Fußball
Jogi Löw: WM-System für das DFB-Team wichtiger als die Kimmich-Position
- Aktualisiert: 12.10.2025
- 13:48 Uhr
- ran.de/SID
Ex-Bundestrainer Joachim Löw hält eine frühe Festlegung auf das WM-System beim DFB-Team für wichtiger als die Position von Joshua Kimmich.
Für den ehemaligen Bundestrainer Joachim Löw ist die frühe Festlegung auf ein WM-System bedeutender als die viel diskutierte Position von Kapitän Joshua Kimmich in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Es ist wichtiger, welche Systematik gespielt wird", sagte der 65-Jährige im "Sport1-Doppelpass".
"Das macht schon kleine Unterschiede aus - wie ist die Positionierung, wie spiele ich von hinten raus, wie teile ich die Räume auf in der Defensive und der Offensive, das ist wichtig für die Mannschaft", betonte Löw und ergänzte: "Wer auf welcher Position spielt, ist nicht immer das alles Entscheidende. Aber derjenige, der in zweiter Reihe steht, muss genau seine Rolle kennen", falls er reinkomme.
Wenn es für Kimmich wie aktuell adäquaten Ersatz im Mittelfeld gäbe, "würde ich ihn möglicherweise auch auf die rechte Seite stellen", sagte Löw. Das tat sein Erbe Julian Nagelsmann zuletzt in der WM-Qualifikation, obwohl er sich erst im September darauf festgelegt hatte, dass der Münchner mit Blick auf die WM wieder auf die Sechs rücken werde.
Das Wichtigste in Kürze
Löw: Kimmich kann überall spielen
Kimmich sei "der einzige Spieler, wo ich mich je nach Situation entscheiden würde", sagte Löw, "weil er in der Lage ist, auf jeder Position eine absolute Weltklasseleistung abzurufen. Und es für ihn auch kein Problem ist. Das ist ein bisschen vergleichbar mit Philipp Lahm", meinte der Weltmeistertrainer von 2014.
Neben dem System sei eine Achse "wichtig", sagte Löw, aber "ich glaube, dass die eigentlich vorhanden ist". Er nannte Spieler wie Jonathan Tah, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck, Kimmich, Leon Goretzka, Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz als deren Bestandteil.
Dennoch sieht Löw Probleme. Die DFB-Elf habe "seit einigen Jahren Probleme" auf gewissen Positionen. "Wir haben schon eine große Klasse auf manchen Positionen, aber nicht die Klasse auf anderen, nicht diese Weltklasse, die man braucht, wenn man ernsthaft um Titel mitspielen möchte", betonte er.
Neben der System-Frage bezog Löw im Doppelpass auch noch zu anderen Themen Stellung.
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Joachim Löw über...
... eine mögliche Rückkehr von Manuel Neuer zum DFB-Team für die WM:
"Das ist keine einfache Frage. Ich glaube, dass Julian Nagelsmann auch daran denkt oder sich mit dem Gedanken beschäftigt, eventuell den Manuel wieder zurückzuholen, wenn die Leistungen weiterhin so sind wie jetzt. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich viele Torhüter in der Zeit als Nationaltrainer gesehen habe und Manuel der beste war, den ich kenne. Er war der kompletteste, er hat eine unglaubliche Ausstrahlung und das Torhüterspiel auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Dieses Niveau zeigt er heute immer noch."
WM 2026: Diese Teams sind bereits qualifiziert
... die Situation von Marc-Andre ter Stegen:
"Marc war viele Jahre die Nummer zwei hinter Manuel Neuer, hat sich immer sehr professionell verhalten und hat als Torhüter auch ein absolutes Weltklasse-Format. Jetzt ist er lange Zeit verletzt, niemand weiß so richtig, kommt er denn zurück. Das ist eine schwierige Entscheidung, sich zu entscheiden, was der richtige Schritt ist.“
... die heftigen Diskussionen rund um das Erdogan-Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan vor der WM 2018:
"Es war das erste Mal in meiner Zeit, dass die Mannschaft sich nicht mehr einig war, dass die Mannschaft gespalten war. Es gab unterschiedliche Meinungen - muss man die Spieler vielleicht zuhause lassen? Oder nimmt man sie doch mit nach Russland? Dieses Thema hat alles überstrahlt."
... zur Frage, ob es besser gewesen wäre, Özil und Gündogan nicht mitzunehmen:
"Möglicherweise wäre es besser gewesen. Ich habe zu dem Zeitpunkt gesagt: 'Gerade jetzt, wenn die Spieler so unter Beschuss sind, müssen wir sie schützen.' Aber weder Mesut noch Ilkay waren in der Lage, gute Leistungen zu bringen. Der Ilkay saß in der Kabine und hat Tränen vergossen und Mesut war natürlich dementsprechend demoralisiert. Die ganzen Anfeindungen, die es damals gab, haben die Spieler stark belastet."
... die forsche WM-Titel-Ansage von Bundestrainer Nagelsmann nach dem EM-Aus:
"Unmittelbar nach so einem Spiel gegen Spanien ist man zunächst einmal als Trainer wahnsinnig enttäuscht und niedergeschlagen. Und dann kommen manchmal Sätze, die man vielleicht ein paar Wochen später nicht so sagen würde. Ich fand das damals aber nicht tragisch. Natürlich ist der große Traum geplatzt, jetzt haben wir ein neues Ziel. Und es ist ja auch so. Wenn Deutschland zu einem Turnier fährt, sind die Erwartungen ja immer immens. Deutschland muss immer um den Titel spielen."