Nationalmannschaft
DFB-Team: Wer ist Nationalmannschafts-Neuling Nnamdi Collins?
- Aktualisiert: 04.09.2025
- 17:53 Uhr
- Julian Erbs
Für die kommenden WM-Qualifikationsspiele in der Slowakei und gegen Nordirland hat Bundestrainer Julian Nagelsmann drei Neulinge in den Kader berufen. Neben Finn Dahmen und Paul Nebel erhielt Nnamdi Collins eine Einladung. Doch wer ist eigentlich der dynamische Abwehrspieler?
Von Julian Erbs
28. Juni 2025, kurz vor Mitternacht in Bratislava, Slowakei: Pharrell Nnamdi Collins und die deutsche U21-Nationalmannschaft mussten nach einem starken, spielerisch überzeugenden Turnier eine denkbar bittere Finalniederlage gegen England hinnehmen.
Nach einem 0:2-Rückstand kämpfte sich die DFB-Elf zurück und erzielte den Ausgleich. In der vierten Minute der Nachspielzeit traf der Mainzer Paul Nebel dramatischerweise jedoch nur die Latte.
In der Verlängerung brachte Emile Smith-Rowe die Engländer erneut in Führung. Wieder kam die deutsche Mannschaft in der Nachspielzeit zu einer großen Chance, doch diesmal traf Merlin Röhl erneut nur die Latte. So blieb Deutschland der Weg ins Elfmeterschießen verwehrt.
Für Collins persönlich war es aber trotzdem ein sehr erfolgreiches Turnier, er rundete seine starke Saison auf Vereinsebene mit einer noch stärkeren Europameisterschaft ab. In der Mannschaft von U21-Coach Antonio Di Salvo kam er in fünf von sechs Spielen von Anfang an zum Einsatz, konnte einen Assist beisteuern und überzeugte auf ganzer Linie auf der rechten Außenverteidigerposition.
Das Wichtigste in Kürze
Collins zeichnet sich durch enorme Athletik und Schnelligkeit aus, kombiniert mit Ruhe am Ball und einem klaren Blick für die spielerische Lösung. Seine Vielseitigkeit in der Defensive – ob im Zentrum oder auf den Außen – macht ihn besonders wertvoll. Der gebürtige Düsseldorfer mit nigerianischen und polnischen Wurzeln gilt als moderner Verteidiger, der physische Präsenz mit spielerischer Klasse verbindet.
Jetzt ist er zurück in Bratislava, diesmal aber nicht mit der U21 (Albanien vs. Deutschland am 5.9. live auf P7Maxx und Joyn), sondern mit der A-Nationalmannschaft und wird höchstwahrscheinlich sein Debüt gegen die Slowakei geben (WM-Quali live: Deutschland vs. Slowakei am 4.9. ab 17:30 live und kostenlos auf Joyn).
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Nnamdi Collins: Umschulung von Offensive zu Defensive beim BVB
Collins wechselte im Alter von zwölf Jahren von Fortuna Düsseldorf zum BVB. Eingeplant war er bei Borussia Dortmund für die Offensive, schnell wurde aber sein enormes Potenzial in der Verteidigung erkannt.
Er überzeugte derart, dass Marco Lehmann, sein Trainer zu jener Zeit, ihn bereits mit 15 Jahren in die U17 beförderte.
Aus einem damaligen Scoutingbericht ging hervor, dass seine größten Stärken in seiner herausragenden Athletik lagen – durch sie gewann er auch in scheinbar bereits verlorenen Zweikämpfen häufig noch die Oberhand.
Zudem überzeugte er mit außergewöhnlichem Spielverständnis, setzte fast immer auf die spielerische Lösung und vermied lange Bälle. Auch seine ausgeprägte Kopfballstärke, die er defensiv wie offensiv einbrachte, wurde hervorgehoben. Genau diese Qualitäten prägen sein Spiel auch heute.
Er war schon damals das Paradebeispiel für einen modernen Verteidiger.
Nnamdi Collins: Anführer in der U19 des BVB – dann Wechsel zu Eintracht Frankfurt
2020 erhielt der 16-jährige Collins einen Profivertrag bis 2023. Trotz Interesse aus der Premier League, vor allem vom FC Chelsea, entschied er sich wegen der besseren Perspektive für Dortmund. Der damalige Nachwuchskoordinator und heutige BVB-Geschäftsführer Lars Ricken sprach von einem "herausragenden Talent des deutschen Nachwuchsfußballs".
Collins absolvierte drei Saisons in der U19 der Borussia, führte die Mannschaft im zweiten Jahr zur Meisterschaft und wurde im dritten sogar Kapitän. In der Saison 2022/23 sammelte er erstmals Erfahrung im Herrenbereich, etablierte sich in der dritten Liga sofort als Stammspieler der BVB-Reserve. Anschließend schlug Eintracht Frankfurt zu, setzte sich im Werben unter anderem gegen Jose Mourinhos Roma durch und zahlte eine Ablöse von einer Million Euro.
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Collins unterschrieb bei der SGE einen Fünfjahresvertrag und spielte zunächst vor allem in der Regionalliga. Im April 2024 debütierte er bei den Profis, ehe er in der Saison 2024/25 den Durchbruch schaffte: 32 Einsätze in drei Wettbewerben.
Dino Toppmöller, Trainer der Eintracht, hat auch deshalb viel Lob für ihn übrig: "Nnamdi bringt für jeden Trainer ein äußerst spannendes Gesamtpaket mit. Natürlich ist seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen und es gibt Punkte, an denen er arbeiten muss". Dass er jedoch bereits auf Top-Niveau mithalten kann, habe er in der vergangenen Saison gegen einige namhafte Flügelspieler bewiesen. "Ich bin überzeugt, dass er nicht nur für Eintracht Frankfurt, sondern auch für Julian Nagelsmann ein sehr interessanter Spieler ist."
Nnamdi Collins: Steiler Aufstieg gekrönt von Berufung in A-Nationalmannschaft
Nachdem Collins mit drei von drei Starteinsätzen über die volle Spielzeit bestmöglich in die Saison 2025/26 gestartet war – diesmal aber wieder als rechter Innenverteidiger – kam auch Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht mehr um ihn herum und berief ihn zur Nationalmannschaft. Jetzt ist Collins wieder zurück in Bratislava.
Der Ex-Bayern-Coach ließ bereits durchblicken, dass Collins auf jeden Fall zu seinem Debüt kommen wird, wahrscheinlich sogar schon in der Startelf gegen die Slowakei. Ein Grund dafür ist: Nagelsmann will Joshua Kimmich wieder auf der Sechs einsetzen, und ansonsten ist Deutschland auf der Position des Rechtsverteidigers dünn besetzt.
Nagelsmann ist ein Fan des flexibel einsetzbaren Verteidigers: "Nnamdi ist ein Kandidat, der rechts hinten spielen kann. Bei Frankfurt spielt er etwas defensiver, bei der U21-EM etwas offensiver, aber letzte Saison bei der Eintracht in Phasen sogar deutlich offensiver. Das spricht ja schon dafür, dass er viele Positionen spielen kann."
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Nagelsmann voll des Lobes: Viele Einsatzmöglichkeiten für Collins
"Er hat gewisse körperliche Voraussetzungen, die für gewisse Positionen sehr hilfreich sein können", führte Nagelsmann weiter aus.
Bereits im Dezember 2024 entschieden die Verantwortlichen der SGE, seinen bis 2028 laufenden Vertrag zu verbesserten Konditionen um zwei Jahre bis 2030 zu verlängern.
Nun also die erstmalige Nominierung für die A-Nationalmannschaft. Seine Karriere war von Anfang an von enorm hohen Erwartungen geprägt, denen er mit dieser Berufung auf ein Neues gerecht werden konnte.
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