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Borussia Dortmund: Ein Sommer voller BVB-Brennpunkte – Auf der Suche nach Euphorie und Intensität
- Veröffentlicht: 26.08.2025
- 11:56 Uhr
- Marcus Giebel
Bei Borussia Dortmund erinnert zum Saisonstart nichts mehr an die Erfolgsserie zum Ende der vorigen Spielzeit. Das hängt aber nicht nur mit dem verpassten Sieg beim FC St. Pauli zusammen.
Borussia Dortmund zieht bereits nach dem ersten Spieltag der Bundesliga-Saison Konsequenzen. So kündigte es Lars Ricken bei "Sky" an. "Wir werden künftig darauf achten, dass zum Bereich um die Kabine ausschließlich Spieler, Trainer und Funktionäre Zutritt haben, damit wir gar nicht erst in die Situation kommen, solche Vorfälle kommentieren zu müssen", versicherte der Geschäftsführer Sport.
Es war eine Reaktion auf den offenbar durchaus emotionalen Austausch zwischen den Eltern von Jobe Bellingham und Sportdirektor Sebastian Kehl im Innenbereich des Millerntorstadions nach dem für die Schwarz-Gelben enttäuschenden 3:3. Die Szene, die beinahe mehr diskutiert wurde, als die sportliche Darbietung der Mannschaft von Trainer Niko Kovac, verdeutlicht: Es rumort bereits beim Champions-League-Starter.
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Wieder einmal. Dabei war der BVB als Mannschaft der Stunde aus der vergangenen Saison gegangen. Dank 22 Punkten aus den letzten acht Ligaspielen gelang noch der Sprung auf den nur scheinbar bereits ohne den Dauergast abgefahrenen Zug Richtung Königsklasse.
Doch diese Hochphase scheint Ende August 2025 bereits Jahre zurückzuliegen. Nicht nur, weil erstmals seit 2014 ein Auftaktdreier in der Bundesliga verpasst wurde.
Das Wichtigste in Kürze
BVB mit Abwehrsorgen: Kaum Alternativen für Kovac
Sondern auch, weil den Dortmundern auf dem Transfermarkt überraschend wenig gelang. Bis zum Ligastart war Bellingham der einzige wirkliche Neuzugang, der Ambitionen auf die Startelf hat. Dazu wurden die zuvor geliehenen Daniel Svensson und Yan Couto fest verpflichtet.
Gerade der Brasilianer scheint aber noch immer nicht wirklich angekommen zu sein. Dennoch stand er bei beiden Pflichtspielen über die volle Zeit auf dem Platz. Weil Kovac defensiv die Alternativen fehlen.
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Abwehrchef Nico Schlotterbeck wird wegen eines Meniskusrisses bereits seit Monaten schmerzlich vermisst, Niklas Süle laboriert an einer Muskelverletzung in der Wade und Kapitän Emre Can plagt sich mit Adduktorenbeschwerden herum. Zuletzt war auch Julian Ryerson mit Wadenproblemen raus.
Nun fehlt obendrein der aufgrund der Abwehrsorgen im DFB-Pokal bei Rot-Weiss Essen (1:0) und auf St. Pauli direkt gefragte Filippo Mane. Seine Rote Karte leitete die aus Dortmunder Sicht schlimme Schlussphase ein, nachdem es nach 85 Minuten beim Stand von 3:1 noch nach einem Einstand nach Maß ausgesehen hatte.
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Verstärkungen für BVB: Chelsea-Duo folgt wohl Bellingham
Die letztlich liegen gelassenen Punkte wollte aber niemand bei der Borussia dem italienischen Youngster ankreiden. Kovac bemängelte vielmehr, sein Team habe "es über 90 Minuten so gut wie überhaupt nicht geschafft, dem Gegner Paroli zu bieten, was die Körperlichkeit und die Physis angehen".
Torwart Gregor Kobel sah es ähnlich und forderte "Intensität, Wille, Biss". Es müsse wieder all das erweckt werden, was den BVB im Schlussspurt der vergangenen Saison ausgezeichnet habe: "Wir waren hart in den Zweikämpfen. Daran müssen wir wieder anknüpfen."
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Helfen soll dabei ein weiterer Spieler, der bereits im Frühjahr für das Kovac-Team auflief. Die Verpflichtung von Carney Chukwuemeka vom FC Chelsea machte der BVB mittlerweile offiziell, er unterschrieb bis 2030. Von den "Blues" soll auch Aaron Anselmino ausgeliehen werden, der eine weitere Option für die gebeutelte Abwehr darstellen würde.
Große Euphorie lösen die beiden Talente beim schwarz-gelben Anhang allerdings nicht aus, gelten sie doch auch eher als Kandidaten für die Breite des Kaders. Hinzu kommt: Anselmino verpasste seit seiner Ankunft an der Stamford Bridge zu Jahresbeginn viele Spiele wegen einer Oberschenkelverletzung. Bislang stehen zwei Minuten bei der Klub-WM und ein 62-Minuten-Einsatz für die U21 in seiner Chelsea-Vita.
Wie gefühlt in jedem Transferfenster wabert der Name Jadon Sancho über den Borsigplatz. Allerdings stellt sich wie immer die Frage nach der Finanzierung. Angesichts eines im kommenden Jahr auslaufenden Vertrags bei Manchester United scheint die Liste der Interessenten lang zu sein. Auch beim FC Bayern München soll der Engländer diskutiert worden sein.
BVB: Abwehr-Sorgen! Doch Kovac ist zu Scherzen aufgelegt
Dortmund nach Liga-Start: "Wir sind alle enttäuscht"
Auf der Abgangsseite könnte sich ebenfalls noch etwas tun. Als Kandidaten für einen Abschied gingen etwa Salih Özcan und Julian Brandt in diesen Sommer, bei beiden läuft der Vertrag nach der Saison aus. Doch zumindest der deutsche Nationalspieler unterstrich mit seinem sehenswerten Treffer am Samstagabend, welchen Wert er trotz seiner aktuellen Bankrolle noch immer für die Mannschaft hat.
Laut Ricken habe es Kovac sogar "echt wehgetan, ihn nicht von Anfang an spielen zu lassen". Das wird Brandt allerdings kaum trösten, der bereits nach seiner Einwechslung in Essen bei "Sky" gesagt hatte: "Der Trainer hat sich schon was dabei gedacht." Aber natürlich sei es "schon mein Wunsch, auf dem Platz zu stehen".
Insofern dürfte für den dienstältesten BVB-Profi im Besonderen gelten, was Kehl für den gesamten Verein nach dem zweiten Pflichtspiel reklamierte: "Wir sind alle enttäuscht.“
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Tatsächlich zeigte sich in beiden Partien das altbekannte BVB-Bild aus den weit weniger erfolgreichen Wochen der Vorsaison, als selbst die Qualifikation für die Conference League bereits in die Ferne rückte. Hinten präsentiert sich die Mannschaft zu anfällig, vorne mangelt es oftmals an Durchschlagskraft, gegen unvorhersehbare Widerstände kommt sie kaum einmal an.
Siehe die Rote Karte. Bereits in der vergangenen Saison kassierte der BVB sechs Platzverweise. Nur eines der Spiele in Unterzahl wurde gewonnen – beim 3:1 beim VfL Wolfsburg kurz vor Weihnachten, dem letzten Sieg unter Nuri Sahin.
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BVB und die Guirassy-Abhängigkeit: Kommt noch ein Backup?
Schon unter dem langjährigen Dortmunder Profi war das Team extrem abhängig von den Toren Serhou Guirassys. Dieses Problem schleppt auch der nun bis 2027 gebundene Kovac mit sich herum, obwohl der Guineer weiterhin zuverlässig knipst. Ein Backup würde dem BVB aber dennoch gut zu Gesicht stehen. Zuletzt galt Fabio Silva von den Wolverhampton Wanderers als Kandidat.
Doch wie so viele Personalien in diesem Sommer zieht sich auch diese wie Kaugmmi - wenn auch nach "Sky"-Informationen das Happy End bevorstehen soll. Um die Laune war es aufgrund der vielen Brennpunkte also schon vor dem Anpfiff am Millerntor nicht zum Besten bestellt. Das enttäuschende Ergebnis und der folgenreiche Besuch von Mutter und Vater Bellingham im Kabinentrakt taten ihr Übriges.
Für einen Umschwung muss die Borussia in den kommenden Tagen und Wochen wohl ebenso konsequent auftreten wie Ricken es hinsichtlich der Gäste von der britischen Insel ankündigte. Zum einen auf dem Transfermarkt, zum anderen aber auch auf dem Rasen.