Nach Traumstart
FC Bayern München: Lobeshymnen auf Vincent Kompany sind verfrüht - Kommentar
- Aktualisiert: 19.09.2024
- 11:02 Uhr
- Martin Volkmar
Nach dem perfekten Saisonstart und dem 9:2-Kantersieg zum Auftakt der Champions League gegen Dinamo Zagreb ist die Begeisterung beim FC Bayern über Trainer Vincent Kompany riesig. Die Vergangenheit zeigt aber, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine seriöse Bewertung möglich ist. Ein Kommentar.
Vom FC Bayern berichtet Martin Volkmar
Kurz vor dem Oktoberfest war es Zeit für ein erstes Zwischenfazit über den neuen Trainer.
Und so sagte Vereinspatron Uli Hoeneß, der neue Coach sei "das Beste, was dem FC Bayern passieren konnte".
Einer, der selbst als Profi ein Topstar war, einer, der als Spielerversteher und Taktik-Fuchs galt und der schon im Ausland bewiesen hatte, dass er eine Mannschaft erfolgreich führen kann.
Entsprechend positiv fiel die Bewertung zahlreicher Medien nach sieben Siegen in den ersten sieben Pflichtspielen aus. "Sky" sprach von einem "Glücksfalll" für den Klub, "Spox" schrieb vom "Mann mit dem goldenen Händchen".
Und die "Süddeutsche Zeitung" lobte: "Der Trainer des FC Bayern hat in dieser Bundesligasaison noch keine offensichtliche Fehlentscheidung getroffen, die Münchner haben kaum eine Schwäche offenbart."
Die Rede, mancher mag es wegen der Vergangenheitsform bemerkt haben, ist nicht von Vincent Kompany.
FC Bayern: Begeisterung über Vincent Kompany
Dabei könnte man die Lobeshymnen problemlos auf den aktuellen Münchner Cheftrainer übertragen, teilweise sind sie inhaltlich sogar deckungsgleich.
"Beim FC Bayern sind die Alle-lieben-Vinni-Tage angebrochen", kommentierte die "SZ" schon nach dem 6:1 am Samstag bei Aufsteiger Kiel die momentane Stimmung rund um den Belgier.
Doch nicht nur die Medien sind begeistert, auch von Funktionären und Spielern hört man momentan nur Gutes über Kompany.
Das Wichtigste in Kürze
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Kompany bei Bayern: Siege, Tore, gute Laune
Den Millionen-Kader scheint er im Griff zu haben, selbst Edelreservisten wie Palhinha oder Leon Goretzka mucken nicht auf.
Und die Erfolge sprechen auch für ihn, schließlich hat er die ersten fünf Pflichtspiele gewonnen. Und dabei offensiv mit einer Torbilanz von 24:5 Treffern überzeugt, vor allem beim 9:2-Schützenfest am Dienstag gegen Dinamo Zagreb.
Die Euphorie, dass nach der erfolglosen und frustrierenden Vorsaison unter Thomas Tuchel unter dem als Trainer recht unerfahrenen Kompany alles besser wird, passt trefflich in die Hochstimmung in München vor der am Samstag beginnenden Wiesn.
Nur: Mit einer realistischen Bestandsaufnahme hat die teils unkritische Begeisterung, so nachvollziehbar sie nach der ungewohnten Titeldürre des vergangenen Jahres ist, wenig zu tun.
Bayern: Bislang noch kein Gegner auf Augenhöhe
Denn bislang sind die Bayern noch auf keinen Top-Gegner getroffen, gerade Kiel und Zagreb waren zuletzt mindestens eine Klasse schlechter.
Und selbst gegen die defensiv überforderten und nach vorne weitgehend harmlosen Kroaten zeigte die Innenverteidigung mit Minjae Kim und Dayout Upamecano bei beiden Gegentoren wie schon zum Bundesliga-Auftakt in Wolfsburg gravierende Defizite.
Man darf also sehr gespannt sein, wie sich die nach wie vor anfällige Abwehr aus der Affäre ziehen wird und ob die hochbegabten FCB-Offensive auch dann noch zaubern und nach Belieben treffen wird, wenn sie auf einen Rivalen auf Augenhöhe treffen.
So lange jedenfalls sollte man vorsichtig sein mit den verfrühten Jubelarien auf Kompany und die angeblich "neuen Bayern".
Kompany: Niko Kovac dient als Warnung
Das zeigt unter anderem der Blick zurück auf den anfangs zitierten "Glücksfall", der damals zu Beginn der Spielzeit 2018/19 Niko Kovac hieß.
Das Ende ist bekannt: Der einstige Profi verlor nach den ersten Rückschlägen den Zugriff auf den mit Stars gespickten FCB-Kader, die Unzufriedenen wurden immer unzufriedener, der Fußball immer unansehnlicher und dem anfangs so gelobten Coach wurden schlechte Menschenführung und mangelnde Erfahrung vorgeworfen.
Trotz des glücklichen Doubles am Saisonende wollten wichtige Vereinsbosse Kovac schon nach dem ersten Jahr feuern, das holten sie dann wenig später nach dem misslungenen Start in die neue Spielzeit nach.
Das alles bedeutet nicht, dass Kompany das gleiche Schicksal ereilen wird.
Aber es ist eben auch viel zu früh, um vom Gegenteil auszugehen.