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FC Bayern München - Bundesliga-Legende Olaf Thon über Lennart Karl: "Seine Spielweise erinnert mich stark an Messi"

  • Aktualisiert: 10.12.2025
  • 21:25 Uhr
  • Julian Erbs

Der Hype um Bayern-Shootingstar Lennart Karl reißt nicht ab. Bundesliga-Legende Olaf Thon, der selbst bereits mit 18 Jahren Nationalspieler wurde, spricht im exklusiven ran-Interview über das Supertalent.

von Julian Erbs

Die ganze Fußballwelt spricht derzeit über ihn: Lennart Karl sorgt mit gerade einmal 17 Jahren bereits für großes Aufsehen im internationalen Fußball.

Besonders in Deutschland wird intensiv darüber diskutiert, ob das Bayern-Supertalent bereits zur Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mitgenommen werden sollte.

Weltmeister Olaf Thon weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, in jungen Jahren im Rampenlicht zu stehen. Er debütierte bereits mit 18 Jahren in der deutschen Nationalmannschaft.

Im exklusiven ran-Interview spricht Thon über den sehr frühen Hype um Karl, den viel zitierten Vergleich mit Lionel Messi und die Frage, ob eine WM-Teilnahme 2026 aus heutiger Sicht sinnvoll wäre.

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Bundesliga-Legende Olaf Thon: "Ich finde, er hat sehr, sehr gute Chancen, dabei zu sein"

ran: Herr Thon, der Hype um Lennart Karl ist aktuell sehr groß und im Sommer steht die Fußball-Weltmeisterschaft an. Dementsprechend die Frage: Muss Lennart Karl in seiner aktuellen Verfassung mit zur WM?

Olaf Thon: Ja, ich würde es begrüßen, weil er einfach ein Ausnahmetalent ist und sich von den anderen Talenten absetzt, nicht unbedingt, weil er jetzt dreimal hintereinander in der Champions League getroffen hat, sondern weil er sich bei Bayern überhaupt durchgesetzt hat. Ein junger Spieler kann natürlich lernen, auch wenn er einfach nur dabei ist und nicht unbedingt von Anfang an Stammspieler ist. Die Qualitäten, die er hat, sehe ich bei keinem anderen, und ich kann mir vorstellen, dass Julian Nagelsmann so einen Ausnahmekönner gerne in seinen Reihen hat und ihn deshalb auch mitnimmt.

ran: Wie würden Sie entscheiden, wenn Sie Bundestrainer wären?

Thon: Also ich würde ihn sowieso mitnehmen, aber Julian Nagelsmann ist natürlich der Bundestrainer und muss aufs große Ganze schauen, damit alles passt. Ich finde, er hat sehr, sehr gute Chancen, dabei zu sein, wenn er gesund bleibt und weiter so performt. Auch bei Lionel Messi, Diego Maradona und einigen anderen ganz, ganz Großen war es so, dass sie schon in jungen Jahren bei großen Turnieren dabei waren und bei ihrer ersten Weltmeisterschaft noch keine tragende Rolle gespielt haben. Allein dadurch, dass sie dabei waren, konnten sie jedoch lernen und sind beim nächsten großen Turnier richtig durchgestartet. Das könnte bei Karl ebenfalls passieren.

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Luke Littlers Vorbilder: Wunderkinder im Weltsport

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<em><strong>Luke Littlers Vorbilder: Wunderkinder im Weltsport</strong><br>Luke Littler ist gerade einmal 18 Jahre alt, hat aber schon so gut wie alles gewonnen, was man im Darts gewinnen kann, und die internationale Sportwelt staunt einmal mehr über ein Wunderkind. <strong>ran</strong> blickt auf prominente Vorgänger aus unterschiedlichen Sportarten.</em>
© Action Plus

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Luke Littler ist gerade einmal 18 Jahre alt, hat aber schon so gut wie alles gewonnen, was man im Darts gewinnen kann, und die internationale Sportwelt staunt einmal mehr über ein Wunderkind. ran blickt auf prominente Vorgänger aus unterschiedlichen Sportarten.

<strong>Steffi Graf</strong>&nbsp;<br>Die Tennis-Queen ist wohl DAS Wunderkind in der Geschichte des deutschen Sports. Mit elf Jahren tritt sie bei der Deutschen Meisterschaft an, mit 13 ist sie Profi auf der WTA-Tour. Als 17-Jährige krallt sie sich bei den French Open den ersten von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln, nur ein Jahr später gelingt der Mannheimerin als bis heute einziger Person der historische Golden Slam.
© Pressefoto Baumann

Steffi Graf 
Die Tennis-Queen ist wohl DAS Wunderkind in der Geschichte des deutschen Sports. Mit elf Jahren tritt sie bei der Deutschen Meisterschaft an, mit 13 ist sie Profi auf der WTA-Tour. Als 17-Jährige krallt sie sich bei den French Open den ersten von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln, nur ein Jahr später gelingt der Mannheimerin als bis heute einziger Person der historische Golden Slam.

<strong>Boris Becker</strong><br>1985 macht sich der unbekümmerte Wunderknabe aus Leimen auf, um die Tenniswelt und die Herzen der deutschen Fans zu erobern. Im bis heute unerreicht jungen Alter von 17 Jahren und 227 Tagen triumphiert Becker auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon und löst einen deutschlandweiten Tennis-Boom aus. Anschließend holt er fünf weitere Grand-Slam-Titel und einen Olympiasieg im Doppel.
© Avalon.red

Boris Becker
1985 macht sich der unbekümmerte Wunderknabe aus Leimen auf, um die Tenniswelt und die Herzen der deutschen Fans zu erobern. Im bis heute unerreicht jungen Alter von 17 Jahren und 227 Tagen triumphiert Becker auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon und löst einen deutschlandweiten Tennis-Boom aus. Anschließend holt er fünf weitere Grand-Slam-Titel und einen Olympiasieg im Doppel.

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© Sven Simon

Ian Thorpe
Schwere Zeiten erlebt der australische Schwimm-Superstar. Während und nach der Karriere hat Thorpe immer wieder mit Depressionen zu kämpfen. Im Becken aber ist der Mann mit der Schuhgröße 52 in seiner Hochphase nicht zu stoppen - und die beginnt schon in ganz jungen Jahren. Mit 15 wird der "Thorpedo" erstmals (Doppel-)Weltmeister, es folgen zehn weitere WM-Titel und fünf Olympiasiege.

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© WEREK

Franziska van Almsick
Das ungekrönte Wunderkind. Bereits im Alter von 14 Jahren begeistert sie in Barcelona und gewinnt über 200 Meter Freistil die erste von insgesamt vier olympischen Silbermedaillen. Doch höher hinaus soll es Olympia nicht mehr gehen - trotz beeindruckender Karriere. Van Almsick wird zweimal Weltmeisterin und 18-mal Europameisterin.

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© USA TODAY Network

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Der kanadische Eishockey-Papst ist eines der Wunderkinder, das die immens hohen Erwartungen fast noch übertrifft. Über 20 Jahre lang lässt er die Leistung auf dem Eis sprechen. In 1487 regulären Saison-Spielen gelingen ihm 894 Tore und insgesamt 2857 Scorerpunkte. Die Zahlen des "Great One“ sind bis heute unerreicht.

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© 2017 Getty Images

Max Verstappen
Mit großen Vorschusslorbeeren  startet der Niederländer im Alter von 17 Jahren und 166 Tagen erstmals einen Grand Prix in der Formel 1 - als Jüngster Pilot der Geschichte und altersbedingt noch ohne Autoführerschein. Es ist der Beginn einer großen Ära. 2016 rast Verstappen als 18-Jähriger zu seinem ersten von bisher 70 Grand-Prix-Siegen, heute ist er bereits viermaliger Weltmeister.

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© imagebroker

Sonja Henie
Die erfolgreichste Eiskunstläuferin der Geschichte ist bei ihrer Olympia-Premiere ein Kind. 1924 geht Henie mit elf Jahren an den Start und wird Letzte. Danach ist die Norwegerin unschlagbar und gewinnt dreimal Olympia- sowie zehnmal WM-Gold. Henie startet später als Schauspielerin in Hollywood durch - und stirbt 1964 auf tragische Weise bei einem Flugzeugabsturz.

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© 2023 Getty Images

Darja Varfolomeev
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Olaf Thon: "Karl ähnelt mit seiner Spielweise sehr stark Lionel Messi"

ran: Wie sehen Sie die Entwicklung von Lennart Karl beim FC Bayern und sind Sie überrascht, dass er sich bereits so durchsetzen konnte?

Thon: Ja, das ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass der FC Bayern Nick Woltemade und Florian Wirtz nicht bekommen hat. Wenn sie gekommen wären, wäre vielleicht weniger Platz im Kader gewesen. Ich glaube aber, dass er sich durch seine Besonderheit trotzdem durchgesetzt hätte. Er ist Linksfuß und ähnelt mit seiner Spielweise sehr stark Lionel Messi. Keiner der beiden, weder Woltemade noch Wirtz, hat diese Fähigkeiten wie er. Das ist einfach etwas ganz, ganz Besonderes.

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ran: Jetzt haben Sie es von sich aus schon angesprochen. Der Messi-Vergleich ist nicht zum ersten Mal gefallen. Wie gefährlich ist es, einen so jungen Spieler schon auf eine, nicht dieselbe, aber doch ähnliche Stufe wie Lionel Messi zu stellen?

Thon: Ich glaube, gefährlich ist es für ihn, weil die Gegenspieler ihn jetzt enger decken. Und das ist die größte Gefahr. Alles andere, was das Menschliche betrifft, also Familie, Freunde und so weiter, damit haben alle zu kämpfen, ob mit 17 oder 27. Natürlich ist man mit 27 reifer, aber wenn ich mir Spieler aus der Vergangenheit anschaue oder auch jetzt, die machen auch Mist, egal wie alt sie sind. Von daher spielt das für mich keine Rolle. Bei mir war es auch so, dass ich mit 18 Nationalspieler wurde und das hat mir nicht geschadet. Da gab es auch viele andere Beispiele, Mario Götze oder wer es alles war. Ne, da muss man einfach durch. Und ja, da muss man sein Leben selbst in die Hand nehmen und wenn man ein gutes Umfeld hat, eine gute Familie hat, umso besser.

ran: Einen großen Anteil daran, wie Karl jetzt in die erste Mannschaft integriert wurde, hat wahrscheinlich Bayern-Trainer Vincent Kompany. Wie bewerten Sie seinen Umgang mit Karl?

Thon: Ja, der Trainer hat, glaube ich, erkannt, was er da für einen besonderen Spieler hat, und hat den Mitspielern auch zu verstehen gegeben, dass sie ihn suchen sollen. Wenn wir einen Messi nehmen oder die besten Spieler der Welt, dann werden die natürlich auch von ihren Mitspielern gesucht, damit sie ins Spiel kommen. Und das stelle ich jetzt schon fest, dass es auffällig ist, dass sie ihn suchen. Dass Spieler wie Serge Gnabry, Joshua Kimmich und andere teilweise auch Platz machen, um ihm Raum zu geben. Das ist schön zu sehen. A new star is born. Ich drücke die Daumen, dass das funktioniert und dass er gerade auch jetzt schon bei der WM vielleicht entscheidend mitwirken kann.

FC Bayern: Fans haben "Messi-Vibes" bei Karl - was passiert mit Musiala?

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Thon über Karl und Musiala: "Das sind total unterschiedliche Spielertypen"

ran: Jetzt haben die Bayern ja auch noch ein anderes Supertalent, das längere Zeit verletzt war, Jamal Musiala. Da stellt sich die Frage, oder ist es überhaupt angemessen, diese Frage so zu stellen, ob Musiala beim FC Bayern um seinen Platz fürchten muss oder ob es Platz für beide in der Startelf gibt?

Thon: Musiala kommt von der anderen Seite, ähnlich wie Wirtz es getan hätte, entweder aus der Zentrale heraus oder von der linken Seite kommend. Das ist ein total anderer Spielertyp, mit einer ganz anderen Dynamik und anderen Möglichkeiten, etwa im Kopfballspiel. Und Lennart Karl, wie gesagt, erinnert so stark an Messi, dass es da so große Parallelen gibt, dass die anderen Spieler ganz andere Räume ansteuern und dass es dann auch sehr gut passt, wenn man dann noch einen Harry Kane hat und Gnabry, Nicolas Jackson, Luis Diaz und wer da alles spielt. Dann sind das alles unterschiedliche Typen, die auf einmal in einem Team zusammenpassen.

ran: Sie erwähnten, dass Sie selbst bereits mit 18 Jahren Nationalspieler geworden sind. Lennart Karl ist jetzt noch etwas jünger als Sie es damals waren, wenn auch nicht viel. Welchen Rat würden Sie ihm geben?

Thon: Ein Rat bringt sowieso nichts, ob er ihn dann liest oder nicht, das hilft ihm nicht groß. Ich glaube, er muss selbst Erfahrungen sammeln. Auch negative Dinge werden kommen, etwa dass er vielleicht einmal eine Rote Karte bekommt, weil er zu stark und aggressiv in Manndeckung genommen wird, oder dass er sich verletzt. Aber ich glaube, das Wichtigste ist, dass man diese jungen Jahre genießt. Wenn ich an mein größtes Spiel meiner Karriere zurückdenke, mit 18 Jahren und einem Tag, das 6:6 im DFB-Pokal gegen Bayern mit Schalke, dann war man so unverbraucht und ohne die Verpflichtung, ein Team zu führen. Dafür hat er aktuell noch Spieler wie Kimmich, Jonathan Tah, Manuel Neuer und andere. Er wird sich irgendwann einmal nach diesen ersten Jahren zurücksehnen, in denen er unbeschwert einfach nur seiner Leidenschaft nachgehen konnte.

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