Formel 1
Formel 1: So kann Lando Norris nie Weltmeister werden - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 16.06.2025
- 14:20 Uhr
- Andreas Reiners
Lando Norris gehört zu den besten Fahrern der Formel 1. Der Beste wird er aber nie sein, wenn er seine Probleme nicht abstellt. Ein Kommentar.
Vor Lando Norris muss man den Hut ziehen. Er ist ein toller Sportsmann.
Denn er versuchte erst gar nicht, die Schuld auf seinen Teamkollegen abzuwälzen. Oder nach billigen Ausreden zu suchen. Der Brite nahm den folgenreichen Crash mit Oscar Piastri beim Großen Preis von Kanada gegen Rennende komplett auf seine Kappe.
Noch im Auto, in der Hitze des Gefechts. Auch in den Interviews danach, mit etwas Abstand zum Geschehen. Das ehrt ihn, das ist eine für den Motorsport sehr seltene Eigenschaft.
Das muss man ihm hoch anrechnen.
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Klar ist aber auch: Lando Norris ist in der aktuellen Verfassung kein Formel-1-Weltmeister. Und wird so auch nie einer werden.
Das Wichtigste in Kürze
Lando Norris: Die Patzer haben System
Denn das, was da am Sonntag passiert ist, war kein Versehen, war kein Fehler, der auch den Größten des Sports schon passiert ist und den Legenden wie Michael Schumacher und Ayrton Senna oder auch aktuelle Superstars wie Max Verstappen erst nach Tagen zugeben würden - wenn überhaupt. Der erste Schuldige wäre aus Reflex sowieso der andere gewesen.
Doch vielleicht ist es genau das, was fehlt, auch wenn ein direkter Zusammenhang schwer nachzuweisen ist. Doch bei Norris haben diese Patzer und die anschließenden freimütigen Entschuldigungen ein fragwürdiges System.
Sie sind keine Einzelfälle, sondern ziehen sich durch die Karriere des 25-Jährigen, der immerhin schon seine siebte Saison in der Königsklasse absolviert. Er ist noch nicht alt, aber sollte nach all den Jahren erfahren genug sein, um diese Fehltritte auf ein Minimum zu reduzieren. Oder am besten gleich ganz abzustellen.
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Unter Druck wird es problematisch
Doch unter Druck versagen ihm immer wieder die Nerven, oder es geht ihm das Talent aus. Oder beides.
Vielleicht fehlt ihm dieser Killerinstinkt, den andere wie Verstappen und auch Piastri in sich tragen. Ganz sicher aber fehlen Abgezocktheit und Coolness. Ein kühler Kopf.
Faktoren, die in einem Titelkampf der Formel 1, bei dem mehrere Piloten um den Sieg mitmischen, essenziell sind und in letzter Konsequenz den Unterschied machen. Es ist das Holz, aus dem Champions geschnitzt sind.
Fragwürdiges Norris-Manöver
Und immer klarer wird, dass Norris diese Qualitäten nicht in dem Maße besitzt, wie es der Fall sein müsste.
Es ist bezeichnend, dass er sich am Sonntag vier Runden vor Schluss mit viel DRS-Überschuss und etwas frischeren Reifen für den offensichtlich unmöglichen Weg über die Innenbahn entschieden hat. Hätte er es außenrum probiert, wäre er für die zweite Kurve wahrscheinlich so gut positioniert gewesen, dass er vorbeigegangen wäre.
Doch für solche Manöver braucht man Geduld. Und eine Einsicht, dass es manchmal eben auch klüger ist, die Punkte mitzunehmen, anstatt es mit dem Kopf durch die Wand zu probieren.
Natürlich ist seine ausgeprägte Selbstkritik grundsätzlich eine wichtige Voraussetzung, um es besser zu machen. Doch Norris lernt aus den Fehlern nicht.
Konjunktiv als Karriere-Begleiter
Unter dem Strich bleibt daher das, was man bereits kennt: "Hätte, wäre, wenn" - der Konjunktiv ist zu oft die Einschränkung, die Norris‘ Rennen und Karriere begleitet.
"Das war nicht mal hartes Racing, das war einfach dumm“, sagte Norris zu seinem Manöver und trifft es damit auf den Punkt. Wie so oft, wenn er hart mit sich selbst ins Gericht geht.
Das ist stets bemerkenswert offen. Doch Ehrlichkeit ist eine Eigenschaft, mit der man vielleicht die Herzen der Fans gewinnt. Aber keine Titel.