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Bundesliga

Borussia Dortmund: Nuri Sahin unter Druck - Diese sechs Probleme hat der Klub

  • Aktualisiert: 03.11.2024
  • 23:15 Uhr
  • Chris Lugert

Nuri Sahin steht beim BVB mächtig unter Druck. Das Topspiel gegen RB Leipzig könnte für den Trainer bereits ein Endspiel sein. Die aktuellen Probleme in Dortmund gehen aber über den Trainer hinaus.

Von Chris Lugert

Bei Borussia Dortmund brennt ohne Zweifel der Baum. Spätestens das Pokalaus unter der Woche beim VfL Wolfsburg (0:1 n.V.) hat die Stimmung beim BVB kippen lassen. Im Fokus der Kritik steht vor allem Trainer Nuri Sahin.

Ausgerechnet in dieser Gemengelage steht für die Schwarz-Gelben am Samstag das Topspiel gegen RB Leipzig (ab 18:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) auf dem Programm. Gegen die Sachsen wurden in der Vorsaison beide Bundesligaspiele verloren. Weitere Niederlagen sind aber das Letzte, was sich Dortmund aktuell erlauben kann.

Für Sahin könnte es bei einer Pleite bereits eng werden, allen Beteuerungen von Sportdirektor Sebastian Kehl zum Trotz. Am Ende sind die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs kein Geheimnis, zumal Sahin längst die Unterstützung vieler Fans verloren hat.

Doch ein tieferer Blick zeigt, dass der Türke bislang zwar eine unglückliche Figur abgibt, die Probleme beim BVB aber viel umfassender sind. ran nimmt die Lage in Dortmund unter die Lupe.

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1. BVB-Problem: Sahin zeigt seine Unerfahrenheit

Nun ist es nicht so, dass Sahin das arme Bauernopfer wäre, das ja eigentlich alles richtig macht. Tatsächlich macht der junge Coach bei seiner ersten Station als Cheftrainer eines europäischen Topklubs oftmals keine gute Figur.

Über allem schwebt sein taktisches Desaster im Champions-League-Spiel bei Real Madrid. Wie er durch eine unnötige Umstellung einen bis dahin starken Auftritt in den Mülleimer warf, um am Ende mit einem krachenden 2:5 aus dem Bernabeu-Stadion abzureisen, war schon hart mitanzusehen.

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Das Wichtigste in Kürze

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  • Kommentar: Nur eine Sache kann Sahin jetzt noch retten

  • Der Spielplan des BVB in der Übersicht

Sicher, hinterher ist man immer schlauer. Dass es aber keine besonders gute Idee ist, auswärts in Madrid jede offensive Entlastung zu opfern, um Real die Möglichkeit zu geben, den Gegner zu erdrücken, wissen sogar Nicht-Fußball-Lehrer.

Doch auch abseits derart offensichtlicher Patzer kann der 36-Jährige seine Unerfahrenheit nicht immer verbergen. Auch nach fast vier Monaten im Amt ist es ihm nicht gelungen, eine klare Achse zu definieren. Sahin wechselte zu oft auf wichtigen Positionen und schaffte damit Unsicherheit bei den vermeintlichen Leistungsträgern. Aktuell wirkt er zunehmend verzweifelt und ratlos, weil die meisten seiner Maßnahmen ins Leere laufen.

Zudem hat auch er es bislang nicht geschafft, seinen Spielern die Wankelmütigkeit auszutreiben und gleichzeitig den vollen Fokus in allen Spielen einzuimpfen. Wie auch in der Vorsaison zeigen die BVB-Profis im Wechselspiel zwischen Champions League und Bundesliga zwei Gesichter. Hier fehlt dem letztjährigen Co-Trainer Sahin und seinen ebenfalls unerfahrenen Assistenten womöglich auch die Autorität.

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2. BVB-Problem: Adeyemis Verletzung traf den Klub ins Mark

Die noch junge Saison des BVB lässt sich in zwei Phasen einteilen. Von den ersten acht Pflichtspielen verlor der BVB nur eines, es war das 1:5 beim VfB Stuttgart. Seither stehen vier Niederlagen in fünf Partien zu Buche.

Der Unterschied zwischen den Phasen: Die eine war mit einem fitten Karim Adeyemi, die andere ohne ihn. Was der Flügelspieler unter anderem in der Champions League gegen Celtic Glasgow auf den Platz zauberte, war phänomenal. Doch just in diesem Spiel verletzte er sich und fällt seither aus. Seine Qualität kann der Kader nicht auffangen.

Adeyemi war gerade dabei, endlich so etwas wie Konstanz in sein Spiel einzubringen. Er überzeugte mit Schnelligkeit, Dribbelstärke und Abschlussqualität. Zehn Torbeteiligungen in jenen acht Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache, er war ein Fixpunkt und Treiber der Offensive.

Ohne ihn fehlt es dem Spiel sichtbar an Dynamik, weil andere Spieler wie Donyell Malen oder Jamie Gittens zu inkonstant agieren und Neuzugang Maximilian Beier bislang noch überhaupt kein Faktor ist. Große Hoffnungen verband der BVB mit Beier. Doch nicht nur mit ihm, was uns zum dritten Punkt bringt.

3. BVB-Problem: Die Neuzugänge zünden noch nicht

Der Hype um die BVB-Transfers im Sommer war riesig. Für Beier, die beiden Stuttgarter Serhou Guirassy und Waldemar Anton, Pascal Groß und das Leihgeschäft für Yan Couto gab der Klub um die 80 Millionen Euro aus.

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Den besten Start erwischte zweifellos Guirassy, der direkt dort weitermachte, wo er in Stuttgart aufhörte: die Gegner in Grund und Boden zu schießen. Sieben Tore und drei Vorlagen sind in zehn Pflichtspielen alles andere als schlecht, im Gegenteil.

Doch auch beim Guineer herrschte in den jüngsten drei Partien Ladehemmung. Das liegt aber nicht nur an Guirassy selbst, zuletzt kam er auch mangels guter Zuspiele deutlich seltener in gefährliche Abschlusssituationen.

Groß wiederum hat sich direkt zum Chef im Mittelfeld entwickelt, musste aber immer wieder mit wechselnden Partnern an seiner Seite zurechtkommen. Emre Can, Felix Nmecha, Marcel Sabitzer - da ist es schwer, Rhythmus aufzubauen.

Anton wiederum war als Nachfolger von Mats Hummels eingeplant, konnte diese Erwartungen bislang aber nicht erfüllen. Regelmäßig fiel er durch schwache Leistungen auf, verlor zwischenzeitlich seinen Platz in der Startelf und fehlt inzwischen verletzt.

Auch Beier läuft seiner Form der Vorsaison, als er die TSG Hoffenheim mit 16 Toren in den Europapokal und sich selbst zur EM schoss, weit hinterher. Sahin hat noch keine ideale Position für den flinken Angreifer gefunden und brachte ihn meist als Joker. Durfte Beier aber von Beginn an ran, wie im Pokal in Wolfsburg, kam dabei bislang nichts heraus.

Zwölf Torbeteiligungen brachte Couto in der vergangenen Saison beim FC Girona zustande, er war einer der Schlüsselspieler des Überraschungsteams, das sich erstmals für die Champions League qualifizierte.

In Dortmund war davon bislang aber herzlich wenig zu sehen. Im Gegenteil Couto ist ein Schatten seiner selbst aus der Vorsaison. Womöglich hat der BVB abermals einen Transfer-Fehlgriff getan, immerhin wird Couto den BVB im Sommer 25 Millionen Euro kosten.

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4. BVB-Problem: Kompetenzgerangel in der Führungsetage

Es gab Zeiten, da waren die Aufgaben beim BVB in der Chefetage klar verteilt. Hans-Joachim Watzke ist der Boss, Sportdirektor Michael Zorc verantwortet das Transfergeschehen. Fertig, also grob zumindest.

Von dieser schlanken, geradlinigen Organisation ist die Borussia anno 2024/25 ein gutes Stück entfernt. Watzke hat seinen Abschied Ende 2025 bekannt gegeben, ist als graue Eminenz aber irgendwie immer noch da.

Sein Nachfolger Lars Ricken ist bereits jetzt Sport-Geschäftsführer, hat unter sich aber noch den Sportdirektor Sebastian Kehl. Der wiederum ist offiziell für die Transfers zuständig, dann gibt es aber auch noch einen Sven Mislintat, der selbst gerne Sportdirektor wäre, jetzt aber Kehl zuarbeitet - was beinahe bereits zum Knall und zu Mislintats Entlassung geführt hätte.

Dass dann auch noch Matthias Sammer als Berater mitmischt, macht das Chaos perfekt. Klare Entscheidungsstrukturen fehlen, untereinander herrschen womöglich sogar Eifersüchteleien. Solche innere Unruhe hilft keinem Klub.

5. BVB-Problem: Hummels fehlt als Bad Boy

Was den vielen Köpfen, die am Transfergeschehen beteiligt sind, offenbar nicht in den Sinn gekommen ist: den Abgang von Mats Hummels aufzufangen. Und zwar nicht nur sportlich, sondern vor allem als Führungspersönlichkeit.

Hummels war als unangenehmer Querkopf in der Kabine bekannt. Er legte den Finger immer in die Wunde und ging seinen Kollegen damit durchaus auch auf den Geist. Doch damit erstickte er aufkommende Fehlentwicklungen auch schnell im Keim. Solch eine Persönlichkeit fehlt in der aktuellen Mannschaft.

Wobei es durchaus Spieler gäbe, die diese Rolle ausfüllen könnten, es aus unterschiedlichen Gründen aber nicht tun. Kapitän Emre Can ist ein Thema für sich, derzeit ist er mehr mit seiner eigenen Leistung als mit der Führung der Mannschaft beschäftigt. Sahin stärkt ihm zwar demonstrativ den Rücken und auch in der Kabine soll er hoch angesehen sein. Doch aktuell scheint er mehr ein Teil des Problems als der Lösung zu sein.

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© 2024 Getty Images

Julian Brandt stellt sich regelmäßig vor die Kameras und sagt viele richtige Dinge, ist aber als Typ schlicht kein Anführer. Marcel Sabitzer wiederum wäre so jemand, wurde zuletzt aber nach seinen kritischen Aussagen bezüglich seiner Position gerüffelt und damit in der internen Hackordnung faktisch degradiert.

6. BVB-Problem: Die Verletzungsseuche

Verletzungsprobleme haben beim BVB inzwischen seit Jahren Tradition, aktuell aber nimmt die Seuche schon tragikomische Züge an. Adeyemi wurde bereits erwähnt, im selben Spiel gegen Celtic verletzte sich auch noch sein möglicher Ersatzmann Julien Duranville.

In der Innenverteidigung ist Nico Schlotterbeck aktuell der einzige gesunde Spieler, weshalb zuletzt Emre Can zentral neben ihm verteidigen musste. Auf den Außenverteidigerpositionen hat es Yan Couto und Julian Ryerson erwischt. In Wolfsburg musste daher Pascal Groß den Rechtsverteidiger geben.

Beim Pokalaus in Niedersachsen saßen neben Ersatztorwart Alexander Meyer und Marcel Sabitzer ausschließlich Spieler aus dem Nachwuchs auf der Bank. Personell gehen die Dortmunder derzeit komplett auf dem Zahnfleisch.

Und gegen Leipzig könnte ein weiterer Stammspieler ausfallen. Torwart Gregor Kobel plagte sich nach dem Spiel in Wolfsburg mit Problemen am Oberschenkel und der Hüfte herum. Einsatz gegen Leipzig? Unklar.

Es läuft einfach nicht beim BVB.

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