Basketball
Basketball-EM: Deutschland muss sich jetzt bedingungslos hinter Dennis Schröder stellen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 04.09.2025
- 12:24 Uhr
- Tim Althoff
Dennis Schröder führt den DBB bei der Basketball-EM 2025 erneut auf Medaillen-Kurs. Es ist an der Zeit, dass sich Deutschland inmitten der Rassismus-Skandale bedingungslos hinter seinen Kapitän stellt.
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft zaubert sich durch die Europameisterschaft und beendet die Gruppenphase als Top-Favorit auf den Turniersieg.
Angeführt wird der eingespielte Kader einmal mehr von Kapitän Dennis Schröder. Der Point Guard ist für die Mannschaft unverzichtbar, der Routinier ist der Dreh- und Angelpunkt der Offensive.
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Nicht nur sportlich, auch charakterlich zieht sich der DBB an Schröder hoch. Der Braunschweiger ist seit Jahren das Gesicht des deutschen Basketballs. NBA-Star, Weltmeister, Olympischer Fahnenträger. Auch für Moritz Wagner "ein absolutes Vorbild".
Es ist Zeit, ihm die Anerkennung zu geben, die er verdient. Die Anerkennung, die er vermisst. Besonders dann, wenn Basketball in den Hintergrund rückt und es um das Menschliche geht.
Basketball-EM: Dennis Schröder gegen Litauen rassistisch beleidigt
So war es beim Spiel gegen Litauen. Schröder wurde von litauischen Fans mit Affenlauten verhöhnt. "Man kann mich beleidigen, aber Affengeräusche ist eine Sache, die ich nicht respektiere und nicht akzeptiere. Rassismus gehört nicht zu diesem Sport“, sagte der 31-Jährige dazu.
Vor dem Spiel gegen Finnland wurden daher 13.000 Rote Karten mit der Aufschrift "Stop Racism" hochgehalten, um sich mit Schröder zu solidarisieren. Eine Geste, die er anerkannte: "Das ist inspirierend. Wir brauchen mehr davon. Wir sollten zusammenwachsen, als immer gegeneinander zu sein."
Doch es ist das eine, ein vorgedrucktes Kärtchen für ein Minütchen in die Luft zu halten. Es ist das andere, die Aufschrift dieser Karte zu leben.
Keine Frage, der Aufschrei nach dem Rassismus-Vorfall war groß. Der Aufschrei war aber auch groß, als Schröder vor dem Turnier öffentlich feststellte, dass er in Deutschland "nie die gleiche Liebe" wie Dirk Nowitzki bekäme. "Weil ich dunkelhäutig bin."
Das Wichtigste in Kürze
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Vergleich von Schröder und Nowitzki: Argumente gehen am Punkt vorbei
Der deutsche Basketball schnappte auf. Es wurden Skandale und Social-Media-Postings von Schröder hervorgekramt. Nowitzki würde nie mit seinem Reichtum protzen. Nowitzki stand nie wegen Körperverletzung vor Gericht. Nowitzki ist NBA-Champion, Schröder lediglich Rollenspieler.
Argumente, die nicht abstreitbar sind. Aber völlig am Punkt vorbeigehen. Denn es geht nicht um den Vergleich zweier Sportler. Es geht um das Gefühl Schröders, aufgrund seiner Hautfarbe anders behandelt zu werden. So wie es gegen Litauen passiert ist. So wie es laut seiner Frau Ellen im Alltag "allgegenwärtig" ist. Die unterschwellige Form von Rassismus, die Schröder moniert. Und die hierzulande oft nicht nachvollzogen wird.
Schröder reflektiert sich im Interview mit dem "Stern" selbst, sagt, er hätte "Fehler gemacht" und sei nicht perfekt. Als junger Mann hätte er sich nicht so verhalten, wie es die Deutschen von einem Star verlangen würden.
Das wird ihm bis heute vorgehalten. "Das ist ein gesellschaftliches Problem, und Social Media macht diese Oberflächlichkeit und den Hass nur noch stärker." Seine Ehrung als Fahnenträger hätte "diese Geschichte nicht besser gemacht."
Dabei ist Schröder gereift. Der stolze Braunschweiger engagiert sich in seiner Heimat, plant dort Akademien und Schulen für die Jugend. "Viele Profis bleiben nach ihrer Spielerkarriere in den USA und genießen ihren Ruhm. Ich aber gehöre nach Deutschland."
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Dennis Schröder verdient mehr Liebe
Ein Satz, der tief blicken lässt. Aber leider nicht wahrgenommen wurde. Deutschland arbeitete sich unterdessen lieber an der unsäglichen Nowitzki-Debatte ab. Ein Umstand, der Schröders Punkt untermauert.
Der Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft ist Deutscher, will in Deutschland bleiben und hält seit Jahren für Deutschland die Knochen hin. Er ist der wichtigste Bestandteil einer Basketball-Generation, die den Sport in Deutschland nach langen Jahren der Blamagen wieder vorzeigbar gemacht haben. Er muss hier niemandem mehr etwas beweisen und ist trotzdem hungrig auf weitere Erfolge mit dem DBB.
Auch dieses Jahr hat Deutschland wieder sehr gute Aussichten auf den Gewinn einer Medaille. Unabhängig davon, ob dies gelingt, wird es Zeit, dass sich Deutschland ohne Wenn und Aber hinter Dennis Schröder stellt.
Er ist NBA-Star, Weltmeister, Olympischer Fahnenträger. Und er verdient mehr Liebe.