Flick unter Druck
DFB-Team - Sammer schlägt Alarm: "Wir liegen am Boden"
- Aktualisiert: 04.09.2023
- 11:58 Uhr
- SID
Die angeschlagene DFB-Auswahl und Bundestrainer Hansi Flick stehen neun Monate vor der Heim-EM unter massivem Druck. Matthias Sammer schlägt Alarm.
Die Vernichtung des deutschen Fußballs durch Matthias Sammer dürfte noch gewaltig nachhallen, wenn sich die DFB-Auswahl am Montagabend im noblen Ritz-Carlton in Wolfsburg zur Krisenbewältigung trifft.
Nach zahlreichen Enttäuschungen müssen Bundestrainer Hansi Flick und seine Stars um Ersatzkapitän Joshua Kimmich neun Monate vor der Heim-EM dringend die Kurve kriegen - doch große Hoffnung hat zumindest Sammer nicht.
"Seien wir doch mal ehrlich: Wir liegen am Boden", sagte der 55-Jährige im "SZ"-Interview. Egal ob im Klub- oder Verbandsfußball, im Profi- oder Nachwuchsbereich: "Vom Anspruch 'Weltspitze' sind wir überall weit entfernt", monierte Sammer.
Der deutsche Fußball habe "komplett seine Identität verloren". Man müsse sich den Tatsachen stellen "und Lösungen finden. Nicht einfach weitermachen und weiterhoffen!". Nun brauche es "dringend eine Kurskorrektur".
Flick hat unter Maximaldruck bereits erste Konsequenzen gezogen und für die WM-Revanche gegen Japan am Samstag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) in Wolfsburg sowie den Klassiker gegen Frankreich (am 12. September ab 21 Uhr im Liveticker) in Dortmund. seinen Kader gnadenlos umgekrempelt.
DFB-Team: Das Wichtigste in Kürze
Zudem nahm der Bundestrainer seine in der Kritik stehenden Nationalspieler noch stärker in die Pflicht.
"Jeder muss nun sein Ego hinten anstellen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen", forderte Flick. Der angeschlagene DFB-Coach weiß nach blamablem WM-Aus, unzureichenden Länderspiel-Auftritten und reichlich Unruhe rund um die Nationalmannschaft: "Wir haben einiges gutzumachen." Dies gelte insbesondere für Flick selbst, sagte am Sonntag Ex-Europameister Steffen Freund bei Sport1: "Wenn Hansi nicht abruft, muss es eben ein anderer machen".
DFB-Team: Sammer fordert Umdenken
Noch macht es Flick. Für das DFB-Team sei künftig "neben Qualität und Leistung auch das Verhalten und die Einstellung wichtig. Diese Punkte wollen wir immer wieder fördern und fordern, dann können wir nachhaltig Erfolg haben", sagte der Bundestrainer.
Für Sammer ist so ein Umdenken längst erforderlich. Man habe sich an "einem Gesetz des Leistungssports versündigt". Ein Gesetz, das besagt, "dass die Entwicklung nicht stehen bleibt und die großen Leitlinien deshalb alle zwei, drei Jahre überprüft und, wenn nötig, angepasst werden müssen. Und das haben wir überhaupt nicht mehr gemacht. Deshalb stehen wir jetzt da, wo wir stehen", monierte der Europameister von 1996.
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Schon vergangene Woche hatte Sammer im Bild-"Phrasenmäher" von der "größten Krise, seit ich denken kann" gesprochen: "Wir sind maximal Weltmeister und Europameister im Ausredensuchen und darin, Erklärungen zu finden, warum es nicht funktioniert." Er sei "schockiert und fassungslos, wie man diese Riesenkrise schönredet, ohne dass man Verantwortung übernimmt".
Matthias Sammer: Sportdirektor ist "entscheidend für die Zukunft des deutschen Fußballs"
Sammer ist überzeugt davon, dass Fortschritt nur über Personen geht. "Unser Fußball braucht Leute an der Spitze, sowohl im operativen Bereich als auch in den Gremien, die diese Eigenschaften glaubwürdig verkörpern – und gleichzeitig garantieren, dass wir die Entwicklungen in der Welt nicht aus den Augen verlieren", sagte er der SZ. Deshalb sei die Wahl des Sportdirektors "entscheidend für die Zukunft des deutschen Fußballs".
Es werde "nicht alleine reichen, den Bundestrainer auszutauschen", meinte auch Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer im Doppelpass: "Wir müssen an die Strukturen ran. Fakt ist, der deutsche Fußball steht deutlich schlechter da, als wir es selber glauben."