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Basketball-EM - Marko Pesic schwärmt von deutschem Trio: "Das hat kein Land in Europa"

  • Veröffentlicht: 05.09.2025
  • 16:12 Uhr
  • Tobias Wiltschek

Das DBB-Team beeindruckt auch Ex-Nationalspieler Marko Pesic. Bei ran spricht der 48-Jährige über die Leistungen seiner Nachfolger bei der EM, die rassistischen Beleidigungen gegen Dennis Schröder und das Verletzungspech beim FC Bayern München.

Von Tobias Wiltschek

Marko Pesic ist einer der erfolgreichsten deutschen Nationalspieler. Er gewann mit dem DBB-Team Bronze bei der WM 2002 sowie EM-Silber 2005.

Seine Nationalmannschaftskarriere beendete er 2006. Seine Nachfolger aber hat er bis heute im Blick.

Im ran-Interview spricht der 48-Jährige über die Erfolgsfaktoren im deutschen Team, das ungeschlagen das Achtelfinale erreicht hat, und die Konkurrenten um den EM-Titel.

Außerdem äußert er sich zu den rassistischen Beleidigungen gegen Dennis Schröder, zum Ausfall von Litauens Rokas Jokubaitis und zu seiner beratenden Funktion beim FC Bayern München, den er Ende des Jahres verlassen wird.

ran: Herr Pesic, wie beurteilen Sie die bisherigen Auftritte der deutschen Nationalmannschaft bei der Basketball-EM?

Marko Pesic: So wie die gesamte Öffentlichkeit: überragend. Die Art und Weise wie sie Basketball spielt, wie sie sich gibt, wie sie auch angenommen wird in der Öffentlichkeit, ist schon herausragend bis jetzt.

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Pesic: "Kein Unterschied zwischen Topfavoriten und engem Favoritenkreis"

ran: Muss man das DBB-Team mittlerweile zum Topfavoriten auf den Titel erklären?

Pesic: Ich sehe dafür eigentlich keinen Grund, weil die Deutschen ja vorher schon zum engen Kreis der Favoriten gehörten, und das tun sie auch weiterhin. Die anderen großen Mannschaften haben ihre Probleme mit Verletzungen: Frankreich, Litauen, Serbien. Auch Deutschland hat mit Jo Voigtmann einen wichtigen Spieler verloren. In einem Turnier, in dem man fast jeden zweiten Tag spielt, können so viele unerwartete Sachen passieren. Deshalb sehe ich keinen Unterschied zwischen Topfavoriten und dem engeren Favoritenkreis.

ran: Was macht die Mannschaft so stark?

Pesic: Alles, was sie schon in den letzten drei Jahren stark gemacht hat. Abgesehen von den wichtigen Führungsspielern Moritz Wagner und Jo Voigtmann, die jetzt fehlen, herrscht eine große Kontinuität in der Mannschaft. Die Spieler kennen sich gut und sind sehr motiviert. Vielleicht spielen wir jetzt noch etwas schneller als in der Vergangenheit, weil wir dafür eben auch die richtigen Spieler haben.

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Das Wichtigste in Kürze

ran: Dass Dennis Schröder und Franz Wagner das Team tragen, war erwartet worden. Wer ist aus Ihrer Sicht aber bislang die größte Überraschung bei den Deutschen?

Pesic: Mich überrascht kein Spieler. Wir kennen ja alle. Es ist jetzt keiner vom Himmel gefallen. Über Dennis brauchen wir nicht zu sprechen. Aber ein Trio mit dem Talent von Tristan da Silva, Isaac Bonga und Franz Wagner auf den Positionen zwei, drei und vier – das hat kein Land in Europa. Das, was man da an Talent hat, ist wirklich zu genießen und einzigartig.

ran: Gegen Portugal im Achtelfinale ist Deutschland haushoher Favorit. Kann da überhaupt etwas schiefgehen?

Pesic: Es kann ja bloß schiefgehen (lacht). Ich meine das nicht negativ. Es läuft bis jetzt alles so perfekt, dass es nur schiefgehen kann. Das ist die Problematik. Deutschland hatte bislang noch keine echte Drucksituation zu überstehen. Ab jetzt muss man konzentriert bleiben und darf weder einen Spieler noch eine Mannschaft noch eine Situation unterschätzen. Allerdings ist das Team mittlerweile so erfahren, dass ich diese Gefahr nicht sehe.

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Pesic: "Serbien hat viele Probleme mit Verletzungen"

ran: Im Halbfinale könnte es schon zum vorweggenommenen Endspiel gegen die Serben kommen, die von Ihrem Vater Svetislav Pesic trainiert werden. Doch nicht nur wegen der Niederlage gegen die Türkei macht die Mannschaft noch nicht so einen dominanten Eindruck wie die Deutschen. Woran liegt das?

Pesic: Serbien hat viele Probleme mit Verletzungen. Einer der besten Spieler (Bogdan Bogdanovic, Anm. d. Red.) ist ausgefallen für das restliche Turnier. Im letzten Spiel haben sich zwei weitere Spieler verletzt. Vasilije Micic ist erst von einer Verletzung zurückgekommen. Das ist schon eine Herausforderung für sie. Sie haben gegen eine überragende türkische Mannschaft verloren, die auch mit zum Favoritenkreis gehört. Bis zum Halbfinale ist es noch ein langer Weg.

ran: Wie überrascht sind Sie vom Aus der Spanier nach der Vorrunde?

Pesic: Spanien vollzieht derzeit einen Generationswechsel und hat vor allem auf den kleinen Positionen noch sehr junge und unerfahrene Spieler. Natürlich hat man erwartet, ins Achtelfinale zu kommen. Aber ich glaube, dass man in Spanien mit dieser neuen Mannschaft auch keine Medaille erwartet hat. Für den spanischen Basketball ist das Aus kein Genickbruch. Die neue Generation wird ein bisschen Zeit brauchen, doch es sind ein paar überragende Talente dabei.

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Pesic über rassistische Vorfälle: "Eine Schande"

ran: Beim Spiel gegen Litauen wurde Dennis Schröder rassistisch beleidigt. Anschließend erfuhr er sehr viel Unterstützung, auch von den Gastgebern in Finnland. Wird Ihrer Meinung nach im Basketball genügend getan, um solche Vorfälle zu verhindern?

Pesic: Basketball ist eine Sportart, die ganz andere Werte vertritt. Deshalb ist es das Wichtigste, dass Dennis darauf aufmerksam gemacht hat. Wichtig ist aber auch, wie die Veranstalter, die Finnen, aber auch die Litauer reagiert haben. Auch wie die deutsche Mannschaft reagiert hat, zeigt den Zusammenhalt. Die Problematik ist erkannt worden. Es ist eine Schande, dass so etwas im Jahr 2025 passiert. Ich hoffe, dass das nie wieder passiert. Ähnliche Sachen sind auch bei Frankreichs Sylvain Francisco passiert im Spiel gegen Slowenien. Es stört mich, dass es solche Idioten heute noch gibt, dass sie die Werte des Basketballs als globale Sportart nicht verstehen. Ich hoffe, sie werden in Zukunft ausgeschlossen – egal in welcher Halle.

ran: Ist Rassismus im Basketball ein neues Phänomen oder haben Sie solche Vorfälle auch zu Ihrer aktiven Zeit schon erlebt.

Pesic: Es ist immer ein subjektives Empfinden. Ich habe das in meiner Karriere nicht mitbekommen, weder als Spieler noch in meiner Zeit bei Bayern München. Aber wie Dennis sich gefühlt haben muss, tut mir wirklich leid für ihn. Die Reaktion darauf zeigt auch die Stärke der Basketball-Community in Europa.

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Pesic über die Verletzung von Jokubaitis: "Kann man nicht eins zu eins ersetzen"

ran: Mit dem Litauer Rokas Jokubaitis hat sich bei der EM ein Spieler verletzt, der zum FC Bayern gewechselt ist. Wie schwer wiegt sein monatelanger Ausfall für die Bayern und wie wird der Klub darauf reagieren?

Pesic: Das müsste man jetzt die sportliche Leitung fragen. Es ist nicht mehr meine Aufgabe, das medial zu kommentieren. Doch er war ja ein wichtiger Bestandteil unserer Planungen, nicht nur für die kommende Saison. Eins zu eins kann man ihn aber nicht ersetzen, vor allem nicht in dieser Phase der Saison. Fakt ist, dass es sehr unglücklich ist. Wir haben während der EM jetzt zwei wichtige Spieler verloren mit Voigtmann und Jokubaitis.

ran: Sie haben Ihren Rücktritt als Geschäftsführer zum Ende des Jahres angekündigt, schon jetzt aber sind Sie nur noch beratend für Ihre beiden Nachfolger Dragan Tarlac und Adrian Sarmiento tätig. Wie sieht Ihre Arbeit bis Ende des Jahres aus?

Pesic: Wenn mich der Präsident bittet, dabei zu bleiben und meine Erfahrung weiterzugeben, ist es für mich selbstredend, dass ich das tue. Es ist auch klar, dass ich die beiden neuen Geschäftsführer unterstütze. Ich helfe, wo ich kann. Man ist ja jetzt schon in die neue Saison gestartet, und es ist klar, dass ich sie nicht beenden werde. Aber es wird immer mein Verein bleiben, und ich helfe ihm, solange man meine Hilfe braucht – maximal bis Dezember. Doch ich glaube, dass die Personen, die jetzt die Verantwortung tragen, einen exzellenten Job machen.

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