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FIFA Klub-WM: Arda Güler glänzt plötzlich im zentralen Mittelfeld - hat Real Madrid den neuen Toni Kroos gefunden?
- Aktualisiert: 08.07.2025
- 15:21 Uhr
- Chris Lugert
Xabi Alonso hat bei Real Madrid bereits einiges verändert, eine große Überraschung ist die neue Rolle von Arda Güler. Ist der türkische Youngster der lang gesuchte Nachfolger für Toni Kroos?
Von Chris Lugert
Toni Kroos war schon während seiner Karriere nicht dafür bekannt, unter mangelndem Selbstvertrauen zu leiden. Der langjährige Topstar von Real Madrid wusste immer, was er kann. Und das brachte er auch zum Ausdruck.
An dieser Herangehensweise hat sich auch gut ein Jahr nach seinem Karriereende nichts geändert. Angesprochen auf die Probleme, die seinen Ex-Klub Real umgeben, fand er eine ebenso klare wie selbstbewusste Antwort. "Ihnen fehlt immer noch ein Spieler wie ich, danach suchen sie weiterhin", sagte er in der "Gazzetta dello Sport".
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Jedem anderen (Ex-)Spieler wäre solch ein Satz vermutlich als Arroganz und Narzissmus ausgelegt worden. Kroos aber nicht, denn er hat recht. Die vergangene Saison der "Königlichen" machte deutlich, wie sehr ein Metronom wie Kroos im Mittelfeld fehlte. Einer, der das Spiel lenkt, der den Rhythmus und den Takt vorgibt. Und der weiß, wann welcher Pass zu spielen ist.
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Die Unverzichtbarkeit des Weltmeisters von 2014 zeigte sich erst durch seine Abwesenheit. Und wie schwierig es ist, diese Rolle auch nur ansatzweise gleichwertig zu ersetzen. "Es gibt nicht viele solche Spieler - und die, die es gibt, sind nicht so leicht zu bekommen", sagte der Deutsche.
Doch womöglich hat Real jetzt einen neuen Kroos gefunden - und das sogar im eigenen Kader, ohne in diesem Sommer einen Cent Ablöse dafür ausgeben zu müssen. Sein Name: Arda Güler. Jener türkische Youngster, der unter Carlo Ancelotti in der Vorsaison nur Reservist war. Und der eigentlich in ganz anderen Bereichen des Spielfeldes zu Hause ist.
Alonso vertraut Güler eine neue Rolle an
Güler war bislang der Inbegriff eines Offensivallrounders - flink, dribbel- und schussstark, mit Anlagen, ein Topspieler zu werden, der aber große Konkurrenz im Real-Kader und deswegen nur wenig Aussichten auf regelmäßige Spielzeit hat. Ein Schicksal, das der 20-Jährige mit vielen anderen Talenten teilt.
Doch der neue Trainer Xabi Alonso hatte eine ganz eigene Idee. Der Ex-Real-Spieler, der in jenem Sommer den Verein verließ, als Kroos kam, ist ebenso wie der Deutsche von seinen Fähigkeiten überzeugt. Das bestehende System, das Mantra des lange so erfolgreichen 4-3-3 übernehmen, obwohl es nicht zur eigenen Idee passt? Das ist kein Thema für Alonso.
Obwohl er keine umfangreiche Sommervorbereitung hatte, sondern bei der Klub-WM auf wenige Trainingseinheiten zwischen den Spielen und Regenerationsphasen beschränkt ist, krempelte er das Real-System bereits komplett um. Dreierkette statt Viererkette, Aurelien Tchouameni in die Innenverteidigung - und eben die Verwandlung bei Güler.
Der Türke agiert plötzlich im zentralen Mittelfeld. Und nicht irgendwo, sondern auf der Sechserposition. Im zweiten Gruppenspiel gegen CF Pachuca übernahm er erstmals diese Rolle, nachdem Raul Asencio früh vom Platz geflogen war und Güler defensiv helfen musste. Doch vor allem seine Fähigkeiten als Spielgestalter beeindruckten. Real gewann trotz langer Unterzahl letztlich souverän.
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Danach schenkte Alonso seinem Schützling in allen drei folgenden Partien das Vertrauen auf dieser so wichtigen Position. Auch gegen Borussia Dortmund im Viertelfinale war Güler der Lenker im Zentrum und erinnerte dabei sehr an Kroos. Der Linksfuß spielte intelligent, mit enormer Übersicht und setzte seine überragende Technik immer wieder für geniale Pässe ein.
Güler bereits Dreh- und Angelpunkt des Spiels
Die Zahlen seines Spiels: 96 Prozent Passquote, neun Pässe ins Angriffsdrittel, 68 Ballkontakte, zwei Torvorlagen, wenngleich der Assist auf Mbappe eher über seine gewohnte Position auf Rechtsaußen kam. Und dennoch: Güler zeigte auch gegen den bisher wohl schwierigsten Gegner bei diesem Turnier, dass er die Fähigkeiten hat, Alonsos Idee umzusetzen.
Dabei verschwimmen die verschiedenen taktischen Ausrichtungen in Alonsos Spielidee immer wieder. Situativ kann aus einem 3-5-2 mit einem Sechser auch eine Doppelsechs werden, entweder mit Trent Alexander-Arnold oder Tchouameni. Möglich ist auch je nach Gegner und Momentum eine Viererkette. Güler ist dabei der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich alles ausrichtet.
Noch fehlen Automatismen. Für diese braucht es Zeit und Geduld, das ist Alonso bewusst. Man wisse, dass es ein "Prozess ist, den Arda durchlaufen muss. Wir wissen, dass Fehler auftreten werden, aber auch erfolgreiche Aktionen. Es ist auch ein Moment, in dem wir etwas investieren können, damit es eine Entwicklung gibt, damit Arda Fortschritte macht", erklärte Alonso.
Dass der Weg holprig sein mag, nimmt Alonso im Kauf, weil er das Ziel mit Güler erkennt. "Er macht es gut und wir treiben ihn weiterhin an, dass er reift. Dabei kann er auch Fehler machen. Das muss man akzeptieren, es ist ein Teil der Entwicklung, wenn wir einen Arda haben wollen, der in dieser Zone wichtig ist", stellte er klar.
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Gerade bei Klubs wie Real haben Trainer aber nur wenig Zeit, Experimente zu wagen. Ergebnisse sind gefragt. Stimmen die Resultate nicht, greifen die Mechanismen des Geschäfts. Und gerade auf einer so immens wichtigen Position des Feldes können Fehler sehr teuer werden. Alonso aber ist von dem Experiment überzeugt - aus guten Gründen.
Zentrales Mittelfeld als Erfolgsfaktor
Der Spanier weiß aus eigener Erfahrung als Spieler und auch aus seiner Zeit als Trainer bei Bayer Leverkusen, dass im zentralen Mittelfeld die Spiele entschieden werden. Ohne Granit Xhaka hätte es die Erfolge mit Leverkusen wohl nicht gegeben. Ohne Alonso, Xavi und Andres Iniesta hätte Spanien den Weltfußball zwischen 2008 und 2012 nicht dominiert.
Und auch Real hätte in den vergangenen zwölf Jahren nicht sechsmal die Champions League gewonnen, ohne Kroos oder Luka Modric im Kader zu haben. Kroos war im vergangenen Jahr weg, Modric hat seinen Zenit überschritten - und schon war der stolze Klub nicht mehr titelreif, weder national noch international. Jemand muss also in die Fußstapfen treten.
Nicht umsonst geisterte der Name Angelo Stiller in den vergangenen Wochen immer wieder rund um Madrid. Er ist genau jener Spielertyp, den Güler bei der Klub-WM zelebriert. Womöglich diente der Türke für Alonso auch als vierwöchige Übergangslösung, um nach dem Turnier verstärkt auf dem Transfermarkt zu suchen - und vielleicht tatsächlich beim VfB Stuttgart anzufragen.
Doch das könnte sich erledigt haben. Sollte Güler auch am Mittwoch im Halbfinale gegen Paris Saint-Germain (live im Free-TV auf ProSieben und im Livestream auf Joyn und ran.de) im Zentrum groß aufspielen, würde aus dem Versuch wohl die dauerhafte Lösung werden. Ob er dann wirklich die Position so wird prägen können wie lange Jahre Toni Kroos, bleibt abzuwarten. Wenn aber jemand weiß, worauf es dabei ankommt, dann Xabi Alonso.