La Liga
Real Madrid: Alonsos Handschrift ist unübersehbar - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 26.10.2025
- 21:42 Uhr
- Carolin Blüchel
Vier Clasico-Pleiten in Folge, dann dieser Abend: Real Madrid besiegt den FC Barcelona mit 2:1 – und zeigt, dass unter Xabi Alonso eine neue Ära begonnen hat - ein Kommentar.
von Carolin Blüchel
Xabi Alonso hat den ersten wirklichen Prüfstein seiner noch jungen Amtszeit bei Real Madrid mit Bravour bestanden: 2:1 im Clasico gegen den FC Barcelona. Es war mehr als das Ende einer Durststrecke, es war ein Statement.
Unter Vorgänger Carlo Ancelotti hatte Real in der Vorsaison alle vier Duelle gegen den Erzrivalen verloren. Heute war davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Durch das Bernabeu weht ein neuer, frischer Wind.
"Wir sind auf dem aufsteigenden Ast", hatte Alonso schon im Vorfeld verkündet. Nach diesem Abend klingt das beinahe wie eine Drohung. Denn dieses neue Real steht eigentlich erst am Beginn seines Umbruchs - trägt aber schon nach nur zehn Spieltagen in La Liga deutlich die Handschrift des Trainers.
Das Alonso-Team hat seine Philosophie in Rekordzeit verinnerlicht: defensiv kompakt, hohes Pressing, schnelles Umschalten und ganz viel Biss. Natürlich gehen noch ein paar Läufe ins Abseits, aber das ist Feinschliff.
Das Wichtigste in Kürze
Alonso hat Ruhe und Disziplin gebracht
Auffällig: Gegen Barcelona entstanden die Tore nicht nur durch Zauberei, sondern durch eisernen Willen. Wenn selbst Egozentriker wie Kylian Mbappe oder Vinicius Junior plötzlich querlegen und nicht nur durch Finesse, sondern auch Haltung überzeugen, dann ist das fast spektakulär.
Und im Zentrum lenkt Jude Bellingham das Spiel fast wie einst Toni Kroos oder Luka Modric. Nur ohne die arrogante Attitüde der letzten Jahre. Alonso hat scheinbar das Ego aus Madrid genommen, ohne dabei die Seele zu zerstören.
Er hat aus Stars ein neues Gefüge gemacht - zumindest auf dem Platz.
In der Kabine soll es durchaus knirschen. Nach dem Abgang der Altstars muss sich die neue Hierarchie erst noch finden. Auch Alonsos intensives Video-Studium soll nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen.
Und doch befand Präsident Florention Perez kürzlich, der Neue habe intern Ruhe und Disziplin reingebracht. Im weißen Ballett tanzt derzeit keiner aus der Reihe.
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Alonsos Autorität ist leise aber wirksam
Beim Clasico steht ausgerechnet der einzige Aussetzer des Abends sinnbildlich für Alonsos erfolgreichen Führungsstil. Als der überragende Vini jr. nach seiner Auswechslung stinksauer und schimpfend in die Katakomben rauschte, blieb der Trainer ungerührt. Kein Blick, kein Wort, keine Emotion.
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Sieben Minuten später saß der Stürmer wieder auf der Bank - und fieberte und jubelte mit. Der Ärger war verraucht, Vini jr. stellt das Ego dann doch hintenan.
Und als es nach Abpfiff an der Seitenlinie noch einmal zur Rudelbildung mit Barca-Spielern kam, gab ausgerechnet der berüchtigte Antonio Rüdiger den Besänftiger, Ein durchaus ungewöhnliches Bild. Alonsos Autorität ist leise, aber sie ist offensichtlich effektiv und unmissverständlich.
Alonso setzt auf die Jugend
Auch die Personalpolitik trägt bereits seine Signatur. So lang das Durchschnittsalter der Startelf bei 25 Jahren und 15 Tagen. Jünger war Real seit über zwei Jahrzehnten nicht. Alonso beweist wie schon in Leverkusener Zeiten Mut, auch wenn es um alles geht. Bislang wird er belohnt.
Denn gegen Barca war Real in fast allen Belangen überlegen: mehr Torschüsse, höheres Tempo, größere Intensität.
Einzig der Ballbesitz war ausgeglichen. Und doch hatte man nie den Eindruck, Real könnte das Spiel aus der Hand geben.
Natürlich ist noch nicht alles perfekt. Das 2:5 im Derby bei Atletico Madrid - die bislang einzige Saisonniederlage - bleibt ein Ausrutscher, an den man sich erinnert. Aber der Trend zeigt steil nach oben. Das Resultat: Nach nur zehn Spieltagen liegt Real an der Tabellenspitze und bereits fünf Punkte vor Barcelona.
Der Umbruch in Rekordzeit, unter Alonso scheint er möglich. Und vielleicht gelingt es dem 43-Jährigen sogar, die Königlichen schon in seinem ersten Jahr seiner Amtszeit zurück auf den Thron zu führen.