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FC Bayern München: Luis Diaz in neuer Rolle? So kann die Offensive mit dem Kolumbianer aussehen
- Aktualisiert: 28.07.2025
- 20:04 Uhr
- Dominik Hager
Luis Diaz steht wohl unmittelbar vor einem Wechsel zum FC Bayern. Der anvisierte Transfer wird zwar enorm teuer, dürfte aber auch einen großen Mehrwert bieten - in Sachen Mentalität, Leidenschaft und taktischer Flexibilität. Wir sehen uns an, wie die Offensive mit Diaz aussehen könnte.
Von Dominik Hager
Der wochenlange Transfer-Stau beim FC Bayern scheint sein Ende erreicht zu haben. Laut übereinstimmenden Medienberichten wechselt Luis Diaz für eine Summe von 70 Millionen Euro plus fünf Millionen Euro an Bonus-Zahlungen von Liverpool nach München.
Sonderlich große Euphorie löst der wohl fast fixe Deal in den Sozialen Netzwerken und Fanforen allerdings nichts aus. Viele Bayern-Anhänger sind der Meinung, dass die Summe für einen Flügelspieler, der im Januar 29 Jahre alt wird, zu hoch ist und sehen ein enormes Flop-Potenzial.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Kolumbianer Eigenschaften und Tugenden mitbringt, die dem FC Bayern gut zu Gesicht stehen und keineswegs nur auf der linken Außenbahn eine Zukunft haben dürfte.
Diaz soll dem FC Bayern mit Mentalität und Qualität helfen
Der FC Bayern war lange auf der Suche nach einem Statement-Transfer, der die Qualität in der Offensive erhöhen kann. Man hofft, in Diaz nun einen solchen gefunden zu haben. Wichtig scheint dem FC Bayern aber nicht nur die Qualität, sondern auch die Mentalität des Spielers zu sein.
Anderen potenziellen Top-Kandidaten wie Rafael Leao und Xavi Simons wird gerne mal vorgeworfen, in wichtigen Spielen unterzutauchen, ein wenig inkonstant zu spielen und ungern nach hinten zu arbeiten. Womöglich ein Grund dafür, dass die Bayern offenbar lieber Luis Diaz im Team haben wollen.
Der 28-Jährige ist bekannt dafür, immer mit Energie und Leidenschaft bei der Sache und sich für keinen Weg nach hinten zu schade zu sein. Diaz ist sozusagen ein geborener Kämpfer. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig.
Immerhin stammt er aus La Guajira, einer armen Gegend in Kolumbien. Dort leiden viele Kinder unter Hunger, erst recht die Angehörigen der indigenen Bevölkerungsgruppen wie der Wayuu, aus der auch Diaz stammt.
In seiner Anfangszeit als Fußballer wurde er als zu schmächtig abgetan und musste sich seinen Weg nach Europa hart erkämpfen. Auch später blieben ihm heftige Momente nicht erspart, wie die Entführung seiner Eltern im Jahr 2023, bei der sein Vater fast zwei Wochen festgehalten worden sein soll.
Seine schwierige Vergangenheit sorgt aber auch dafür, dass er mit einer besonderen Leidenschaft seinem Beruf nachgeht. "Seine Freude und Liebe für den Fußball kann jeder sehen. Im Training kann er gar nicht aufhören zu lächeln", erklärte Jürgen Klopp beim "SID".
Mit dieser Fröhlichkeit kann er seine Kollegen anstecken, jedoch hat er dazu eben auch die nötigen sportlichen Qualitäten. "Ich liebe ihn, absolut. Er ist fußballerisch clever, bewegt sich in den richtigen Räumen, verteidigt schlau, ist torgefährlich, schnell und frech. Ein ganz besonderer Spieler", lobte Klopp.
Diaz ist ein charakterstarker und vielseitiger Offensivspieler, der es dem FC Bayern erlaubt, taktisch flexibel zu agieren.
ran wirft einen genaueren Blick darauf, auf welchen Positionen Diaz zum Einsatz kommen könnte.
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Diaz als Linksaußen im 4-2-3-1
Der FC Bayern hat vorrangig nach einem linken Flügelspieler gesucht, weshalb anzunehmen ist, dass er auch im Wesentlichen in dieser Rolle eingeplant ist.
Sollten alle Münchner fit sein, würden wohl Michael Olise (RA), Jamal Musiala (ZOM), Luis Diaz (LA) und Harry Kane (ST) das Offensivquartett bilden.
Grundsätzlich dürfte Diaz auf der linken Offensivseite auch sehr gut aufgehoben sein. Der Kolumbianer bringt ein enormes Tempo mit, hat eine gute Ballführung, kann Gegenspieler im Eins-gegen-Eins düpieren und hat Zug zum Tor.
Gewissermaßen machen ihn seine Fähigkeiten zum passenden Gegenpol von Michael Olise auf der anderen Seite. Der Franzose ist schließlich ein Kreativspieler, der neben seiner herausragenden Technik mit tollen Pässen und Flanken seine Mitspieler in Szene setzen kann. Dafür ist er kein Flügelspieler, der besonders oft die Tiefe sucht oder sich durch einen enormen Top-Speed auszeichnet.
Diaz wiederum ist zwar durchaus sicher im Kombinationsspiel, konnte sich bislang aber weniger als Kreativspieler oder sonderlich guter Flankengeber auszeichnen. Seine Stärken sind seine Gradlinigkeit, sein Tempo und seine Torgefahr.
Es ist durchaus nicht unerheblich, dass sich Diaz und Olise in ihren Fähigkeiten unterscheiden, um auf verschiedene Elemente zurückgreifen zu können. Womöglich haben die Bayern auch deshalb davon abgesehen, mit Xavi Simons einen deutlich jüngeren Spieler zu verpflichten, der von seinem Spielstil Olise und Musiala aber viel ähnlicher ist.
Diaz als hängende Spitze im 4-2-2-2
Luis Diaz kam beim FC Liverpool auch immer wieder mal als Sturmspitze im 4-3-3-System zum Einsatz. Zwar ist als Mittelstürmer Harry Kane gesetzt, jedoch bestände auch die Möglichkeit, Diaz als hängende Spitze zu bringen. Auch Thomas Müller war ja über Jahre hinweg eher eine hängende Spitze als klassischer Zehner.
Klar ist, dass Kane keineswegs nur als alleinige Spitze funktionieren kann. Im Gegenteil: Der Engländer hat bei den Spurs über Jahre hinweg eine herausragende Doppelspitze mit Heung-min Son abgegeben.
Der Südkoreaner ist ein ähnlicher Spielertyp wie Diaz. Beide sind enorm schnell, können in die Tiefe starten, bringen eine gute Technik und den nötigen Torinstinkt mit.
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Die Kombi Kane und Son hat deswegen so prächtig funktioniert, weil sich beide so gut ergänzt haben. Kane konnte seine Stärken im Strafraum ausnutzen und dort für die nötige Präsenz sorgen, während Son gerne mal auf die Flügel ausgewichen ist.
Zudem zeichnete sich Kane als Stürmer aus, der auch mit dem Rücken zum Tor die Bälle hält und kreative Lösungen findet. Immer wieder konnte er seinen schnellen Kollegen dann mit geschickten Steilpässen in die Tiefe schicken.
Es besteht durchaus die Hoffnung, dass das Duo Kane und Diaz genauso funktionieren könnte.
Zudem ist die Wahrscheinlichkeit auch gegeben, dass Diaz genau in einer solchen Rolle starten könnte. Jamal Musiala ist noch verletzt, weshalb damit zu rechnen wäre, dass Diaz die Rolle - auf seine Art und Weise - einnimmt und der bei der Klub-WM formstarke Kingsley Coman auf links beginnt.
Doch auch wenn Musiala wieder fit ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass Musiala & Olise als rechte und linke offensive Halbraumspieler zum Einsatz kommen und Diaz & Kane die Doppelspitze bilden.
Sollte Harry Kane in ein oder zwei Jahren von Nick Woltemade ersetzt werden, ließe sich diese Herangehensweise ebenso anwenden. Auch Woltemade und Diaz könnten als Sturm-Duo sehr gut harmonieren.
Das Wichtigste in Kürze
Diaz als Sturmspitze im 4-2-3-1
Solange Harry Kane beim FC Bayern ist, dürfte Diaz als Sturmspitze keine wirkliche Lösung sein. Allerdings ist es nicht unerheblich, dass der Kolumbianer in dieser Rolle auflaufen kann. Kane ist immerhin schon 32 Jahre alt und hatte immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Die eine oder andere Pause dürfte dem Routinier gut tun.
Die Möglichkeit, Diaz als Sturmspitze auflaufen zu lassen, könnte in fernerer Zukunft aber auch ein größeres Thema werden. Der FC Bayern dürfte sich noch daran erinnern, wie schwierig es war, einen Nachfolger für Robert Lewandowski zu finden. Sollte Kane (Vertrag bis 2027) auf die Insel zurückkehren, stünde man erneut vor einer ziemlichen Herausforderung.
Der Schluss liegt nahe, dass Nick Woltemade früher oder später zum FC Bayern wechselt und den Engländer ersetzt. Sicher kann man sich dabei aber natürlich nicht sein.
Demnach könnte auch Diaz als Kane-Nachfolger eine Rolle spielen. Zwar ist das Experiment mit Mann als "Falscher Neun" gescheitert, jedoch sei hierbei angemerkt, dass der Senegalese auch als Flügelspieler nicht funktioniert hat und Diaz einer "Echten Neun" deutlich näher kommt.
Mit seinen 1,80 Metern ist er um sechs Zentimeter größer als Mane und fällt durchaus auch immer wieder mit Kopfballtoren auf.
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Ohnehin könnte es sinnvoll sein, Diaz im Laufe der Jahre vermehrt zentraler agieren zu lassen. Zwar hat dieser noch nicht so viele Verletzungen hinter sich, jedoch braucht man sich auch nicht die Illusion zu machen, dass Diaz in seinen 30ern nicht an Tempo verliert.
Dies ist schließlich fast bei jedem Flügelstürmer der Fall, weshalb deren Leistungspeaks - vielleicht mit Ausnahme von Salah - fast immer in den 20ern anzusiedeln sind. Spieler auf zentralen Positionen können ihr Niveau meist länger halten.
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Fazit:
Durch seine Flexibilität besteht die Möglichkeit, dass Luis Diaz auch in ein paar Jahren noch zu Top-Leistungen fähig ist. Wichtig ist zudem, dass der Kolumbianer schon jetzt in verschiedenen Rollen eingesetzt werden kann und sowohl seine Qualität als auch seine Mentalität gewinnbringend einsetzen dürfte.
Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass gut 75 Millionen Euro an Ablöse schon ein Brett ist - und Kritik an einem solchen Deal verständlich ist. Seine Vielseitigkeit dient jedoch als Erklärung dafür, warum die Bayern-Bosse offenbar bereit sind, so viel zu investieren.