Der nächste Joshua Kimmich?
FC Bayern München: So passt Tom Bischof in den Kader und das System des FCB
- Aktualisiert: 28.01.2025
- 12:58 Uhr
- Justin Kraft
Tom Bischof wechselt im Sommer zum FC Bayern München. Wie passt er ins System und in den Kader von Trainer Vincent Kompany?
"Ich komme ja nicht als Fan zum FC Bayern", sagte Joshua Kimmich im Sommer 2015 im Interview mit dem "Münchner Merkur". Damals im Rahmen eines Trainingslagers der DFB-U21.
Noch keine Minute in der Bundesliga gespielt, wusste der damals erst 20-Jährige mit großem Selbstvertrauen zu überzeugen. Bekannt war der Transfer damals seit Januar. Die Geschichte, die Kimmich in München geschrieben hat, ist bekannt.
Zehn Jahre später will es ihm jemand gleichtun. Jemand, der im Sommer ebenfalls 20 wird und zu den besten Mittelfeldspielern seiner Generation zählt: Tom Bischof. Am Dienstag bestätigte der FC Bayern München, was zuvor als offenes Geheimnis in der Gerüchteküche umhererzählt wurde: Ab dem kommenden Sommer schließt sich der Noch-Hoffenheimer dem FCB an.
Eine große Überraschung ist das auch deshalb nicht, weil die Münchner sehr lange an diesem Deal gearbeitet haben. Schon 2021 wäre es beinahe zu einem Wechsel gekommen, doch Bischof entschied sich doch für einen Verbleib bei der TSG.
Das Wichtigste in Kürze
Für ihn war das die richtige Entscheidung. In Hoffenheim reifte er früh zum Bundesliga-Spieler. Im Vergleich zu Kimmich damals hat der Linksfuß bereits 41 Partien in der höchsten deutschen Spielklasse auf dem Buckel. Zwei Tore und vier Assists gelangen ihm dabei.
Ähnlich wie bei Kimmich gibt es in der öffentlichen Wahrnehmung zudem überwiegend positive Stimmen zu lesen – aber auch die eine oder andere skeptische. Zu jung, zu unerfahren, zu früh bei einem Topklub? ran analysiert die Qualitäten von Bischof und wie er ins System beziehungsweise den Kader von Vincent Kompany passen könnte.
Tom Bischof: Beeindruckende Leistungen in Hoffenheim
Im Moment ist Bischof ein zentraler Mittelfeldspieler. Ein Spielgestalter, Taktgeber, technisch hochbegabter Ballverteiler, der in Hoffenheim eine beeindruckende Saison spielt. Vor allem deshalb beeindruckend, weil er mit großem Abstand der beste Spieler des Teams ist.
In einem Umfeld wie jenem in Hoffenheim würde man erwarten, dass junge Spieler es schwer haben. Seit vielen Monaten herrschen bei der TSG Chaos und Unruhe. Sportlich läuft es unrund. Dass man in der Bundesliga noch nicht auf einem Abstiegsplatz steht, ist zu großen Teilen Bischof zu verdanken.
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Einem 19-Jährigen, der dem Team Struktur, etwas Halt und Ruhe gibt – zumindest so sehr, wie es einem einzigen Spieler möglich ist. Bischof spielt mitunter, als wäre er bereits ein alter Hase, der alle Situationen schon mehrfach erlebt hat. Dabei ist es seine erste Saison als Stammspieler auf diesem Niveau.
Eigentlich ein Zehner: Bischof erinnerte an Götze
Nochmal beeindruckender wird diese Leistung vor dem Hintergrund, dass der baldige Bayern-Profi eigentlich gar kein gelernter Sechser oder Achter ist. Bischof ist ein Offensivspieler, zu Hause auf der Zehn.
Ein Grund dafür, dass die Bayern ihn vor einigen Jahren nicht bekommen haben, dürfte sein, dass man auf dieser Position und in seiner Altersklasse mit Kenan Yildiz, Arijon Ibrahimovic und Paul Wanner drei große Talente zur Verfügung hatte. Die Perspektive auf einen Durchbruch zu den Profis war in Hoffenheim größer.
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Bischof war seinerzeit das, was man gern "Nadelspieler" nennt. Einer, der in den engen Zwischenräumen mehrere Gegenspieler auf sich zieht und dennoch eine kluge Lösung mit Dribblings oder Pässen findet. Denn hat er zwei Gegenspieler, hat mindestens ein Mitspieler keinen.
Immer wieder beeindruckte er seine Trainer im Jugendbereich mit überraschenden Einzelaktionen und gleichzeitig mit taktischer Disziplin. "Tom ist jemand, der das Spiel vor allem über Zuspiele beschleunigt", sagte Marc-Patrick Meister 2022 im Gespräch mit "Spox". Meister war sein Trainer in der U17 des DFB. Bischof sei jemand, der "die Dynamik auslöst über Steckpässe oder Spielverlagerungen im letzten Drittel".
Als Zehner erinnerte der junge Bischof an Mario Götze. Nicht der sprintstärkste, dafür aber ein sehr spielintelligenter Typ. Eine Fähigkeit, die ihn auch zu einem herausragenden Achter macht.
FC Bayern: Welche Rolle nimmt Bischof ein?
In Hoffenheim erkannte man, dass ein solcher Spieler womöglich noch intensiver in die Ballzirkulation eingebunden werden muss, um die Qualität bestmöglich zu nutzen. So gut Bischof in höheren Räumen ist, so wichtig ist es in dieser Saison für die TSG, dass jemand im Mittelfeld die Fäden ziehen kann.
"Wegen seines guten Torabschlusses finde ich ihn umso spannender und gefährlicher, desto näher er am gegnerischen Tor ist", erklärte Meister noch in Bezug auf die U17 des DFB. Heute sorgt er vor allem dafür, dass andere in diese Situationen kommen – und ähnelt dabei in seiner Art und Weise immer mehr Kimmich.
Für den FC Bayern trifft sich das hervorragend. Sicherlich auch, weil noch gar nicht klar ist, ob Kimmich in der kommenden Saison beim FCB spielt. Doch das ist nicht der wesentliche Faktor. Zumal es trotz einiger Gerüchte durchaus wahrscheinlich erscheint, dass der 29-Jährige verlängert.
Neben dem DFB-Kapitän und Aleksandar Pavlovic wäre Bischof aber eine extrem wichtige Ergänzung im Kader von Kompany. Denn gerade als Ersterer ausfiel, zeigte sich beim FC Bayern das eine oder andere Problem in der Spielgestaltung. Zwei kreative Köpfe sind dann doch etwas schwerer zu verteidigen als einer.
Bischof könnte auch in der Offensive des FCB eine Rolle spielen
Bei allem Respekt vor den Leistungen, die Leon Goretzka gegen alle Widerstände zeigt, ist das Spiel mit ihm eben doch ein anderes. Bischof würde perfekt in die Rotation mit Pavlovic passen, könnte hin und wieder aber auch für Entlastung bei Kimmich sorgen – wenngleich der bekanntermaßen am liebsten nie pausieren würde.
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So wie Bischof nun in tieferer Position davon profitiert, dass er die technische Qualität für diese Rolle hat, kann er aber beim FCB auch davon profitieren, dass er ursprünglich als Zehner und Hängende Spitze ausgebildet wurde. Noch ist unklar, wie die Offensive des Rekordmeisters überhaupt aussehen wird.
Mit Leroy Sane, Serge Gnabry und Kingsley Coman gibt es mindestens drei Fragezeichen. Auch die Zukunft von Mathys Tel ist offen. Und dann wäre da noch Thomas Müller, dessen Entscheidung über ein mögliches Karriereende noch aussteht.
Unklarheiten in Sachen Personal
Mit Jamal Musiala, Michael Olise und Rückkehrer Paul Wanner hätten die Bayern drei Offensivspieler, die in zentralen Räumen spielen können. Viele Flügelspieler von Weltklasseformat gibt es auf dem Transfermarkt nicht. Womöglich könnte Kompany auf die Idee kommen, ein System zu etablieren, in dem er mit zwei oder gar drei Zehnern in der Offensive das Zentrum noch stärker in den Fokus rückt.
Doch auch im aktuellen System hätte Bischof gute Chancen, hin und wieder Einsätze im Offensivbereich zu bekommen. Ihm dürfte klar sein, dass sich im Kader des Rekordmeisters im Sommer und auch in den Jahren danach einiges verändern wird.
Bischof hat das Potenzial, ein sehr wichtiger Baustein für die Zukunft des Klubs zu sein. Einiges ist bei ihm anders als bei Kimmich vor zehn Jahren – und doch gibt es unübersehbare Parallelen. Klar ist, dass auch Bischof nicht als Fan beim FC Bayern antreten wird.