Formel 1
Formel 1 in Monza: Zu fair? McLaren droht sich zu verzetteln - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 07.09.2025
- 18:35 Uhr
- Martin Jahns
Mit seiner Teamorder sorgt McLaren bei Oscar Piastri für Unverständnis und bei Max Verstappen für Gelächter. Beim Streben nach ultimativer Fairness muss das Team aufpassen, sich nicht zu verzetteln. Ein Kommentar.
Von Martin Jahns,
Max Verstappen konnte nicht fassen, was da kurz vor Rennende in Monza hinter ihm passierte.
Gerade hatte der WM-Führende Oscar Piastri seinen Teamkollegen und härtesten Titel-Kontrahenten Lando Norris kampflos vorbeigelassen. McLaren hatte um den Positionstausch gebeten, weil Norris‘ Boxenstopp gut vier Sekunden länger als üblich gedauert hatte und er deshalb ungeplant hinter seinem Teamkollegen wieder auf die Strecke kam.
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"Haha – wegen eines miesen Stopps?", fragte Verstappen amüsiert seinen Mechaniker, der ihm die McLaren-Stallorder erläuterte. Schwer vorstellbar, dass der viermalige Weltmeister in dieser Situation seinen Teamkollegen einfach durchgewunken hätte.
Verstappens dominanter Sieg in Monza mit dem größten Vorsprung auf den Zweitplatzierten der gesamten Saison zeigte aber auch: McLaren muss aufpassen, sich im Streben nach ultimativer Fairness nicht zu verzetteln.
Das Wichtigste in Kürze
Oscar Piastri mit wenig Verständnis
Zwar ist der Vorsprung in der Fahrerwertung von Piastri auf den Drittplatzierten Verstappen mit 96 Punkten bei acht noch ausstehenden Rennen noch komfortabel. Doch der Formaufschwung bei Red Bull ist unverkennbar.
Es ehrt McLaren, dass das Team fair spielen will, auch wenn Piastri sein Missfallen im Boxenfunk äußerte: "Wir haben doch gesagt, dass ein langsamer Stopp zum Racing dazugehört. Ich verstehe nicht, was hier anders sein soll", ärgerte sich der Australier, ließ Norris dann aber doch vorbei.
Nach dem Rennen wischte er das Thema mit den Worten "das ist schon okay so" beiseite. Doch der Funkverkehr zeigte: Das Verständnis für die fortwährenden Renneingriffe von außen schwindet auch bei den Fahrern.
Teamchef Andrea Stella erklärte die Stallorder bei "Sky": "Es ging darum, dass wir die Positionen halten wollten nach dem Boxenstopp. Die Platzierungen hatten sich aber verändert und deswegen war es die richtige Entscheidung, diese Originalpositionen wiederherzustellen und sie das selbst austragen zu lassen."
Stella bekräftigte die Linie: "Wir haben zwei großartige Fahrer, die in der Lage sind, um den Titel zu fahren. Wir fahren nach McLaren-Art als echte faire Sportsmänner."
Externer Inhalt
Fairplay-Bürokratie gegen ausgefahrene Ellbogen
Angesichts zweier fast gleichwertiger Fahrer im Team ist der Grundgedanke verständlich. McLaren will weder Piastri noch Norris vergraulen und kann sich das angesichts des auf vielen Strecken überlegenen Boliden zumindest bislang auch leisten. Doch der Spielraum für derartige Eingriffe von außen wird kleiner.
Piastris Verständnis schwindet. Verstappen hat sich zurückgemeldet. Und dessen kompromissloser Start gegen Norris, der ihn daraufhin via Funk als "Idiot" beschimpfte, zeigte: McLarens Fairplay-Bürokratie setzt Verstappen ausgefahrene Ellbogen entgegen.