Motorsport
Formel 1: Red Bull zerfleischt sich selbst - ein Kommentar
- Aktualisiert: 12.03.2024
- 16:43 Uhr
- Oliver Jensen
Die Machtkämpfe beim Formel 1 Team von Red Bull nehmen kein Ende - dafür aber immer wieder neue Wendungen. ran-Autor Oliver Jensen glaubt, dass sich dies in dieser Saison nicht auf die sportlichen Ergebnisse auswirken wird - aber danach.
von Oliver Jensen
Eigentlich hätte die Saison für Red Bull überhaupt nicht besser beginnen können.
Zwei Doppelsiege bei den ersten beiden Rennen von Bahrain und Saudi-Arabien beweisen, dass die Dominanz ungebrochen ist. Auch interne Kämpfe zwischen Max Verstappen und Sergio Perez sind nicht zu erwarten, weil die Überlegenheit des Niederländers einmal mehr zu groß ist.
Dafür sorgen die Verantwortlichen Tag für Tag für neue Schlagzeilen: Am Freitag, rund um das Qualifying, schien es noch, als würde Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko kurz vor der Suspendierung stehen. Verstappen allerdings war zur Stelle und ließ durchblicken, in diesem Fall auch zu gehen.
Samstag, am Tag des Doppelsieges, hatten sich die Wogen erst einmal geglättet. Red-Bull-Sportchef Oliver Mintzlaff war extra nach Saudi-Arabien gereist, um mit den Beteiligten zu sprechen. Danach stand fest: Marko bleibt.
Das Wichtigste zur Formel 1
Nun geht die Entwicklung wieder in eine völlig andere Richtung: Laut einem Bericht von "F1-Insider" soll Teamchef Christian Horner jetzt kurz vor dem Rausschmiss bei Red Bull stehen. Sein wichtigster Verbündeter, der thailändische Mehranteilseigner Chalerm Yoovidhya (ihm gehören 51 Prozent des Imperiums), soll nämlich die Seiten gewechselt haben.
Gut möglich aber, dass die Welt in wenigen Tagen schon wieder ganz anders aussieht. Sicher ist bei Red Bull momentan gar nichts - außer die Tatsache, dass sich das Erfolgsteam gerade selbst zerfleischt.
Beziehung zwischen Max Verstappen und Christian Horner bröckelt
Das Verhältnis zwischen Verstappen und Horner ist offensichtlich abgekühlt. Horner bestreitet dies zwar, sagte aber über die Abwanderungsgerüchte von Verstappen: "Wenn jemand nicht in diesem Team sein will, dann werden wir niemanden zwingen, gegen seinen Willen hier zu sein."
Externer Inhalt
Formel 1 - Ferrari-Rookie brilliert! Gewinner und Verlierer des Saudi-Arabien-GP
Auch das Verhältnis zwischen Horner und dem Technischen Direktor Adrian Newey scheint mittlerweile angespannt zu sein. Es wirkt so, als würde sich Horner, der durchaus als Selbstdarsteller bekannt ist, selbst überschätzen. Als Teamchef hat er zweifelsohne seinen Anteil am Erfolg.
Den Unterschied ausgemacht haben aber Newey, der immer wieder ein unfassbar schnelles Auto baut, und Verstappen, der zu den besten Fahrern seiner Generation gehört.
Ohne diese beiden Protagonisten wäre Red Bull ein gutes Formel-1-Team - aber keine Übermacht.
Selbst Jos Verstappen schießt gegen Horner
Die Aufgabe von Horner ist es, das Team zusammenzuhalten und in die richtige Richtung zu steuern. Das Gegenteil ist momentan der Fall. Sogar Jos Verstappen, der als Vater der engste Vertraute von Weltmeister Max ist, schießt öffentlich gegen Horner. Er würde das wohl nicht tun, hätte sein Sohn überhaupt kein Problem mit Horner.
Zumal es bereits viel aussagt, wenn Verstappen Jr. seine Zukunft von Marko abhängig macht, aber nicht von Horner. Und welche Rolle spielt eigentlich Mark Mateschitz? Der Sohn von Gründer Dietrich Mateschitz und Red-Bull-Erbe hält 49 Prozent der Anteile von Red Bull. Zu wenig, um selber über eine Freistellung von Horner zu entscheiden.
Doch wenn er nun Yoovidhya auf seiner Seite hätte ... ?
Man könnte diese Gedankengänge ewig weiterspinnen. Genau das dürfte auch in den Köpfen der Mitarbeiter von Red Bull geschehen. Aber mit welchen Folgen?
Die Dominanz von Red Bull in der Formel 1 ist so groß, dass sich die Machtkämpfe auf diese Saison nicht auswirken dürften. Selbst wenn Verstappen und Newey theoretisch angenommen von heute auf morgen gehen würden, wäre ein mäßig talentierter Perez dazu in der Lage, mit dem aktuellen Red Bull Weltmeister zu werden - selbst wenn der Wagen überhaupt nicht mehr weiterentwickelt wird.
Die Übermacht dürfte aber spätestens nächste Saison bröckeln, sofern der Rennstall die internen Probleme nicht in den Griff bekommt. Schlussendlich ist es wie bei jedem Unternehmen: Was in der Führungstage schiefläuft, kommt irgendwann im Tagesgeschäft an.