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Dallas Mavericks vor Game 3 der NBA Finals: Die Suche nach dem perfekten Spiel
- Veröffentlicht: 12.06.2024
- 18:08 Uhr
- Seb Dumitru
Nachdem die Boston Celtics die ersten beiden Spiele für sich entscheiden konnten, geht es nun nach Dallas. Dort müssen die Mavericks zu ihren Tugenden zurückfinden, wenn sie eine Chance haben wollen die Serie noch knapp zu gestalten.
Die Celtics führen in den NBA Finals mit 2:0. Zum zweiten Mal in Folge haderten die Mavs mit denselben Problemen: katastrophales Shooting, Passivität und mangelnde Unterstützung für Superstar Luka Doncic. Das muss in Dallas unbedingt anders werden.
"Wir müssen unsere Würfe treffen, unsere Freiwürfe treffen, und dürfen den Ball nicht verlieren. Das sind die drei Schlüssel zum Sieg." Mit dieser einfachen Erklärung antwortete Luka Doncic auf die Frage, wie die Dallas Mavericks das Comeback in diesen NBA Finals gegen schier übermächtig wirkende Boston Celtics schaffen können. Die Texaner liegen in der Best-of-Seven-Serie mit 0:2 hinten. Teams, die in den NBA Finals (Spiel 3 exklusiv auf DAZN, ab Spiel 4 live auf ProSieben MAXX und im Livestream auf ran.de, in der ran-App sowie auf Joyn) die ersten beiden Partien zu Hause gewonnen haben, haben bisher in knapp 85 Prozent aller Fälle auch den Titel gewonnen (ewige Bilanz: 28:5).
Dallas Mavericks: Drei Problemzonen
Die Eastern Conference Champions dominierten in den ersten zwei Partien nach allen Belangen und sind nur zwei Siege vom 18. Titel der Franchise-Historie entfernt. Obwohl es in Spiel zwei (105:98) weitaus enger zuging als beim Auftakt in die Serie (107:89), und die Celtics eine für ihre Verhältnisse schwache Partie in der Offensive erwischten (nur 56,6 Prozent True Shooting, nur 10-39 von der Dreierlinie), konnten die Mavericks daraus kein Kapital schlagen.
Auch das zweite 30-Punkte-Spiel von Doncic wurde verschwendet, nicht einmal ein Triple Double war genug, um den so wichtigen Auswärtssieg in Boston zu stibitzen. Doncic legte als vierter Spieler nach LeBron James (2015 und 2018), Charles Barkley (1993) und Jerry West (1969), und erst zum fünften Mal überhaupt, ein Triple Double mit 30 Punkten bei einer Finals-Niederlage auf. Dass es wieder nicht zum Sieg reichte, hatte mehrere Gründe.
Doncic nahm anschließend in bester Anführer-Manier die Verantwortung auf seine Kappe und klagte seine eigenen Ballverluste (8 TO) und die Freiwurfschwäche (4-8 FT) an. "Ich denke, meine Turnovers und meine verfehlten Freiwürfe haben uns den Sieg gekostet. Ich muss viel besser in diesen Kategorie sein. Aber am Ende des Tages müssen wir Würfe treffen, wenn wir gewinnen wollen."
Das Wichtigste in Kürze
Zwei Mal blieb Dallas' explosive Offensive jetzt unter der 100-Punkte Marke. Nur 13 erfolgreiche Dreier bei 53 Versuchen, magere 93,5 Punkte pro Spiel, ein Offensiv-Rating von 101,7 pro 100 Angriffen und eine Schnecken-mäßige Pace (91,9 Ballbesitze pro Spiel) sind allesamt problematisch für das Team von Jason Kidd. Obwohl die Celtics alles andere als ein Feuerwerk abbrennen, deklassieren sie ihren Gegner beim Shooting (54,2 Prozent effektive FG-Quote vs. 48,5 Prozent) und bei der Ballverlustrate (10,7 Prozent vs. 12,4 Prozent).
Hinzu kommt Dallas' besorgniserregende Freiwurfquote (65 Prozent gegenüber 82 Prozent für Boston). In Spiel zwei verfehlten die Mavs acht ihrer 24 Freiwürfe, Boston traf 19-20. Acht liegengelassene Punkte bei einer sieben-Punkte-Niederlage ist verheerend auf diesem Niveau.
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NBA Finals - Dallas Mavericks vs. Boston Celtics im Head-to-Head
Make Shots or Die Trying
Doncic erzielte ein Drittel aller Mavs-Punkte (89 von 187) in Boston, trotz Verletzungssorgen. Vor Spiel zwei war er fraglich, denn zu seiner Knieverletzung aus Runde eins und einem angeschlagenen Sprunggelenk kam in Game One auch noch eine Brustkorbprellung hinzu, die er sich beim Annehmen eines Offensivfouls zugezogen hatte. Angeblich erhielt er ein starkes Schmerzmittel, um überhaupt auflaufen zu können.
In Spiel zwei traf Doncic vier seiner neun Dreierversuche für starke 44,4 Prozent. Der Rest des Teams kam auf peinliche 2-17 von Downtown (11,8 Prozent). In Spiel eins sahen wir bereits ein ähnliches Bild: 4-12 (33,3 Prozent) von Doncic, 3-15 (20 Prozent) vom Rest des Teams. Kumulativ haben die Non-Doncic-Mavericks 25 ihrer bisher 32 Dreierversuche auf den Ring gesetzt (15,6 Prozent Erfolgsquote). Kein Dallas-Spieler hat mehr als einen einzigen langen Ball getroffen. Irving steht bei 0-8; Washington 1-8; Derrick Jones Jr. 1-5; Josh Green 1-4; Jaden Hardy 1-3; Maxi Kleber 0-2; Dante Exum 1-1; Tim Hardaway Jr. 0-1.
"Wir müssen fast perfekt spielen und ihre Fehler ausnutzen", mahnte Doncic zu mehr Dringlichkeit. "Sie sind physisch und verteidigen sehr gut, aber wir müssen unsere offenen Dinger machen." Doncic (13 Pts, 5-7 FG) und Irving (8 Pts, 4-5 FG) erwischten einen Traumstart im ersten Viertel und waren fast im Alleingang für Dallas' frühe Führung verantwortlich.
Bezeichnend jedoch für den bisher katastrophalen Unterbau der Mavs: der Rest des Teams verfehlte sieben seiner neun Wurfversuche. Maxi Kleber, der bisher null positiven Einfluss aufs Geschehen hat, setzte gleich vier Würfe daneben – darunter gleich zwei weit offene Jumpshots, mit niemandem auch nur ansatzweise in seiner Nähe. Anstatt von der Produktivität seines Star-Duos zu profitieren und sich ein hohes Punktepolster anzufuttern, hielten die Gäste nach zwölf Minuten nur einen drei-Punkte-Vorsprung (28:25).
In der zweiten Hälfte kamen Doncic (9 Pts) und Irving (6) gegen die zunehmend aggressivere Celtics-Defense dann nur noch auf 15 Zähler, leisteten sich zusammen mehr Ballverluste (6) als Treffer aus dem Feld (5-16). Doncics fünf Turnovers nach der Pause münzten die Celtics direkt in neun Punkte um – eine fatale Hypothek in einem sieben-Punkte Spiel.
Ein Hauptproblem sind die Rollenspieler der Mavs: wenn keiner von ihnen auch nur ansatzweise in der Lage ist, seine offenen Würfe zu treffen und die Stars damit zu entlasten, kann Boston immer vehementer von ihnen weghelfen, um die Drives schwerer und die Zone dicht zu machen. Das nimmt nicht nur die von Dallas so geliebten Lobs weg, sondern macht auch die Pässe hinaus in die Ecken so gut wie unmöglich. Die Mavs haben bisher mickrige 2-8 ihrer Corner Threes getroffen – nach 39,4 Prozent bei 11,6 Versuchen pro Playoff-Partie.
Kyrie Irving: "Tut mir leid, Bruder"
Hier ist die Liste der Spieler, die bisher in diesen Finals mehr Punkte erzielt haben als Kyrie Irving: Luka Doncic, Jaylen Brown, Jrue Holiday, Jayson Tatum, Derrick White, Kristaps Porzingis und PJ Washington. Nur Tatum (87 Minuten), Doncic (81) und Brown (80) standen länger als Irving (78) auf dem Parkett. Nur Doncic (47 FGA) und Tatum (38) haben häufiger auf den Korb geworfen als Dallas' Co-Star. "Ich hab zu Luka und dem Team gesagt: Tut mir leid Bruder, ich muss besser sein als in den ersten zwei Spielen. Es ist meine Schuld, dass ich ihn bisher nicht unterstützen konnte."
Zum zweiten Mal in Folge blieb Irving hinter seinen Möglichkeiten zurück, und produzierte erneut weniger Punkte als Wurfversuche. In zwei Partien kommt der Guard, der vor dieser Serie den achthöchsten Scoring-Schnitt der Geschichte in den Finals sein Eigen nennen konnte (27,7 PPG), auf magere 14,0 Punkte bei 35,1 Prozent Trefferquote (13-37 FG). Irving steht jetzt bei 0-8 von der Dreierlinie und trifft in diesen Finals nur 10-31 (32.3 Prozent) off the dribble. In den ersten drei Runden der Western Conference Playoffs traf er starke 42.9 Prozent dieser Würfe.
Die gute Nachricht für Irving und die Mavs: der Routinier mit der Erfahrung von 13 Profijahren und 93 Playoff-Partien war schon einmal in einer identischen Situation. Die Underdogs hießen damals Cavaliers, der Megastar an seiner Seite LeBron James. In den NBA Finals 2016 lag Cleveland gegen die übermächtig wirkenden Golden State Warriors 0:2 zurück. Die Cavs hatten Spiel eins mit 15, Spiel zwei sogar mit 33 Punkten Unterschied verloren. Irving hatte in Spiel zwei mickrige zehn Punkte erzielt und in den ersten zwei Partien zwei Drittel seiner Würfe (24-36) verfehlt.
Es war eine Demontage, niemand traute den Cavs noch etwas zu. Was folgte, war ein Comeback für die Ewigkeit. Irving erzielte 30,8 Punkte im Schnitt, bei mehr als 50 Prozent aus dem Feld und unfassbaren 46,7 Prozent von der Dreierlinie – inklusive ikonischem Dagger-Three zur Meisterschaft in Game Seven.
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Luka Doncic: "Dran glauben"
Die Mavs haben gezeigt – über Phasen, Minuten, sogar ganze Viertel – dass sie das Zeug haben, mit Boston mitzuhalten. Sie haben den besten Spieler in der Serie, soviel ist klar. Die Celtics aber verfügen über die nächstbesten fünf. Bostons Fähigkeit, jede Position zu verteidigen, ohne sich zu kompromittieren und gleichzeitig vorne mit fünf Akteuren zu jedem Zeitpunkt Gefahr auszustrahlen, ist für jeden Gegner eine Herausforderung. Die Ost-Champs sind tiefer, breiter und undurchdringlicher als alle anderen Opponenten auf dem Weg in diese Finals.
Die Finals sind aber noch nicht vorbei. Zwei alte Klischees - "Eine Serie fängt erst richtig an, wenn ein Heimteam verliert" und "Rollenspieler sind besser zu Hause" spielen den Mavs in die Karten. Aber Dallas braucht mehr – mehr von Kyrie, mehr von den Rollenspielern, mehr von den Big Men, und überhaupt etwas von den Shootern. Vielleicht mehr Dante Exum, vielleicht sogar ein bisschen Tim Hardaway. Mehr Konzentration, mehr Dringlichkeit, mehr Mumm. Dallas kann nicht gewinnen, ohne nahe an der Perfektion zu spielen.
Einen 0:2 Rückstand in den Finals noch zu drehen, ist schwer genug. Nur fünf Teams in 36 Versuchen haben das jemals geschafft: Milwaukee 2021, Cleveland 2016, Miami 2006, Portland 1977 und Boston 1969. Die Mavs waren selbst an einem dieser Comebacks beteiligt, als Dirk Nowitzki & Co. sich von Dwyane Wade, Shaquille O'Neal und den Heat vor 18 Jahren noch den Titel entreißen ließen.
Die neueste Verletzung von Kristaps Porzingis gibt den Mavericks ebenfalls Hoffnung. Der Celtics-Center riss sich eine Sehne im Knie, die für die Stabilität der Fußgelenke verantwortlich ist. Coach Joe Mazzulla nannte die Situation "gravierend", Porzingis' weitere Einsätze in diesen Finals sind fraglich. Ach, und die eingangs erwähnte 28:5 Bilanz von Teams, die in den NBA Finals die ersten beiden Partien zu Hause gewonnen haben: dieselben Teams haben in der Geschichte 21 von 33 Game Threes auswärts verloren. Wenn für die Mavericks in dieser Serie also noch etwas gehen sollte: heute Nacht ist Jetzt-oder-nie-Zeit!