die Varianten gehen ihm nicht aus."
... die auslaufenden Verträge von fünf Bayern-Stars: "Bei Kimmich haben sie gerade unterstrichen, welche Bedeutung er hat, er ist Kapitän der Nationalmannschaft und spielt bei Bayern wieder eine sehr wichtige Rolle. Nachdem er eine Zeitlang mal viel Gegenwind bekommen hat, gemunkelt wurde, er geht zu PSG oder wohin auch immer. Aber Musiala wird sicherlich der Knackpunkt sein, vielleicht auch die schwierigste Aufgabe. Musiala, Kimmich, Sane, bei Neuer und Müller geht es sowieso darum: Machen sie noch ein Jahr weiter? (…) Thomas Müller hat sich mit dieser Rolle ja bisher ganz gut angefreundet, mal reinzukommen, nicht immer von Anfang an zu spielen. Ich glaube, er weiß auch, dass er nicht mehr alle Spiele machen wird. Trotzdem wird er genug Einsatzzeiten haben – wenn ihm das reicht, wird er sicherlich noch weiterspielen. Und bei Manu ist es ähnlich."
Das Wichtigste in Kürze
… einen möglichen Abschied von Leroy Sane: "Wenn er endlich sein Potenzial abruft und Vincent Kompany es auch hinbekommt – was ich ihm durchaus zutraue –, dann würde ich auch mit ihm verlängern. Vom Potenzial her steht das außer Frage. Bei den Fans ist es immer so ein Hin und Her. Seine Körpersprache. Das ist halt einfach seine Art, aber vom Fußballerischen her braucht man über seine Qualitäten nicht reden. Coman ist ja auch oft verletzt, da wird man wahrscheinlich lieber auf die Karte Sane setzen."
… Musialas Zukunft aus Spielersicht: "Er ist noch sehr, sehr jung. Es würde eigentlich nichts dagegensprechen – auch aus seiner Sicht –, nochmal den Vertrag zu verlängern und bei den Bayern zu bleiben. Da weiß er, was er hat. Sie setzen voll auf ihn, er hat die volle Rückendeckung. Das ist auch schon viel, viel wert, das muss er sich erst woanders wieder erarbeiten. Er könnte dann immer noch – wenn er will – ins Ausland gehen. Meinetwegen zu Real Madrid oder wohin auch immer."
… Hamanns Kritik an Musialas Spielstil: "Ich wünsche mir Spieler, die ins Eins-gegen-eins gehen, nicht nur einen Gegenspieler ausspielen, sondern vielleicht auch den zweiten, dann den Abschluss suchen. Diese Offensivspieler werden ja teilweise gar nicht mehr so gemocht, bei dem ein oder anderen Trainer, bei der ein oder anderen Spielweise. Das Spiel ist sehr schablonenhaft geworden, wenn man das mal von oben beobachtet. Deswegen ist mir ein Individualist wie Musiala mehr als recht. Ich gucke ihm einfach gerne zu und freue mich, wenn ich ihn spielen sehe, weil das ist Fußball, das ist die Spielfreude, die wir alle sehen wollen."
Externer Inhalt
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… die Aussichten der Bayern auf das Finale dahoam in der Champions League: "Ich glaube schon, dass es das Ziel ist. Nachdem es Dortmund letztes Jahr geschafft hat und die Bayern kurz davor waren, wird es der Anspruch und der große Wunsch sein. Es wird wie auch letzte Saison sehr, sehr schwer. Da sind viele Vereine, die die Bayern erstmal schlagen müssen. Aber der Wunsch ist für uns alle glaube ich da."
… Stuttgarts Auftritt bei Real Madrid (1:3): "Sie haben sehr frech angefangen, haben ihre Chancen nicht genutzt. Das ist eine Sache, die man vielleicht lernen muss: Effektivität, man bekommt nicht so viele Chancen gegen so eine Mannschaft. Wobei Real mir nicht so richtig gut gefallen hat. Da lief noch viel durcheinander, gerade in der Offensive. Das hat für mich nicht so harmoniert. Sie haben aber auch gut verteidigt, teilweise. Was man lernen muss: Bei Standardsituationen in solchen Spielen musst du einfach sehr konzentriert sein. Es lief alles darauf hinaus, dass sie einen Punkt hätten holen können, wenn nicht sogar gewinnen. Wenn diese Ecke dann nicht gekommen wäre, die dann durch Rüdiger zum vorentscheidenden 2:1 verwandelt wurde. Ansonsten waren sie auch spielerisch sehr, sehr gut, hatten viele gute Aktionen nach vorne gehabt, manchmal ein bisschen wild verteidigt, das ist vielleicht die negative Seite. Aber die positive Seite ist, wie sie aufgetreten sind."
… die Dortmunder Leistung in Brügge (3:0): "Es war ein bisschen zäh, um es mal nett zu formulieren. Letztendlich ist das Ergebnis natürlich top, 3:0 in Brügge – muss an erstmal schaffen. Das Gute bei Borussia ist: Es hat zwar in Bremen (0:0), wo ich sie live gesehen habe, in der Bundesliga nicht funktioniert, aber die Leute, die von der Bank kommen, die funktionieren. Ich finde, dass sie da ganz gut aufgestellt sind. Ein bisschen breiter, mehr Möglichkeiten haben. Das hat letztlich auch den Ausschlag gegeben. Ich finde, dass Borussia noch nicht richtig ins Rollen gekommen ist, ich glaube, dass sie viel, viel mehr können. Da merkst du, dass noch ein Findungsprozess im Gang ist."
… die gute Form von Karim Adeyemi: "Er hat gezeigt, welches Potenzial er hat. Wir haben eben über Leroy Sane gesprochen – das ist ein bisschen vergleichbar bei Adeyemi. Er hat oft darunter gelitten, dass gesagt wurde, er fällt so schnell. Es gab immer andere Diskussionen, aber nicht über seine Leistungen und seine Tore. Vielleicht hat ihm die U21 – damals seine Absage war auch umstritten, da hat er viel Kritik bekommen – und die vier Tore da gut getan. Manchmal ist das so, man geht zur Nationalmannschaft, kommt zum Verein zurück, hat ein Erfolgserlebnis und das hilft einem dann. Jetzt müssen wir gucken, dass es so weitergeht."
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… die ersten Wochen von Nuri Sahin als BVB-Trainer: "Ich finde, er macht das sehr mutig. Wenn ich das Spiel gegen Heidenheim (4:2) sehe, lässt er mit Emre Can seinen Kapitän draußen, lässt Sabitzer draußen, um Schnelligkeit reinzubringen. Das war eine Lehre aus dem Bremen-Spiel. Da hat er vielleicht zu spät gewechselt, dann waren sie in Unterzahl und konnten dieses Spiel nicht mehr gewinnen. Ich glaube, das hat ihn sehr geärgert, daraus hat er aber sofort die richtigen Schlüsse gezogen und hat entschieden, mit schnellen Leuten anzufangen. Mit Malen von Anfang an hat er Heidenheim geschlagen. Das fand ich schon sehr bemerkenswert. Er scheut sich da auch nicht, wirklich nach Leistung zu gehen, oder nach dem Gegner oder nach seiner Auffassung."
… Emre Cans Aussage, er wird von Kritikern ungerecht behandelt: "Ich weiß gar nicht genau, auf wen er da abzielt. Wo er da kritisiert wurde. Ich habe nicht den Eindruck. Manchmal ist man als Spieler auch ein bisschen sensibel, gerade in so einer Situation, wenn man nicht spielt. Wenn er sein nicht so gutes Spiel genau so wie die ganze Mannschaft wettmachen wollte und die Chance dazu nicht bekommt. Das kann ich schon verstehen. Und als Kapitän draußen gelassen zu werden, ist auch einfach nicht schön."
… das anstehende Bundesligaspiel zwischen Stuttgart und Dortmund: "Letzte Saison hat der VfB schon sehr gut gegen die Dortmunder gespielt. Sie haben auch in der Bundesliga jetzt die Kurve bekommen, im letzten Spiel (3:1 in Mönchengladbach). Von daher sehe ich den BVB nicht im Vorteil. Vor allen Dingen auch wegen der Art und Weise, wie der VfB de Abgänge kompensiert hat. Das hat mich schon sehr beeindruckt. Beim BVB ist es so: Sie haben aufgerüstet, eigentlich sogar einen besseren Kader als letzte Saison, sind aber noch nicht auf dem Topniveau. Deswegen würde ich fast die Stuttgarter mit einem kleinen Vorteil sehen."
… Leverkusens Spiel in Rotterdam: "In der Champions League sind nicht nur gute Mannschaften dabei, sondern auch Stadien, die man als sogenannte Hexenkessel empfindet. Das ist sicher in Rotterdam so. Und die Rivalität zwischen Niederlande und Deutschland ist ja hinreichend bekannt. Deswegen ist das ein sehr, sehr wichtiges Spiel für Bayer, um in der Champions League Fuß zu fassen. Sie spielen eigentlich das weiter, was sie in der letzten Saison gezeigt haben, auch wenn sie gegen Leipzig verloren haben. Ich finde bei Leverkusen den Kader herausragend. Da kann jeder von der Bank kommen, ersetzt den anderen eins zu eins. Sehr variabel. Mit Xabi Alonso, den ich persönlich herausragend finde, haben sie einen Top-Trainer. Ich habe auch keine Angst, dass sie in der Bundesliga den Bayern und allen anderen das Leben nicht schwermachen können."
… Leverkusens größere Herausforderung wegen der diesjährigen CL-Teilnahme im Vergleich zur Europa League in der Double-Saison: "Es sollte ein Unterschied sein, weil die Champions League dann doch noch ein bisschen stärker ist. Wenn man gesehen hat, welche Vereine da in der Europa League waren – gerade das Finale auch –, dann sieht man, dass es halt nicht so ist. Die Reiserei ist das gleiche, das wäre in der Europa League genau so. Ich glaube nicht, dass es einen Riesenunterschied macht, außer dass der Wettbewerb ein anderer ist. Man trifft vielleicht jetzt eher in der Gruppenphase schon auf das eine oder andere Top-Team, was aber auch hilft. Man muss dann einfach die Top-Leistung weiterbringen. Ich glaube, das war am Ende der letzten Saison bei Bayer Leverkusen ein bisschen zu spüren: Wenn sie nicht mehr ganz diese Spannung haben, sind sie auch anfällig. Das war vielleicht jetzt auch gegen Leipzig der Fall. Das sagt Xabi Alonso auch: Sie müssen immer auf Hochspannung sein. Das ist die große Kunst, die er zu bewerkstelligen hat. Ich glaube, spielerisch kann er nicht mehr viel verbessern."
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… Leipzigs Partie gegen Atletico Madrid: "Man hat immer das Gefühl, Atletico ist unangenehm zu spielen. Man gewinnt, wenn überhaupt, nur knapp. Es ist einfach schwer, die überhaupt zu knacken, ein Tor zu erzielen. Eine richtig, richtig schwere Aufgabe für RB. Wobei ich RB auch wieder eine sehr gute Saison zutraue. Die schaffen das immer wieder, Abgänge gut zu kompensieren. Marco Rose schätze ich auch als Trainer sehr hoch ein. Atletico ist wie immer oben dabei, auch noch nicht so top. Da bestehen schon Chancen, das Spiel auf jeden Fall zu gewinnen."
…. Aussichten der deutschen Teams auf die K.o.-Phase der Champions League: "Ich bin optimistisch wie immer. Ich rechne damit, dass vier weiterkommen. Natürlich nicht unter den ersten acht, das wäre das Optimum. Aber mit den Playoffs glaube ich schon, dass vier weiterkommen."
… den verstorbenen Christoph Daum: "Bei Christoph hatte man immer das Gefühl: Da ist Freude, da ist irgendwas Positives. Er kam immer mit einer Begeisterung rein. Er war schon von der Einstellung und vom Willen her einmalig. Wenn er was wollte, ist er es einfach angegangen, hat auch mal gesagt: Das habe ich falsch gemacht. Die menschliche Art mochte ich einfach sehr gerne und auch die positive Ausstrahlung."