Nationalmannschaft
WM-Qualifikation: Serge Gnabry im Formloch - schafft der Bayern-Star diesmal die Wende?
- Aktualisiert: 17.11.2025
- 11:35 Uhr
- Justin Kraft
Serge Gnabry hatte einen herausragenden Saisonstart beim FC Bayern München. Seine Leistung für das DFB-Team gegen Luxemburg war hingegen schwach – eine Entwicklung, die sich angedeutet hat. Für den Angreifer kommen jetzt die Wochen der Wahrheit.
Von Justin Kraft
Was war das für ein überragender Saisonstart, den Serge Gnabry beim FC Bayern München hingelegt hat? Bis Anfang Oktober war er in zehn Pflichtspielen an sieben Treffern direkt beteiligt.
Vor allem in der Bundesliga überragte der Offensivspieler in seiner neuen Rolle auf der Zehn. Zwischenzeitlich kam sogar die paradoxe Frage auf, ob eine Rückkehr von Jamal Musiala die Leistung der Bayern nicht sogar schwächen könne. Zu gut lief es mit Gnabry und den anderen Spielern im Angriff.
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Gegen Luxemburg (2:0) war der 30-Jährige nun aber einer der Spieler im DFB-Team, die am meisten enttäuschten. Mit seinen 34 Ballkontakten gelangen ihm nur zwei ungefährliche Abschlüsse. Gnabry wirkte träge, ideenlos und letztlich ungefährlich.
Für einige Fans in den sozialen Netzwerken stellte sich nach dem Auftritt der Deutschen die Frage, warum eigentlich formstarke Spieler des FC Bayern in der Nationalmannschaft nicht so gut performen. Doch gerade Gnabry ist ein gutes Beispiel dafür, dass diese Rechnung nicht aufgeht.
Denn seit Anfang Oktober deutet sich bei ihm auch im roten Trikot an, dass die Formkurve wieder bergab geht. Ein Problem, das man in München bestens kennt – und das der Nationalspieler in den kommenden Wochen schnellstens in den Griff bekommen muss.
Serge Gnabry steht vor den wichtigsten Wochen seiner Karriere
Für ihn stehen jetzt vielleicht die wichtigsten Wochen seiner bisherigen Karriere an. Denn es geht nicht nur einfach darum, eine tiefere Formkrise zu vermeiden. Es geht um seine Zukunft und die Frage, ob er in der kommenden Saison weiterhin Fußball auf Top-Niveau spielen wird oder ob es "nur" noch für eine Ebene darunter reicht.
Gnabry, das steht wohl außer Frage, ist ein sehr guter Fußballer. Er ist schnell, physisch stark, hat das notwendige Spielverständnis, um die richtigen Läufe hinter die Kette zu machen – und dann ist da sein Abschluss, der ihm schon viele Treffer in seiner Karriere brachte. Für den FC Bayern erzielte er 97 Tore in 300 Partien.
Aber er ist eben nicht immer dieser sehr gute Fußballer. Immer wieder schwankten seine Leistungen und die Erzählung von seinen Formkrisen hat mittlerweile mehr Tradition als mancher Bundesliga-Klub. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Gerüchte, die Münchner würden ihn verkaufen wollen – doch sein fürstliches Jahresgehalt, das bei etwas unter 20 Millionen Euro brutto liegen soll, verkomplizierte das Vorhaben.
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Das Wichtigste in Kürze
Gnabrys Formkurve ist fallend
Jetzt, wo es darum geht, ob die Bayern überhaupt nochmal daran interessiert sind, den im Sommer 2026 auslaufenden Vertrag zu verlängern, zeigte Gnabry nochmal, zu was er in der Lage ist, wenn er sein Top-Level erreicht.
Was viele erst in der Partie gegen Luxemburg gesehen haben, ist beim FC Bayern jedoch schon etwas länger Realität: In den vergangenen fünf Partien für den Rekordmeister war Gnabry nur noch an einem Tor direkt beteiligt. Seine Aktionen wurden wieder fahriger und weniger durchschlagskräftig.
Weil das Team um ihn herum weiterhin erfolgreich war und seine Form nur sukzessive und langsam abbaute, fiel das kaum jemandem auf. Spätestens mit dem Auftritt in Luxemburg ist aber klar, dass die Situation für den gebürtigen Stuttgarter heikel ist.
Der Druck im "Finale" um das WM-Ticket gegen die Slowakei (heute ab 20:45 Uhr im Livestream auf Joyn und im ran-Liveticker) ist entsprechend groß.
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Rückkehrer wird Gnabry das Leben schwer machen
Und genau darum geht es. Genau jetzt, wo sich eine weitere Phase in seiner Karriere andeutet, in der es schleppend läuft, muss Gnabry zeigen, dass er es besser kann. Fällt er in den kommenden Wochen tatsächlich wieder in ein Loch, wird er beim FC Bayern bald wieder auf der Bank sitzen.
Denn klar ist auch, dass die paar Wochen zum Saisonstart nicht ausgereicht haben, um sein Standing komplett aufzupolieren. Der O-Ton unter Beobachterinnen und Beobachtern war stets: 'Schauen wir mal, ob er das auch mal über eine ganze Saison zeigen kann.'
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Erschwerend steht Musiala vor seinem Comeback beim FCB - wenngleich er aber noch eine Weile brauchen wird, um das entsprechende Level zu erreichen. Behaupten kann Gnabry seinen Platz nur, wenn er regelmäßig trifft und vorbereitet. Wenn es ihm gelingt, Trainer Vincent Kompany davon zu überzeugen, dass er in dessen Elf nicht austauschbar ist.
Wochen der Wahrheit für Serge Gnabry
Gelingt ihm das allerdings nicht, droht die hoffnungsvoll gestartete Saison schnell zu kippen. Mit weniger Spielzeit im Klub sinken auch die Chancen, bei der WM 2026 eine gewichtige Rolle zu spielen.
Denn auch im DFB-Team kehren mit Tim Kleindienst, Kai Havertz und ebenfalls Musiala im Laufe der Saison einige Konkurrenten zurück - während Leroy Sane seine Chance zumindest gegen Luxemburg besser genutzt hat als Gnabry.
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Im schlimmsten Fall könnte es sogar dazu kommen, dass Gnabry nicht für die Weltmeisterschaft nominiert wird. Wenngleich dieses Szenario zum jetzigen Zeitpunkt noch weit weg zu sein scheint, so wird seine Antwort auf die sich aktuell andeutende Formschwankung darüber entscheiden, wie realistisch das wirklich ist.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat in den vergangenen Monaten mehrfach bewiesen, dass er Spieler auch schnell wieder streicht, wenn sie nicht die entsprechende Form haben. Auf der anderen Seite ist diese Saison aber auch weiterhin die große Chance für ihn, sich endgültig auf höchstem Niveau zu etablieren und es allen Kritikern zu zeigen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, wohin die Reise für Gnabry wirklich geht. Zumindest scheint der Rückenwind des herausragenden Saisonstarts für den Moment weg zu sein.