Bundesliga live in SAT.1, auf Joyn und ran.de
Hamburger SV: Plötzlich erfolgreich dank Premier-League-Power
- Aktualisiert: 06.10.2025
- 15:28 Uhr
- Oliver Jensen
Vor wenigen Wochen schien es noch so, als wäre der Hamburger SV in der Bundesliga nicht konkurrenzfähig. Nun allerdings ist der Aufsteiger seit drei Spielen ungeschlagen. Conference-League-Teilnehmer 1. FSV Mainz 05 wurde regelrecht deklassiert. Dies hängt nicht zuletzt mit den Neuzugängen aus der Premier League zusammen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da schämten sich die Fans des Hamburger SV für ihre Mannschaft.
"Bodenlos", "Frechheit" und "Erbärmlich" lauteten die Kommentare im Netz, nachdem die Hamburger Mitte August im DFB-Pokal nur knapp eine Blamage gegen den Fünftligisten FK Pirmasens abwendeten. Die Euphorie über den Bundesliga-Aufstieg war verflogen, die Angst vor einem erneuten Abstieg groß.
- ran Fußball Bundesliga auf Joyn: FC Bayern auf der Wiesn - Michael Olise stiehlt allen die Show
- ran Fußball Bundesliga auf Joyn
Verständlich: In der Saisonvorbereitung lief es denkbar schlecht, denn nahezu alle Testspiele wurden verloren. Der Saisonstart lief kaum besser: Nur ein Punkt nach drei Spielen, und kein einziges Tor geschossen.
Das Wichtigste in Kürze
Die Kritik an Vereinsboss Stefan Kuntz und Trainer Merlin Polzin wuchs von Tag zu Tag. Der Umbruch drohte zu einem Desaster zu werden. Schlüsselspieler wie Davie Selke oder Ludovit Reis gingen. Elf neue Spieler wurden geholt.
Die Idee dahinter: Der HSV wollte nicht mehr auf Ballbesitz setzen, sondern auf ein schnelles Umschaltspiel. Schließlich, so die Überlegung, würde man in der Bundesliga auf dominantere Gegner treffen. Klingt nachvollziehbar. Nur war eben die Skepsis groß, ob dieser Plan aufgehen würde - bis jetzt.
Mit dem 4:0 gegen den 1. FSV Mainz 05 hat der HSV die Fans in Ekstase versetzt. Die neue Strategie des HSV ging perfekt auf: Nur 35 Prozent Ballbesitz, dafür aber eine hohe Effektivität mit zwei Treffern in den ersten zehn Minuten. Die Abwehr? Plötzlich eine Festung! Nur ein Gegentreffer wurde in den vergangenen drei Spielen zugelassen.
Mit sieben Punkten aus diesen drei Partien rückte der HSV auf Tabellenplatz 9 vor. Selbst die größten Optimisten unter den HSV-Fans fragen sich plötzlich: Was ist nur mit dieser Mannschaft los?
HSV hat sich "für einen bestimmten Weg entschieden"
"Der Saisonstart war schwierig, weil wir ein neues Team haben", erklärte Nicolás Capaldo auf Nachfrage von ran: "Ich denke, wir stehen jetzt kompakter. Alle folgen mehr dem Trainerkonzept. Wir vertrauen einander mehr. Man sieht, dass wir eine Mannschaft sind, gegen die es schwer ist, Tore zu erzielen."
Jonas Meffert, der bereits seit Sommer 2021 für den HSV spielt und aufgrund des Umbruchs vom Stammspieler zum Einwechselspieler degradiert wurde, sieht das ähnlich. "Wir haben uns für einen bestimmten Weg entschieden, den alle voll und ganz mitgehen", so der Mittelfeldspieler.
Und weiter: "Dazu gehörte eben, dass wir uns ein bisschen finden müssen - neues System, viele neue Spieler. In der Saisonvorbereitung hatten wir sehr viele gute Gegner und haben häufig verloren. Viele dachten schon: Oje. Aber es war wichtig für den Prozess, gegen gute Gegner gespielt zu haben. Dadurch haben wir uns schneller gefunden."
Trotz des Umbruchs scheint der HSV - und das ist gerade für einen Aufsteiger sehr entscheidend, als Mannschaft zu funktionieren. Trainer Polzin stellte klar: "Wenn wir alle in eine Richtung laufen, dann können wir erfolgreich sein. Wenn wir es nicht tun, dann wird es in keinem Bundesligaspiel funktionieren."
Externer Inhalt
VIDEO: Olise-Schreck? Toppmöller schwärmt von Brown
Verstärkungen von Arsenal und Tottenham
Entscheidend für den Qualitätsschub des HSV war, dass sich die Mannschaft kurz vor Ende der Transferperiode noch einmal mit drei Spielern aus der Premier League verstärkte. Luka Vušković wurde von Tottenham Hotspur ausgeliehen und ist mit seinen 18 Jahren bereits ein Leader. Vom FC Arsenal stießen die Mittelfeldspieler Fábio Vieira (25, Leihspieler) und Albert Sambi Lokonga (25) hinzu.
Nun wären diese Spieler nicht in Hamburg, hätte der FC Arsenal noch Verwendung für sie gehabt. Aber: Für Vieira zahlten die "Gunners" einst eine Ablöse von rund 35 Millionen Euro, für Lokonga rund 17,5 Millionen Euro. Vieira absolvierte 49 Pflichtspiele für Arsenal, Lokonga 39 Pflichtspiele. Dies zeugt von Qualität.
Dies zeigt sich nun beim HSV: Vieira sitzt zwar eine Rotsperre von zwei Spielen ab, weil er vor einer Woche in der Nachspielzeit gegen Union Berlin ein schweres Foul beging. Bis dahin allerdings entpuppte er sich mit seinen Qualitäten am Ball und seiner Passgenauigkeit als Schlüsselspieler.
Lokonga stand gegen Mainz erstmals in der Startelf, erzielte das 1:0 und bestach zudem mit Ruhe und Ballsicherheit. "Die Neuen haben uns unfassbar weitergeholfen", sagte Mitspieler Daniel Elfadli: "Diese Jungs haben schon woanders gespielt und bringen enorm viel Qualität mit."
Die Zeiten, in denen sich die HSV-Fans für die eigene Mannschaft schämen, scheinen jedenfalls vorbei zu sein.