Formel 1
Formel 1 - McLaren steht vor Zerreißprobe mit Lando Norris und Oscar Piastri - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 07.10.2025
- 21:36 Uhr
- Andreas Reiners
Die Stimmung ist bei McLaren trotz des ersten WM-Titels angespannt. Dabei steht der Rennstall noch vor einer Zerreißprobe. Ein Kommentar.
Oscar Piastri hatte offenbar keinen Bock auf seinen Chef.
Deshalb stöpselte er den Teamfunk und damit die lobenden Worte von McLaren-Boss Zak Brown aus. Dabei hatte der Traditionsrennstall gerade den Teamtitel in der Formel 1 gewonnen. Doch zum Feiern ist bei McLaren gerade niemandem zumute, denn die Stimmung ist sechs Rennen vor dem Ende angespannt.
Da half es auch nicht, dass Piastri seinen Wagen schon vor Browns Worten abgestellt hatte und ihn gar nicht hören konnte. In den sozialen Medien ging der Clip dazu trotzdem viral und machte Piastri prompt zum "Bad Boy".
Trotz des letztendlich harmlosen Hintergrunds.
Das Wichtigste in Kürze
Formel 1: Emotionaler Titelkampf zwischen Piastri und Norris
Es ist aber ein illustres Beispiel dafür, wie die Debatten um den Zweikampf zwischen dem Australier und seinem Teamkollegen Lando Norris geführt werden. Emotional nämlich und damit nicht immer komplett zurechnungsfähig.
McLaren macht es mit seinen "Papaya-Regeln" bislang gut und hat die gefährliche Gemengelage halbwegs im Griff. Es zeigt sich aber immer deutlicher, dass das System zur Vermeidung teaminterner Unfälle und damit eines Stallkrieges seine Grenzen hat.
Wo Norris nach der Startberührung in Singapur die Welt nicht verstand ("Jeder im Fahrerfeld hätte es genauso gemacht“), fühlte sich Piastri ungerecht behandelt.
Und das nicht zum ersten Mal.
Externer Inhalt
Norris und Piastri: Wenn Grauzonen ausgereizt werden
Darin liegt die Gefahr, denn Motorsport ist nicht immer schwarz oder weiß, es gibt bei Manövern auch Grauzonen. Graubereiche, in denen sich Champions gerne bewegen und sie ausreizen.
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Um dann weder auf der Strecke noch in anschließenden Diskussionen zurückzuziehen. Komplizierte Konflikte, die das Team lösen muss, es aufgrund der Natur des Sports und der Egos der Fahrer aber nicht immer so kann, dass alle zufrieden sind.
Und es kommt noch ordentlich Salz in die Suppe beziehungsweise Öl ins Feuer. Denn der Rückstand von Norris auf Spitzenreiter Piastri, der immer mehr Nerven zeigt, schrumpfte jetzt auf 22 Punkte.
Formel 1: McLaren in der Formkrise
Gleichzeitig wartet McLaren nun schon seit Zandvoort Ende August auf einen Sieg. McLaren muss nicht nur den eigenen Stall, sondern auch die wiedererstarkte Konkurrenz um Max Verstappen (63 Punkte hinter Piastri) im Blick behalten.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff weiß seit dem erbarmungslos geführten Zweikampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, wie kompliziert so ein Duell werden kann und wie viel dadurch zerstört werden kann, wenn man es als Team falsch managt.
Für McLaren gilt das auch im Hinblick auf die Saison 2026, wenn die neuen Autos kommen und Teamwork noch ein bisschen mehr gefragt sein wird.
Wolff bringt das Dilemma der kommenden Wochen auf den Punkt.
F1-Konkurrenz wartet schon: "Dann wird es interessant"
"Es wird zu einer Situation kommen, in der es auf wenige Punkte ankommen wird. Und dann fängt man an zu rechnen und zurückzurechnen, und ich vermute, dass dann die Ellbogen etwas mehr zum Einsatz kommen werden, und dann wird es interessant", sagte er.
Während die Konkurrenz gespannt zu den frisch gebackenen Team-Weltmeistern blickt, steht McLaren vor einer Zerreißprobe.
Denn Teamchef Andrea Stella weiß: "Wir müssen sehr genau sein, weil viel auf dem Spiel steht. Nicht nur WM-Punkte, sondern das Vertrauen unserer Fahrer in die Art, wie wir als Team arbeiten. Und das ist grundlegender als die Punkte.“
Sonst haben die Fahrer eines Tages tatsächlich keinen Bock mehr auf ihren Chef.