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NFL: Pittsburgh Steelers brauchen einen kompletten Neuanfang ohne Aaron Rodgers und ohne Mike Tomlin - ein Kommentar
- Aktualisiert: 29.12.2025
- 18:23 Uhr
- Chris Lugert
Die Pittsburgh Steelers erleben gegen die Cleveland Browns einen Komplettabsturz. Die Teilnahme an den Playoffs gerät in große Gefahr, doch unabhängig davon muss die Franchise einen Neuanfang wagen. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Ein großes Problem so mancher Langzeitbeziehung sind mangelnde Innovationen und stete Wiederholungen. Die Pittsburgh Steelers bewiesen dies am Sonntag auf fast schon tragikomische Weise.
Als die Steelers ihren letzten Drive aufs Feld brachten, um die verheerende 6:13-Niederlage bei den Cleveland Browns noch abzuwenden, warf Quarterback Aaron Rodgers in den Schlusssekunden nahe der gegnerischen Endzone dreimal den gleichen Pass auf Marquez Valdes-Scantling - mit dreimal demselben Ergebnis: Incompletion.
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Es ist ein Sinnbild für die Steelers an diesem Punkt ihrer Geschichte. Vieles läuft gleich ab, aber immer weniger funktioniert. Head Coach Mike Tomlin ist bereits in seiner 19. Saison in Pittsburgh in Amt und Würden, irgendwann ist der Lack einfach ab.
Das gilt ebenso für Rodgers selbst, der sich zwar erst am Ende seiner Debütsaison bei den Steelers befindet, aber mit seinen 42 Jahren eine Franchise nicht mehr weiterentwickeln oder ihr eine neue Dimension geben kann. Rodgers kann bestenfalls verwalten - doch das ist nicht das, was in Pittsburgh derzeit gebraucht wird.
Pittsburgh Steelers als Sinnbild des Durchschnitts
Natürlich ist sportlich alles noch drin. Ein Sieg am kommenden Spieltag im Do-or-Die-Spiel gegen die Baltimore Ravens brächte den Steelers den Division-Sieg in der AFC North, zum fünften Mal in den vergangenen sechs Saisons. Und zum dritten Mal in Serie mit einer Bilanz von 10-7.
Doch es ist eine trügerische Konstanz. Seit der Saison 2016 konnten die Steelers kein Playoff-Spiel mehr gewinnen, Pittsburgh ist zum Sinnbild für gehobenen Durchschnitt geworden. Zu gut, um richtig schlecht zu sein. Gleichzeitig aber auch chancenlos in der Postseason, wenn es gegen die besten Teams richtig wichtig wird.
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In dieser Spirale befinden sich die Steelers inzwischen seit Jahren, ein Entkommen gibt es nicht. Zumindest nicht in der aktuellen Besetzung. So gut Tomlin als Head Coach auch sein mag, so fehlen auch ihm die innovativen Ideen, um die Franchise noch einmal umzukrempeln. Frisches Blut, frische Überzeugungen sind gefragt.
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Was nicht als Vorwurf an Tomlin zu verstehen ist. Es ist schlicht der normale Lauf der Dinge. Jede Ansprache, jedes Spielsystem, jeder Playcall nutzt sich im Laufe der Zeit ab, sofern nicht ein größerer Umbruch erfolgt. Und genau diesen müssen die Steelers in der Offseason vollziehen.
Und zwar unabhängig davon, ob die Playoffs erreicht werden oder nicht. Ganz gleich, ob einer der Pässe von Rodgers Richtung "MVS" sein Ziel noch erreicht hätte. Einzelne Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass im großen Ganzen entscheidende Anpassungen notwendig sind.
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Aaron Rodgers sollte die Karriere beenden
Allein die Verpflichtung von Rodgers vor der Saison war ein Signal für fehlenden Mut. Man ging konservativ vor, man wählte die langweilige Lösung. In der Hoffnung, sich nicht zu verschlechtern. Doch die Chance, sich wirklich zu verbessern, bestand eigentlich nie.
Dafür liegen die besten Zeiten des viermaligen MVP zu lange zurück. Rodgers spielte keine schlechte Saison, aber halt auch keine wirklich gute. Eine Beschreibung, die so auch perfekt auf die Steelers zutrifft - und das seit Jahren.
Für Rodgers deuten die Zeichen auf Karriereende hin. Und wenn er es selbst noch nicht weiß, sollte es ihm irgendjemand mitteilen. Ihm als Spieler würde man einen letzten Auftritt in den Playoffs noch einmal gönnen. Gleichzeitig wäre ein Verpassen der Postseason womöglich genau das Ereignis, das den Beteiligten verdeutlicht, dass es so nicht weitergehen kann. Und wäre damit für die Franchsie langfristig vielleicht sogar besser.
Mike Tomlin wäre derzeit für viele andere Teams ein Gewinn, doch den Steelers hat er alles gegeben. Auch ihm selbst würde ein Tapetenwechsel, ein Neuanfang vermutlich guttun.
Am Ende dürften alle Seiten von einer Trennung profitieren. Denn es wartet ein neues Abenteuer nach der ewigen Routine.