WM-Qualifikation
WM-Qualifikation - Nordirland-Ikone Gerry Armstrong: "Deutschland ohne Goalgetter? Fühlt sich komisch an"
- Aktualisiert: 12.10.2025
- 22:14 Uhr
- Philipp Kessler/ran.de
Ikone Gerry Armstrong spricht vor der WM-Qualifikation gegen Deutschland im ran-Interview über das nordirische Erfolgsrezept und die guten alten Zeiten.
Von Philipp Kessler
Das Spiel um Platz eins. Nach dem 4:0 am Freitag gegen Luxemburg ist Deutschland Tabellenführer in der WM-Quali-Gruppe. Auch dank Nordirland, das seinerseits die Slowakei mit 2:0 besiegt und damit vom Thron gestoßen hat.
Am Montag trifft die DFB-Auswahl in Belfast auf die Truppe von der Insel (ab 20:45 Uhr im Liveticker). Und Nordirland will nach dem 1:3 im September im Hinspiel in Köln Revanche.
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Gerry Armstrong weiß, wie man Deutschland besiegt. Der frühere Angreifer war Anfang der 80er-Jahre dabei, als Nordirland Deutschland zweimal hintereinander schlug.
Das Wichtigste zur WM-Qualifikation in Kürze
Im exklusiven Interview mit ran spricht der 71-Jährige über das Duell, das nordirische Erfolgsrezept und die guten alten Zeiten.
ran: Herr Armstrong, das Hinspiel war lange offen, am Ende setzte sich Deutschland gegen Nordirland mit 3:1 durch. Was für eine Partie erwarten Sie am Montag?
Gerry Armstrong: Deutschland war von Haus aus der klare Favorit für den Gruppensieg – und ich ging davon aus, dass sich Nordirland und die Slowakei um Platz zwei duellieren würden. Aber das 0:2 der Deutschen in Bratislava war ein Schock, auch für uns. In Köln haben wir 65 Minuten lang gut mitgehalten, wir hatten eine gute Balance, obwohl uns zwei, drei wichtige Spieler gefehlt haben. Auswärts ist es immer schwierig, aber dieses Mal können unsere Fans in Belfast den Unterschied machen. Es wird eine großartige Nacht. Wir hoffen, dass unsere Fans unser zwölfter Mann werden. Zudem wird Innenverteidiger Daniel Ballard am Montag wieder dabei sein. Wir spielen guten Fußball, aber unser Problem ist das Toreschießen. Nationaltrainer Michael O’Neill hat leider keinen Goalgetter zur Verfügung.
ran: Wer sollte dann ein Tor für Nordirland schießen?
Armstrong: Isaac Price. Er ist zwar kein Stürmer. Aber er hat die Fähigkeit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufzutauchen. Er hat einen guten Abschluss. Wir haben keinen David Healy oder Kyle Lafferty mehr, die 20 bis 30 Tore schießen konnten.
ran: Auch Deutschland hat ein Stürmer-Problem.
Armstrong: Normalerweise hatten sie das nie. Zu meiner Zeit waren da Rummenigge, Gerd und Dieter Müller. Es fühlt sich komisch an, dass sie keinen treffsicheren Stürmer mehr haben.
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ran: Was ist mit Nick Woltemade, der mittlerweile für Newcastle United spielt?
Armstrong: Er hat zuletzt beim 2:0 gegen Nottingham per Elfmeter getroffen. Er ist ein sehr großer Spieler, aber das ist nicht seine größte Waffe. Technisch ist er stark, auch sein erster Kontakt ist gut.
ran: Florian Wirtz wechselte im Sommer für über 100 Millionen Euro von Leverkusen zum FC Liverpool. Schon jetzt steht er dort mächtig in der Kritik.
Armstrong: Offensichtlich ist er ein Qualitätsspieler. Aber man braucht Zeit, wenn man in ein anderes Land wechselt, um sich einzugewöhnen. So war das auch bei mir, als ich 1983 von Watford nach Mallorca gewechselt bin. Sobald Wirtz sein erstes Tor für Liverpool schießt, wird er abheben.
ran: Deutschland tut sich seit Jahren gegen kleinere Fußball-Nationen schwer. Haben Gegner noch immer großen Respekt vor der DFB-Auswahl?
Armstrong: Absolut! Gegen Deutschland muss man sich immer anstrengen. Wie gesagt, in Köln haben wir 65 Minuten lang wirklich hart gearbeitet. Aber gegen Deutschland darf man sich keine Fehler erlauben. Sie führen zu Gegentoren. Ich hoffe, dass wir dieses Mal keine Fehler machen und keine dummen Gegentore kassieren.
ran: In der Qualifikation für die Europameisterschaft 1984 hat Nordirland Deutschland 1982 mit 1:0 im Windsor Park besiegt, 1983 beim Sieg im Rückspiel waren auch Sie dabei.
Armstrong: Wir haben sie in Hamburg mit 1:0 besiegt. Ich glaube, es gibt keine Mannschaft, die Deutschland bei einer Qualifikation zu einem großen Turnier zuhause und auswärts besiegt hat. Wir haben großartig gegen eine starke deutsche Mannschaft gespielt. Deutschland hatte Stielike, Matthäus, Rummenigge oder auch Briegel. Diese Erfolge waren nur möglich, weil wir als Team hart gearbeitet haben. Man muss die Mentalität haben und den Glauben an sich selbst.
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ran: Wie kann dieses Mal ein nordirischer Sieg gelingen?
Armstrong: Manchmal wachsen Spieler über sich hinaus. Wir haben zum Beispiel Shea Charles. Er spielt im defensiven Mittelfeld und ist technisch sehr gut. Einer, der auch beeindrucken kann, ist Conor Bradley. Er ist stark und schnell, als Außenverteidiger kann er Deutschland Probleme machen. Trai Hume ist unser Leader in der Abwehr. Daniel Ballard ist sein Teamkollege im Verein bei Sunderland. Ich denke, beide werden im Abwehrzentrum nebeneinander spielen. Klar ist: Als Mannschaft müssen wir eine ganz besondere Leistung zeigen.
ran: Wie denken Sie über Nationaltrainer Michael O’Neill?
Armstrong: Wenn man für sein Land spielt, braucht man als Profi keinen Trainer, der dir sagt, worauf es ankommt. Man gibt immer 100 Prozent. Aber zu unserer Zeit war Billy Bingham sehr inspirierend für uns. Auch O’Neill hat diese Fähigkeit. Er kann der Mannschaft einen kleinen Extra-Push geben.
ran: Was ist Ihr Wunschergebnis dieses Mal?
Armstrong: Ein 0:0 wäre aus meiner Sicht gut.