Nationalmannschaft
WM-Qualifikation - DFB-Team vor "Endspiel" gegen Slowakei: Das große Zittern
- Aktualisiert: 17.11.2025
- 12:03 Uhr
- Martin Volkmar
Bei einer Niederlage gegen die Slowakei droht der deutschen Nationalmannschaft der Super-GAU. Daher ist nun vor allem Rudi Völler gefragt.
Aus Leipzig berichtet Martin Volkmar
Rudi Völler muss es wieder richten.
Der ehemalige Nationalspieler und Bundestrainer ist vor dem "Endspiel" um die WM-Qualifikation gegen die Slowakei (ab 20:45 Uhr im Livestream auf Joyn und im ran-Liveticker) als Mutmacher und Ratgeber gefragt.
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Denn ungeachtet aller demonstrativ ausgestrahlter Zuversicht ist die Unsicherheit auch bei der sportlichen Leitung um Bundestrainer Julian Nagelsmann und Völler groß, ob die deutsche Mannschaft dem großen Druck am Montagabend gewachsen sein wird.
"Die Mannschaft wirkt sehr entschlossen, konzentriert. Ich glaube, vor dem Spiel morgen ist man sicherlich ein bisschen nervös. Das gehört auch dazu, aber das macht auch den Reiz aus", meinte der Bundestrainer auf der Pressekonferenz am Sonntag.
DFB-Team: Darum ist Rudi Völler gefragt
Daher ging Völler nicht nur alleine zu einem lange geplanten PR-Termin in der Leipziger Bahnhofsmission, um so den Spielern noch mehr Zeit für die Konzentration aufs Wesentliche zu geben.
Der DFB-Sportdirektor führte auch viele Gespräche mit den teilweise allem Anschein nach verunsicherten Profis, um sie aufzubauen und zu stärken.
"Es ist immer gut, seinen Rat zu hören und auch seine Persönlichkeit zu spüren. Rudi strahlt Ruhe aus. Er hat schon viel erlebt, auch viele negative Dinge. Er gibt einem ein gutes Gefühl und spricht auch mit den Spielern", berichtete Nagelsmann.
"Auch er wird ein bisschen nervös sein. Das kann er aber gut überspielen und merkt man immer erst hinterher, wenn er verschwitzt in die Kabine kommt", führte der Bundestrainer weiter aus.
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Gegen die Slowakei um alles oder vielleicht nichts
Denn auch Völler weiß, dass es in der seit Sonntag ausverkauften Leipziger Arena für den deutschen Fußball um alles oder vielleicht nichts geht.
Wie groß die Anspannung dann erst wäre, hat der damalige Teamchef im November 2001 hautnah erlebt, als seine Mannschaft beinahe in der Relegation zum ersten Mal überhaupt eine WM-Endrunde verpasst hätte.
"Das war die größte Drucksituation, die ich in meiner Karriere erlebt habe", berichtete Völler rückblickend.
Doch sollte diesmal erneut der Gruppensieg verpasst werden, wäre der nächste Schritt ungleich schwerer und der Druck wohl noch größer als vor 24 Jahren, als "nur" die Ukraine bezwungen werden musste, um sich im Nachsitzen doch noch zu qualifizieren.
DFB-Team: In WM-Playoffs drohen Italien, Türkei oder Polen
Bei einer Heimpleite am Montagabend müsste der viermalige Weltmeister in die Playoffs im Frühjahr, bei der von 16 Teams nur noch vier das WM-Ticket lösen können. Angesichts von möglichen Gegnern wie Italien, der Türkei, Polen oder Dänemark alles andere als ein Selbstläufer – gerade mit Blick auf die sinkende Formkurve in diesem Jahr.
Und auch angesichts der Frage, ob der Kader nervenstark genug ist, wenn es eng wird. "Am Ende habe ich schon das Gefühl, dass die Mannschaft das gerade nicht verträgt, wenn man jetzt super draufhaut, ehrlich gesagt, sondern wir wollen auch alle gemeinsam erfolgreich sein", hatte Nagelsmann nach dem mühsamen 2:0 am Freitag gegen den krassen Außenseiter Luxemburg erklärt.
Auf ran-Nachfrage relativierte er nun aber, dass sich diese Aussage nur auf die Ansprache nach der schwachen ersten Halbzeit bezogen habe: "Natürlich kann man bei der Mannschaft auch mal draufhauen. Es gab auch schon lautere Besprechungen."
DFB-Team: Kein überzeugendes Spiel seit fast acht Monaten
Zuletzt scheinen die Maßnahmen des Bundestrainers aber selten gegriffen zu haben. Seit der ersten Halbzeit im Nations-League-Viertelfinale gegen Italien vor fast acht Monaten hat die DFB-Auswahl in keinem der folgenden sieben Länderspiele überzeugen können.
Und nun wartet mit den Slowaken, das hat das sang- und klanglos verlorene Hinspiel (0:2) im September gezeigt, ein ganz anderes Kaliber, zumal die Gäste ihr Heil in der Offensive suchen werden.
"Wir fahren nach Deutschland und wollen in Leipzig gewinnen – wie in jedem Spiel", kündigte Nationalcoach Francesco Calzona nach dem späten 1:0 über Nordirland an.
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Punkt reicht – aber Nagelsmann will auf Sieg spielen
Dem deutschen Team reicht ein Punkt für Platz eins und die damit verbundenen direkte Qualifikation für die WM-Endrunde in den USA, Kanada und Mexiko.
Doch auf ein Unentschieden zu kalkulieren, um sich somit gerade so über die Ziellinie zu retten, geht im Fußball fast immer schief. Auch Nagelsmann hält das daher für keine gute Idee, will vielmehr auf Sieg spielen.
"Generell haben wir schon irgendwie eine gewisse DNA in der Mannschaft und es kommen die meisten von Klubs, wo sie Favorit sind", sagte er, schränkte jedoch ein: "Wir haben keine Phase, wo wir den Gegner aus dem Stadion schießen, sondern wir müssen uns Dinge erarbeiten."
Vieles muss jedenfalls im Vergleich zum Freitag besser werden, wenn es kein böses Erwachen geben soll. Angefangen bei der defensiven Stabilität über läuferisches und kämpferisches Engagement bis zur Verbesserung der Durchschlagskraft in der Offensive.
DFB-Team: Experten zweifeln an Nervenstärke
Auf dem Papier ist der Weltranglisten-Zehnte, der mit einem Gruppensieg auch fast sicher im ersten Lostopf bei der WM-Auslosung gesetzt wäre, natürlich klarer Favorit gegen die 36 Plätze schlechter gelistete Slowakei.
Aber ohne die richtige Einstellung geht es nicht – und so mancher Experte zweifelt an der Nervenstärke der deutschen Mannschaft, der seit den Rücktritten von Toni Kroos, Manuel Neuer und Thomas Müller nach der Heim-EM offenbar die Anführer fehlen.
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DFB-Team: Kimmich und Schlotterbeck könnten für Stabilität sorgen
Umso wichtiger wäre die Rückkehr von Kapitän Joshua Kimmich, bei dem sich Nagelsmann schon vor dem Abschlusstraining am Sonntag optimistisch gezeigt hat. zuversichtlich zeigte, dass er trotz Kapselverletzung im Sprunggelenk rechtzeitig fit wird: "Wer Joshua kennt, weiß, dass er ungern Nein zu diesem Spiel sagt. Daher gehe ich davon aus, dass er spielen kann."
Auch der ebenfalls wiedergenesene BVB-Spielführer Nico Schlotterbeck könnte ein Faktor sein, um für Ordnung in der in Luxemburg unter Interimskapitän Jonathan Tah erschreckend löchrigen Abwehr zu sorgen.
Vor allem aber werden Kimmich und Schlotterbeck als Leader benötigt, wie auch Ex-Europameister Thomas Helmer meint: "Das ist ganz, ganz deutlich. Kimmich hat über 100 Länderspiele. Und Schlotterbeck ist in Dortmund Kapitän, hat diesen Stellenwert auch zu Recht. Die beiden gehen natürlich auch im Nationalteam voran."
Daher forderte der ehemalige Bayern-Kapitän im ran-Interview: "Es ist wichtig, schnell in Führung zu gehen und dann am besten noch einen nachzulegen."
So sehen es auch Nagelsmann und Völler. Sicher sein, dass das klappt und es kein Zitterspiel wird, können sie sich aber auch nicht sein.