BUNDESLIGA LIVE IN SAT.1, AUF RAN.DE UND JOYN
FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach - Moritz Nicolas: "Wir haben die nötige Qualität und den notwendigen Charakter"
- Veröffentlicht: 24.10.2025
- 14:36 Uhr
- Andreas Reiners
Borussia Mönchengladbach steckt vor dem Klassiker gegen den FC Bayern in der Krise. Wir haben mit Gladbachs Torhüter Moritz Nicolas über die aktuelle Situation beim Traditionsklub gesprochen.
Das Interview führte Andreas Reiners
Die Botschaft war eindeutig: Die Fans von Borussia Mönchengladbach haben der sieglosen Mannschaft nach der Pleite bei Union Berlin eine emotionale Ansage mit auf den Weg gegeben.
"Die Worte, die gefallen sind, waren absolut treffend. Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass wir mit den Fans eine Einheit bilden", sagt Gladbachs Torhüter Moritz Nicolas im ran-Interview.
Die Aufgabe am Samstag wird aber auch so schwer genug, denn dann ist der aktuell dominant auftretende und bislang unbesiegte Rekordmeister FC Bayern zu Gast.
- Max Eberl soll Geheimtreffen mit Berater von Wunschspieler gehabt haben
- Woltemade bei Newcastle United - Wechsel zum FC Bayern im zweiten Anlauf?
"Bayern ist mit Abstand die beste Mannschaft der Liga. Wenn an dem Tag alles zusammenpasst, ist etwas möglich. Genau mit dieser Haltung muss man in jedes Spiel gehen", sagt Nicolas.
Was zusammenpassen muss, wie er die Situation rund um den Klub sieht, die Stimmung in der Kabine und ob Qualität und Führungsspieler fehlen – darüber haben wir mit dem 28-Jährigen gesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
Moritz Nicolas: Rückblicke bringen uns jetzt nicht weiter
ran: Moritz Nicolas, die Fans haben nach dem Union-Spiel eine deutliche Botschaft hinterlassen. Wie haben Sie das aufgenommen?
Moritz Nicolas: Die Worte, die gefallen sind, waren absolut treffend. Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass wir mit den Fans eine Einheit bilden. Wir sitzen alle im selben Boot. Ich habe das also positiv aufgenommen, als ein klares Signal an uns alle und als Erinnerung daran, worum es geht und dass wir da nur zusammen wieder rauskommen.
ran: Die Anhänger haben gefordert, dass die Mannschaft das Herz auf dem Platz lässt, das werde man immer honorieren. Hat das zuletzt gefehlt?
Nicolas: Natürlich gehört Leidenschaft dazu, auch unangenehm und schwer zu bespielen zu sein. Das ist ein wichtiger Teil dessen, was uns ausmachen muss. Uns ist klar, in welcher Situation wir stecken.
ran: Die Tabelle spricht im Moment eine klare Sprache. Im Frühjahr war man aber noch auf Tuchfühlung zu den europäischen Plätzen. Was ist in den letzten Monaten passiert rund um die Mannschaft?
Nicolas: Warum wir so lange auf einen Sieg warten, ist schwer zu sagen. Ich glaube nicht, dass die Negativspirale aus der vergangenen Saison am Anfang dieser Spielzeit noch eine Rolle gespielt hat. Rückblicke bringen uns jetzt aber auch nicht weiter. Wir gehen in jedes Spiel mit dem gleichen Ziel – zu gewinnen. Als Fußballer musst du Dinge schnell abhaken und nach vorne schauen.
ran: Wie viel ist in so einer Phase Kopfsache?
Nicolas: Wenn du über einen längeren Zeitraum keine Erfolgserlebnisse hast, bleibt etwas im Kopf hängen und es wird schwerer, befreit zu spielen. Deshalb ist es so wichtig, jedes Spiel wieder als neue Chance zu sehen.
ran: Wie gehen Sie persönlich mit der Situation um, mit der Kritik, mit den Schlagzeilen? Blenden Sie das aus oder setzen Sie sich bewusst damit auseinander?
Nicolas: Man sollte in schlechten Phasen nicht alles lesen und in guten genauso wenig alles glauben. Die Wahrheit liegt meistens irgendwo dazwischen, und am besten kann man sie selbst einordnen. Entscheidend ist, bei sich zu bleiben. Das hilft, fokussiert zu bleiben.
ran: Wie ist aktuell die Stimmung in der Kabine? Herrscht mehr Verunsicherung, Trotz oder Optimismus?
Nicolas: Uns ist allen bewusst, in welcher Situation wir stecken. Gleichzeitig braucht man eine gewisse Lockerheit. Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit ist entscheidend.
Externer Inhalt
Moritz Nicolas: Ausfall von Tim Kleindienst tut weh
ran: Sie haben schon einige Kader miterlebt. Wie bewerten Sie die aktuelle Mischung im Team: Fehlt Qualität, fehlen Führungsspieler?
Nicolas: Wir haben die nötige Qualität und den notwendigen Charakter, aber wir müssen das konstant abrufen. Natürlich merkt man, dass uns der Ausfall von Tim Kleindienst weh tut, weil er Tore macht und Energie reinbringt. Dass wir im Sommer wichtige Spieler abgegeben haben, kann man nicht wegdiskutieren. Dafür haben wir neue Jungs bekommen, die ihre Stärken einbringen und teilweise in die Rolle noch reinwachsen müssen und auch werden.
ran: Also befindet sich die Mannschaft immer noch in einer Findungsphase?
Nicolas: Es ist immer ein Prozess. Trotzdem haben wir uns bessere Ergebnisse vorgenommen. Die helfen uns, die brauchen wir.
ran: Reicht da vielleicht schon ein einziger Sieg als Initialzündung, um die Kehrtwende zu schaffen?
Nicolas: Wenn du gewinnst, fallen dir viele Dinge plötzlich leichter, du spielst befreiter, du gewinnst mehr Selbstverständnis. Das haben wir auch letztes Jahr in unserer guten Phase gesehen.
Timo Werner, Serge Gnabry und Co.: Diese Bundesliga-Stars sind im Sommer 2026 ablösefrei zu haben
ran: Wie läuft generell der Austausch innerhalb des Teams? Gibt es klare Gespräche, auch selbstkritische?
Nicolas: Natürlich. Es geht nicht immer nur um Taktik oder Systeme. Ich glaube, dass Diskussionen innerhalb der Mannschaft wichtig sind, also ehrliche Gespräche, in denen Dinge klar angesprochen werden, um sie besser zu machen. Wir haben uns deshalb auch in dieser Woche zusammengesetzt und Dinge offen angesprochen. Der Trainer findet ebenfalls klare Worte, sowohl inhaltlich als auch emotional.
ran: Was hat die Mannschaft aktuell, was ihr in dieser Situation besonders helfen kann?
Nicolas: Für mich sind die Basics entscheidend. Dass man wieder schwer zu bespielen ist, intensiv in den Zweikämpfen, unangenehm für den Gegner. Wenn diese Basis stimmt, kann man darauf spielerisch aufbauen und Akzente setzen. Wir brauchen Konstanz, Kaltschnäuzigkeit, Disziplin, auf allen Positionen. Und wir müssen lernen, einfache Gegentore zu vermeiden.
ran: Eine wichtige Rolle spielt Eugen Polanski. Nach dem Trainerwechsel gab es zwei Punkte aus vier Spielen. Ist der Effekt schon verpufft?
Nicolas: Es kann der beste Trainer der Welt an der Seitenlinie stehen: Wenn wir es nicht abrufen, bringt es nichts. Natürlich hätten wir uns mehr Punkte gewünscht, aber das ändert nichts daran, dass Eugen einen sehr guten Job macht.
Eugen Polanski: "Mit seiner Art kann er eine Mannschaft anzünden"
ran: Was zeichnet seine Arbeit konkret aus?
Nicolas: Eugen macht einen sehr klaren Eindruck. Er hat eine klare Idee, was er von uns sehen will, und was nicht, und das spürt man auch im Training. Mit seiner Art kann er eine Mannschaft anzünden. Am Ende liegt es aber bei uns Spielern, das auf dem Platz umzusetzen.
ran: Wie wichtig ist es, dass rund um die sportliche Führung jetzt wieder Ruhe einkehrt, auch mit Rouven Schröder und der noch offenen Trainerfrage?
Nicolas: Klarheit auf gewissen Positionen ist für einen Verein immer wichtig, und aktuell haben wir in Eugen und Rouven klare Ansprechpartner für unsere Themen. Aber: Wir Spieler müssen die Punkte holen, niemand anders.
FC Bayern: Neuer beschwört Siegeswille und reagiert auf Kompany-Verlängerung
ran: Was stimmt Sie optimistisch, dass es am Ende für den Klassenerhalt reicht?
Nicolas: Davon bin ich absolut überzeugt. Ich schaue aber nicht zu weit voraus, konzentriere mich auf das nächste Spiel, bereite mich bestmöglich vor und will meine Leistung bringen.
ran: Das nächste Spiel ist gegen den FC Bayern. Kann Borussia in der aktuellen Situation da möglicherweise sogar nur gewinnen?
Nicolas: Bayern ist mit Abstand die beste Mannschaft der Liga. Wenn an dem Tag alles zusammenpasst, ist etwas möglich. Genau mit dieser Haltung muss man in jedes Spiel gehen.
Gladbach gegen Bayern: Das muss zusammenpassen
ran: Wenn alles zusammenkommen muss, um Bayern zu schlagen – was genau muss dann zusammenpassen?
Nicolas: Eine gewisse Kaltschnäuzigkeit, ganz klar. Du bekommst gegen Bayern nicht viele Chancen, die musst du eiskalt nutzen. Dazu brauchst du eine kompakte Defensive, absolute Geschlossenheit und gegenseitige Unterstützung. Bayern ist in allen Mannschaftsteilen überragend. Und ja, am Ende gehört auch immer ein kleines Quäntchen Glück dazu, wenn du gegen so eine Mannschaft spielst.
ran: Man sagt oft, gegen Bayern sollte man nicht nur verteidigen, sondern auch Mut zeigen. Wie schwierig ist es, in der aktuellen Situation die richtige Balance zu finden?
Nicolas: Ich würde das gar nicht zu sehr mit unserer aktuellen Situation verknüpfen. Am Ende gilt: Jedes Spiel beginnt bei null. Jedes Wochenende bietet eine neue Chance, etwas zu holen, auch gegen eine Mannschaft mit der Qualität der Bayern.