Kein Cockpit in der Königsklasse trotz viel lob
Formel 1: Mick Schumacher verlässt Mercedes und schlägt ein aufregendes Kapitel auf - 25-Jähriger hat Großes vor
- Aktualisiert: 30.11.2024
- 09:13 Uhr
- Michal Swiderski
Mick Schumacher ist der Durchbruch in der Formel 1 nicht gelungen. Anstatt sich mit seiner Rolle als Ersatzfahrer abzufinden, entscheidet sich der Ex-Haas-Pilot allerdings richtigerweise für einen durchaus vielversprechenden Weg.
Von Michal Swiderski
Vor ziemlich genau vier Jahren gab Haas die Verpflichtung von Mick Schumacher bekannt.
"Ich habe immer daran geglaubt, dass ich meinen Traum von der Formel 1 realisieren würde", erklärte der damalige Newcomer. Natürlich hinterließ sein Vater eine de facto unübertreffliche Legende um diesen Namen, der Wechsel hatte nicht nur in Deutschland eine echte Euphoriewelle ausgelöst.
Es dauerte nicht lange, bis Mick die Brutalität der Motorsport-Königsklasse zu spüren bekam. Seit Donnerstag steht schließlich fest, dass er in der kommenden Saison nicht nur kein festes Cockpit übernimmt, sondern auch auf seine Ersatzfahrerrolle bei Mercedes verzichtet.
Das Wichtigste in Kürze
In einer Pressemitteilung bestätigten die Silberpfeile diese Entscheidung. Ein Zitat von Teamchef Toto Wolff ließ dabei aufhorchen: "Wir haben sowohl während seiner Zeit in der Formel 1 als auch an seinen diesjährigen Leistungen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft gesehen, dass er ein Rennfahrer von unglaublichem Kaliber ist, der es verdient, in den allerbesten Meisterschaften zu fahren."
Schumacher künftig kein Mercedes-Testfahrer mehr
Trotz der Lobeshymnen von Wolff oder Sebastian Vettel folgt also das Aus. Ein heißer Kandidat auf die nun vakante Stelle soll Valtteri Bottas sein. Dabei erlebt der erfahrene Finne aktuell ein Jahr zum Vergessen und wartet zwei Rennen vor Saisonende weiterhin auf seine ersten Punkte mit Kick Sauber. Anders als Schumacher macht er allerdings kein Geheimnis aus seinen Hoffnungen auf eine Zukunft in der Formel 1 - die Cadillac-Pläne für 2026 bezeichnete Bottas jüngst als "interessantes Projekt".
Davon ist Schumacher wohl ein Stück weiter entfernt. Das zweijährige Kapitel als Stammfahrer bei Haas konnte er nicht nutzen, fuhr nur in Großbritannien sowie Österreich in die Punkte und auch das erst 2022. Eine weitere Chance bekam der Formel-2-Champion von 2020 nicht, wenn man die Einsätze als Ersatzfahrer ausklammert. "Die Formel 1 verzeiht nicht", stellte Onkel Ralf Schumacher fest.
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Formel-1-Abschied und volle Konzentration auf WEC
Grund zur Trauer besteht dennoch nicht, denn der talentierte Pilot dürfte seinen Karrierehöhepunkt noch nicht erreicht haben. Experten hatten ihm eine Umorientierung ans Herz gelegt und genau diesen Weg schlägt er jetzt anscheinend ein. Einen Vorgeschmack lieferte Mick bereits in den vergangenen Monaten.
Die Rede ist von der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft, die schon seit Wochen als eine der vollwertigen Optionen für 2025 diskutiert wird. Nach durchschnittlichen Premieren-Auftritten feierte Schumacher im 6-Stunden-Rennen von Fuji vor rund zwei Monaten seinen ersten Podiumsplatz seit 2020 und führte Alpine in dessen Debütsaison am Ende direkt zu Platz vier in der Gesamtwertung.
Mehr oder weniger zeitgleich mit dem Mercedes-Abschied veröffentlichte er nun einen Social-Media-Post, in dem eine erneute Teilnahme an der WEC ankündigt. Schumacher sei entschlossen, dazu beizutragen, dass die Ergebnisse im zweiten Jahr noch besser ausfallen.
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Das Alpine-Aufgebot für die nächste Saison hört sich tatsächlich vielversprechend an. Zusammen mit Ferdinand Habsburg, Charles Milesi, Jules Gounon, Paul-Loup Chatin und Neuzugang Frederic Makowiecki soll der angekündigte Angriff gelingen. Der ehemalige Porsche-Fahrer sowie Nachfolger von Matthieu Vaxiviere bringt viel Erfahrung mit, die sich auch mit Blick auf einen Gesamtsieg beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans als hilfreich erweisen könnte.
Ex-Haas-Pilot blüht auf der Langstrecke wieder auf
In der Langstrecken-WM kann Mick im Gegensatz zur Zuschauerrolle neben Toto Wolff oder bei McLaren seine Entwicklung vorantreiben. "Ich möchte mich wieder zu 100 Prozent auf das Rennfahren konzentrieren", kündigte Schumacher an. Ein Vorteil dabei: Dies ist außerhalb des Rampenlichts vermutlich deutlich angenehmer. Mit seinem kometenhaften Aufstieg in den unterklassigen Formelserien hat er sein Potenzial schon unter Beweis gestellt.
Die Lust auf die neuen Herausforderungen ist Schumacher anzumerken. Zum Beispiel die folgende Aussage im Anschluss an das Erfolgserlebnis von Fuji dürfte seine Fans optimistisch gestimmt haben: "Ich bekomme immer mehr Selbstvertrauen, wie man in der WEC kämpfen muss. [...] Es ist ein bisschen wie in den guten alten Kart-Tagen. Ich hatte viel Spaß da draußen."
Wird das nach zwei Jahren im Schatten von Lewis Hamilton und George Russell zum entscheidendem Faktor auf dem Weg zum langfristigen Erfolg? Möglich. Fakt ist, dass ein Cockpit in der Formel 1 keine Bedingung für eine großartige Rennsport-Karriere ist.