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NBA: Deutscher Rookie Tristan da Silva startet bei Orlando Magic durch
- Aktualisiert: 29.11.2024
- 10:33 Uhr
- Ole Ferks
Tristan da Silva war bei den Orlando Magic eigentlich wohl nicht für die Kernrotation eingeplant, Verletzungen machten den deutschen Rookie jedoch unverhofft zum Starter. Nun lichtet sich das Lazarett langsam – doch der 18. Pick hat einige Argumente geliefert, um trotzdem in der Rotation zu bleiben.
Von Ole Frerks
Eigentlich war das Spiel schon entschieden. 30 Sekunden vor dem Ende hatten die Magic in Charlotte nicht nur eine Acht-Punkte-Führung, sondern auch noch Ballbesitz – da konnte und sollte nicht mehr viel anbrennen. Und doch war es interessant zu sehen, wen Head Coach Jamahl Mosley in diesem Moment zum Einwerfer und damit Hauptentscheider deklarierte. Es war ein Rookie, der unerfahrenste Spieler aus der Kernrotation, der bis dahin eigentlich kein gutes Spiel gemacht hatte.
Wobei Tristan da Silva kein gewöhnlicher Rookie ist. Mit seinen 23 Jahren ist er für einen NBA-Neuling alt – zum Vergleich: Er ist sogar drei Monate älter als Franz Wagner, der schon in seiner vierten NBA-Saison steht – und spielt oft tatsächlich eher wie ein Veteran, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.
"Wenn man ihm zusieht, merkt man einfach, dass er weiß, wie es geht", lobte Wagner kürzlich entsprechend. "Er ist immer am richtigen Ort, trifft schnelle, gute Entscheidungen und macht das Spiel leichter für jeden, der mit ihm zusammenspielt." In der besagten Szene war es Wagner selbst, der von diesen Entscheidungen profitierte.
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Nachdem der Berliner seinen Verteidiger abgeschüttelt hatte, servierte ihm da Silva einen mustergültigen Pass über zwei Hornets, den Wagner nur noch durch die Reuse drücken musste. Zehn Punkte Differenz, Game Over, endgültig. Der neunte Sieg aus zehn Spielen für die Magic, die aktuell Platz 3 im Osten belegen (13-7) – mit dem Rookie in einer unerwartet großen Rolle.
Da Silva "versteht, wo er sein muss"
13 Mal in Serie stand da Silva in der Starting Five der Magic, ehe er vergangene Nacht nach der Rückkehr von Wendell Carter Jr. wieder mal von der Bank kam. Geplant war das nicht – er musste einspringen, weil neben Carter auch Paolo Banchero ausfiel (und weiterhin ausfällt) und der eigentlich so tiefe Frontcourt der Magic somit etwas ausgedünnt daherkam.
Da Silvas Name wurde folglich aufgerufen – und er hat die Rolle des Notnagels ziemlich gut ausgefüllt. "Er ist ein Spieler", lobte Veteran Gary Harris. "Er ist klug. Er versteht, wo er sein muss. Er arbeitet hart. Das zeigt einfach, woraus er gemacht ist. Er wurde aus einem guten Grund gedraftet."
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Tatsächlich zeigt da Silva schon jetzt viel von dem, was ihn für die Magic interessant machte, als diese ihn im Juni an Position 18 drafteten. Er ist nicht flashy, wird keine Scoring-Rekorde aufstellen und keinen Part im Rookie of the Year-Rennen spielen – dafür reichen auch die Zahlen nicht (7,5 Punkte, 3,9 Rebounds, 1,8 Assists) – aber er ist reif genug, um in einem Team zu funktionieren, das im Hier und Jetzt gewinnen will.
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Da Silvas Wurffähigkeiten noch ausbaufähig
Sein Wurf ist dabei noch nicht konstant in der Liga angekommen. Am College in Colorado hatte er über die vergangenen beiden Jahre jeweils über 39 % von draußen getroffen, in der NBA sind es bisher nur 32,8 %, wobei es mit Ausnahme des Charlotte-Spiels (1/8) zuletzt eigentlich in die richtige Richtung ging. Es ist damit zu rechnen, dass sich der Wert über die Saison steigern wird.
Hilfreich wäre es auch, wenn er mehr werfen würde – zu oft lässt da Silva aktuell noch Möglichkeiten liegen und wirkt passiv (7,2 Dreier pro 100 Ballbesitzen sind wenig für seinen Spielertyp), was sich auf Dauer auch darauf auswirken könnte, wie Defensiven mit ihm umgehen.
Seinen Beitrag leistet da Silva bisher trotzdem, aber eher auf anderen Wegen. Offensiv ist es vor allem die Spielintelligenz, die ins Auge sticht. Er ist ein guter und williger Cutter, der es bestrafen kann, wenn sein Verteidiger schläft. Zudem hilft sein Passing auch aus der Bewegung der Offense, was er insbesondere gegen die Suns unter Beweis stellte, als er seinen bisherigen Bestwert mit 6 Assists aufstellte.
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Da Silva bereichert die Magic-Offensive
Da Silva wurde während der Preseason von Teamkollegen als "Franz Wagner light" bezeichnet – das ist (sehr) übertrieben, dafür fehlen ihm unter anderem die Scoring-Instinkte und die physische Komponente, einige Parallelen in seinem Spielansatz sind aber schon zu erkennen.
Da Silva kann das Spiel lesen, hat Connector-Skills und begeht wenige Fehler; was unter anderem dazu führt, dass die nach wie vor schwache Offense der Magic laut Cleaning the Glass um 6,3 Punkte pro 100 Ballbesitze besser ist, wenn der Rookie auf dem Court steht – bemerkenswert, zumal der Wurf eben noch wackelt.
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Defensiv gibt er diesen Wert ansatzweise zurück (die Magic-Defense ist ohne ihn um 5,7 Punkte stärker) – das ist aber auch dem Kader geschuldet. Orlando stellt die drittbeste Defense der Liga, weil die Magic fast nur starke Verteidiger aufstellen – auch in seinen Minuten erlauben sie nur 110,1 Punkte pro 100 Ballbesitzen, was für einen Top-7-Wert in der Liga reichen würde.
Die ideale Rolle bei Orlando?
Da Silva erfüllt ein Profil, das die Magic seit Jahren suchen. Er ist groß (2,03 m), hat lange Arme und ist smart – sein Timing bei Double-Teams ist gut, seine Rotationen im Teamverbund sitzen zumeist. Was ihm fehlt, und was ihn von Wagner oder auch beispielsweise Anthony Black abhebt, sind eine gewisse Physis und Athletik; da Silva wirkt gegen kräftige Forwards schmal, hat gleichzeitig aber nicht immer die laterale Geschwindigkeit, um vor schnellen Wings zu bleiben.
Als Resultat ist er bis dato ein besserer Off-Ball- als On-Ball-Verteidiger, wobei es schon nicht zu verachten ist, dass er in dieser elitären Defensive überhaupt zurechtkommt. Dennoch bedarf es vermutlich noch Arbeit, um seine ideale Rolle in der Defensive zu finden – gut möglich, dass er über die nächsten Jahre kräftiger werden muss und langfristig eher ein Vierer sein sollte.
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Wobei gewisse Anlaufschwierigkeiten völlig normal sind. "Natürlich funktioniert noch nicht alles und es gibt vieles, was er sozusagen im Vorbeigehen lernen muss", sagte Wagner. "Aber ich bin beeindruckt davon, wie er mental damit umgeht und sich nicht frustrieren lässt, wenn mal etwas nicht funktioniert. Das schon im ersten Jahr zu haben, ist enorm wertvoll."
Hat sich Rookie da Silva festgespielt?
Kurzum holt da Silva viel raus aus der Möglichkeit, die sich ihm unverhofft früh in seiner Karriere bietet. Er kann und muss in vielen Bereichen noch zulegen, seine Kombination aus Größe, Spielverständnis und Wurf ist jedoch nahezu maßgeschneidert für die moderne NBA. Er wird auch Mosley zeitnah zu einer schwierigen Entscheidung zwingen.
In den fünf Spielen mit Banchero sah da Silva insgesamt bloß 5 Minuten Einsatzzeit, alle in Spiel 1 der Saison. Seit der Verletzung waren es immer zwischen 18 und 34, mit zwei Ausnahmen immer als Starter (gegen Chicago startete Orlando mit zwei Bigs, Carter Jr. und Goga Bitadze). Mitte Dezember soll der All-Star zurückkehren – dann wird sich zeigen, ob da Silva genug getan hat, um einen Platz in der Rotation zu behalten.
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Die Chance steht wohl recht gut. Zwar sind die Magic als ambitioniertes Team nicht in der Lage, Minuten an hohe Picks zu "verschenken", wenn diese noch nicht bereit sind – der letztjährige Nummer-11-Pick Jett Howard etwa kämpft auch in Jahr zwei um jede Minute –, aber eins wissen die Magic eben schon nach 20 Spielen: Da Silva ist kein gewöhnlicher Rookie.