Handball-EM 2024
Handball-EM 2024 – Färöer-Inseln sorgen für EM-Sensation gegen Norwegen: Hurra, das ganze Land ist da!
- Aktualisiert: 18.01.2024
- 14:13 Uhr
- Jonas Rütten
Die Handball-EM in Deutschland hat ihre erste große Sensation: Die Färöer-Inseln ringen bei ihrer ersten Europameisterschaft Medaillenkandidat Norwegen ein Remis in letzter Sekunde ab. Schon vorher lösten die Färinger in Berlin einen riesigen Fan-Hype aus.
von der Handball-EM berichtet Jonas Rütten
Wenn am Ende eines Spiels selbst das frustrierte und geschockte Team eine Lobeshymne auf die Fans des Gegners hält, dann ist etwas ganz Besonderes passiert.
"Das war wirklich top. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen. Egal ob die Fans für uns oder den Gegner waren, das war einfach geil. Das wollen wir im Handball doch haben", sagte Norwegens Spielmacher Christian O'Sullivan nach einem an Dramatik und Stimmung kaum zu überbietenden Abend.
Wie schon bei der knappen 29:32-Niederlage gegen Slowenien kamen über 5000 stimmgewaltige Färinger in die Berliner Mercedes-Benz-Arena. Und wie schon gegen Slowenien trugen sie ihre Mannschaft durch einen abermals starken Auftritt, dem diesmal sogar ein unverhofftes Happy End vorbehalten war.
Update vom 18. Januar 2024: Wir zeigen, wie man das Spiel Deutschland - Island bei der Handball-EM heute live im Free-TV, Livestream und Liveticker sehen kann.
Insgesamt gingen 6500 Tickets auf die Färöer-Inseln. Nur nach Dänemark, dem großen Titelfavoriten und dreimaligen Weltmeister in Folge, wurden mehr Tickets verkauft. Gemessen an der Gesamteinwohnerzahl der Inselgruppe (circa 54.000), befinden sich also zwölf Prozent der Färinger aktuell in Berlin.
Zum Vergleich: Das wäre in etwa so, wie wenn knapp zehn Millionen Deutsche plötzlich für ein großes Sportereignis nach Glasgow reisen würden. Glasgow ist von Berlin in etwa so weit weg wie die Färinger Hauptstadt Tórshavn von der Mercedes-Benz-Arena.
Das Wichtigste in Kürze
Handball-EM 2024: Färöer schocken Norwegen in letzter Sekunde
Und eben in dieser Mercedes-Benz-Arena spielte sich am Samstagabend Historisches ab. Norwegen, das mit Superstar Sander Sagosen mindestens zu den ernsthaften Medaillenkandidaten bei dieser EM zählt, setzte sich immer wieder mit zwei oder drei Toren gegen den Außenseiter ab.
Doch die Färöer, angeführt von den Top-Talenten Elias Ellefsen á Skipagotu (THW Kiel), Hákun West av Teigum (Füchse Berlin) und einem glänzend aufgelegten Torhüter Nicholas Satchwell (Viking Stavanger) ließen sich nicht gänzlich abschütteln. Und so kam sie 23 Sekunden vor dem Ende doch noch, die große Chance auf die Sensation.
Roi Berg Hansen traf zum Anschluss, die Halle in Berlin kochte und aus einer norwegischen Auszeit heraus zehn Sekunden vor dem Ende geschah das Undenkbare: Harald Reinkind ließ sich den Ball von seinem Kieler Teamkollegen Skipagotu abluchsen, foulte diesen zum Siebenmeter, der dann mit der Schlusssirene zum 26:26 im Netz landete.
Die Mercedes-Benz-Arena war anschließend ein Tollhaus. Skipagotu, Satchwell, Av Teigum - sie alle rannten in völliger Ekstase auf ihre Weiße Wand zu. Zu jenem komplett ins weiße Nationaltrikot gehüllten Fan-Block, wo ihre Landsleute sie zu einem waschechten Handball-Märchen getragen hatten.
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Färöer-Inseln bei der Handball-EM 2024: "Das beste Publikum, das ich je gesehen habe"
"Das war das beste Publikum, das ich je gesehen oder gehört habe", sagte der überwältigte Av Teigum nach dem Spiel - und diese Aussage will etwas heißen. Immerhin ist der Füchse-Rechtsaußen eigentlich große und lautstarke Kulissen aus der Handball-Bundesliga gewöhnt.
Doch sowas, wie am Donnerstagabend gegen Slowenien und am Samstag gegen Norwgen hat er zumindest mit der Nationalmannschaft der Färöer noch nicht erlebt.
"Unsere Fans sind unglaublich. Ohne sie wäre das alles nicht möglich", stellte auch der andere große Färinger Star aus der HBL Skipagotu klar: "Ihnen gebührt ein großes Dankeschön dafür, was sie uns in den vergangenen Tagen alles gegeben haben."
Schon vor Spielbeginn hatte der Färinger Anhang für mehrere Gänsehautmomente gesorgt. Beim Einlauf der Spieler etwa. Und erst recht bei den Nationalhymnen. Nicht nur sangen sie lautstark die eigene Hymne mit, sondern stimmten dann noch in die norwegische mit ein, gefolgt von donnerdem Beifall für den Gegner.
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Handball-EM 2024: Färöer nur noch mit Mini-Chance aufs Weiterkommen
Es ist angesichts dieser unglaublichen Unterstützung schade, dass die Färöer-Inseln wohl keine Chance mehr auf die Zwischenrunde haben. Zwar wartet im abschließenden Gruppenspiel mit den schwachen und bereits ausgeschiedenen Polen eine machbare Aufgabe, um dem mitgereisten Anhang wenigstens noch den ersten EM-Sieg zu schenken.
Doch zu mehr wird es beim EM-Debüt höchstwahrscheinlich nicht mehr reichen. Selbst wenn die Slowenen den großen Favoriten aus Norwegen überraschend schlagen sollten, müssten die Färöer gegen Polen einen sehr hohen Sieg einfahren. Eine nahezu unnögliche Konstellation.
Doch was ist schon unmöglich mit diesen Fans im Rücken? Wenn es am Montag in Berlin wieder heißt: "Hurra, das ganze Land ist da!"