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Isaiah Hartenstein krönt sich mit OKC zum NBA-Champion: Blut, Schweiß, Tränen und Träume

  • Veröffentlicht: 23.06.2025
  • 14:45 Uhr
  • Ole Frerks

Isaiah Hartenstein ist direkt in seinem ersten Jahr bei den OKC Thunder Meister geworden und tritt damit in gewisser Weise in die Fußstapfen von Dirk Nowitzki – auf völlig andere Art allerdings. Für OKC entpuppte sich die Verpflichtung als Volltreffer. Gibt’s im nächsten Jahr eine Wiederholung?

Von Ole Frerks

Einen kleinen Makel hatte der aus seiner Sicht sonst perfekte Abend dann doch. Während Isaiah Hartenstein sichfür den größten Erfolg seiner Basketball-Karriere feiern ließ, befand sich Sohn Elijah im Land der Träume, ratzte seelenruhig und unbeeindruckt von der Geräuschkulisse auf Hartensteins Arm vor sich hin.

Im Stile eines echten MVPs wies Shai Gilgeous-Alexander den Big Man dabei an, den Kopf des Kindes richtig zu stützen. So oder so war Hartenstein Junior out, obwohl Hartenstein das Publikum sogar noch anstachelte, mehr Lärm zu machen. Keine Chance. Der Rest lief dafür prächtig.

Hartenstein und die Thunder taten sich mit Indiana schwerer, als es viele vor der Serie erwartet hatten, aber sie setzten sich durch – holten Titel Nr. 1 in der (OKC-)Franchise-Geschichte, schlossen ihre grandiose Saison mit dem 84. Sieg ab, den zweitmeisten der NBA-Geschichte. Ein passender Schlusspunkt für eine Spielzeit, in der dieses Team in vielerlei Hinsicht historisch unterwegs war.

Was auch für Hartenstein gilt. Der 27-Jährige ist nun der zweite Deutsche, der sich zum NBA-Champion krönen konnte, folgt auf Dirk Nowitzki, dem dieses Kunststück 2011 gelang. Ausgerechnet in einer Serie gegen den Head Coach, der Nowitzki damals zum Titel verhalf. Wobei die Verbindungen zwischen den beiden Champs an diesem Punkt auch schon enden.

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Ein steiniger Weg

Nowitzki war der Star seines Teams, der längst auf Hall-of-Fame-Kurs war, ein MVP und Abo-All-Star, ein hoher Draft-Pick, ein Franchise-Player, dem vor 2011 lediglich der Titel als letzte Validierung seines Legendenstatus fehlte. Hartenstein nimmt nicht nur eine völlig andere Rolle ein, er hat auch einen völlig anderen Weg bis zu diesem Zeitpunkt hingelegt.

In Europa galt auch er als großes Talent, klar. Mit 17 wechselte er nach Litauen zu Zalgiris Kaunas, wo er 2017 erstmals an einer Meisterschaft beteiligt war. 2017 meldete er sich dann auch zum Draft an, wurde jedoch erst an 43. Stelle gepickt, nachdem auf einmal Gerüchte um chronische Knieprobleme die Runde machten. Versprechen, garantierte Spielzeit oder dergleichen gab es für ihn in der NBA keine.

Vom damaligen Draft bis zum Triumph in Oklahoma City opferte Hartenstein Blut, Schweiß und Tränen. Er spielte in der G-League, kämpfte drei Jahre lang für drei verschiedene Teams um einen Rotationsplatz, etablierte sich aber erst im vierten Jahr bei den Clippers … die ihn dennoch prompt nach New York ziehen ließen. Wo sein Stern als Rollenspieler endgültig aufging.

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Karriere voller siebter Spiele

"Meine ganze Karriere ist irgendwie ein Game 7 gewesen", sagte Hartenstein im Lauf des Wochenendes. "So komisch das klingt, ich war wahrscheinlich nervöser am Anfang meiner Karriere, als ich Training-Camp-Deals hatte und darum gekämpft habe, überhaupt eine Karriere zu haben."

Hartenstein arbeitete im Lauf dieser Jahre konstant an sich, an seinem Spiel. Er wurde robuster, ein immer besserer Passer. Er lernte es mit der Zeit, besser ohne Foul zu contesten. Den Distanzwurf, zu Beginn seiner Karriere noch zumindest ein "mögliches" Werkzeug seiner Offense, strich er komplett und ging dazu über, sich noch mehr auf Drecksarbeit, Defense und smartes Team-Play zu fokussieren.

Dieser Fokus machte ihn reizvoll für OKC, wo nach einer vielversprechenden Vorsaison klar identifiziert wurde, was dem Team noch fehlte – und wer dabei würde helfen können. Sam Presti und Co. flogen direkt zu Beginn des Transferfenster nach Eugene, Oregon, um Hartenstein dort von ihrer Vision zu überzeugen.

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Für drei Jahre und 87 Millionen Dollar wechselte Hartenstein schlussendlich, verdiente in der nun abgelaufenen Saison mehr als zuvor in seiner gesamten NBA-Laufbahn. "Ich bin Sam einfach dankbar dafür, dass er an mich geglaubt und mir eine Chance gegeben hat, in dieser Situation zu sein", sagte er nach Game 7 auf dem Podium.

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Passender Abschluss

Was OKC in ihm sah, zeigte sich auch in dieser Partie wieder. Hartenstein startete, so wie mit Ausnahme der ersten drei Finals-Spiele in der gesamten Postseason. Er reboundete, blockte Driving Lanes für Shai oder Jalen Williams frei.

Gerade in Halbzeit eins, als das Team noch seine Sicherheit suchte, hatte er einige wichtige Sequenzen – ein feiner Pass auf den cuttenden Alex Caruso etwa, oder sein And-1 zum Ausgleich kurz vor der Pause. 7 Punkte, 9 Rebounds, 4 Assists und 1 Steal verzeichnete er insgesamt in 18 Minuten, eine sehr typische Hartenstein-Statline.

Hartenstein spielte nicht laut, nicht flashy, das ist ohnehin nicht seine Sache. In Halbzeit zwei wurde er etwas weniger gebraucht, da Mark Daigneault zum Teil klein spielen ließ und da Chet Holmgren das Spiel defensiv bisweilen dominierte. Hartensteins Wert für das Team minderte dieser Fakt keineswegs.

Die Verpflichtung hat sich für OKC vollumfänglich ausgezahlt, da sie die Vielseitigkeit erhöhte. Hartenstein ist eine weitere starke, einzigartige Option in einem Team, das – auch dank ihm – aktuell mehr davon hat als alle anderen. Und das kommende Saison vielleicht sogar noch mehr davon haben wird.

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Start einer Dynastie?

Die Thunder sind auch in dieser Hinsicht ganz anders als die 11er Mavs: Sie sind kein Team voller Veteranen, die auf eine letzte Chance hofften. Sondern blutjung, der zweitjüngste Champion aller Zeiten, mit Upside. Ein Team, das auf weitere Titel hofft, vielleicht sogar darauf, eine Ära zu prägen. Sie sind zumindest bestmöglich dafür positioniert, ein dynastisches Team zu werden.

Hartenstein war mit seinen 27 bereits einer der Elder Statesmen. Ein Teil des jungen Star-Kerns ist er nicht – er sollte vielmehr dabei helfen, diesen Kern auf den Olymp zu hieven. Das haben er und der aus ähnlichen Gründen geholte Alex Caruso nun direkt im ersten Anlauf geschafft, und es war Caruso, der als einziger Spieler im Kader mit NBA-Championship-Erfahrung auch bei der Feier in der Kabine noch Lektionen erteilte.

"Niemand von uns wusste, wie es geht. AC musste uns beibringen, wie man Champagner-Flaschen richtig öffnet. Wir sind dankbar für sein Tutorial", sagte Hartenstein, der 2017 in Litauen noch anderen Jubel erlebt hatte. "Dort haben sie einfach nur puren Tequila getrunken."

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Kader voller Luxus

Nun wollen die Thunder natürlich direkt dort oben bleiben, und sie können dafür den gesamten Kader (sowie Nr.12-Pick Nikola Topic) zurückbringen. In der kommenden Saison wird Hartenstein wohl noch ein letztes Mal der OKC-Spieler mit dem höchsten Gehalt nach Shai sein, da die Rookie-Verträge von Chet und J-Dub noch je ein Jahr laufen.

2026 wird das Team dann schlagartig sehr teuer (bei Hartenstein besteht für 26/27 eine Team-Option), und es wird sich zeigen müssen, ob OKC diesen kompletten Luxuskader dann immer noch zusammenhalten kann, zumal Shai bis dahin einen Supermax-Vertrag in den Taschen haben wird. All das ist nun aber natürlich nebensächlich, ein Thema für die Zukunft.

Etwas pressierender ist die Frage, wie Hartenstein den kommenden Sommer bestreitet. Eine Teilnahme an der EM hatte er im Frühling nicht ausgeschlossen, nachdem er zuletzt 2018 für das DBB-Team aufgelaufen war – nun dauerte die Saison aber maximal lang an. Gut möglich, dass dieser Sommer der Regeneration gilt und das DBB-Comeback vertagt werden muss.

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Stoff der Träume

Spätestens 2028 bei Olympia will Hartenstein unbedingt dabei sein. Bis dahin vergeht noch viel Zeit, natürlich. Dass sich innerhalb von drei Jahren in der NBA und in individuellen Karrieren sehr viel verändern kann, demonstriert nicht zuletzt der Weg, den Hartenstein selbst über die vergangenen Jahre hingelegt hat.

"Ich denke, wir haben jetzt erstmal ein wenig Spaß", sagte Hartenstein, als er nach der nächsten Saison gefragt wurde. "Aber ich denke, wir haben eine gute Chance. Natürlich muss man es immer erneut beweisen. Wenn die nächste Saison anfängt, starten alle bei 0-0. Aber ich denke, wir haben eine gute Gruppe. Wir haben jetzt erstmal Spaß, dann sehen wir weiter."

Das ist wohl die richtige Einstellung. Dieser Titel ist ein Karrierehöhepunkt, das Größte, was ein Teamspieler in der NBA erreichen kann. Der Stoff, aus dem Träume gemacht sind. Vielleicht ja sogar auch die von Elijah Hartenstein.

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