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Basketball-WM 2023

Erkenntnisse zum DBB-Sieg gegen Team USA: Vollrausch mit kühlem Kopf - die Sternstunde des deutschen Basketballs

  • Aktualisiert: 09.09.2023
  • 10:57 Uhr
  • Ole Frerks
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Die deutschen Basketballer haben ihren Traum wahr gemacht: Finale. Die USA war der erwartet schwere Gegner, beide Teams erzielten deutlich über 100 Punkte - ein Spektakel. Welche Erkenntnisse brachte das Halbfinale der Deutschen?

Von Ole Frerks

Die deutsche Nationalmannschaft hat es tatsächlich geschafft und Team USA in einem unglaublichen WM-Halbfinale in die Schranken gewiesen.

Beim 113:111 wächst das gesamte Team über sich hinaus und spielt gleichzeitig mit einer bemerkenswerten Coolness. Die Erkenntnisse zum Spiel.

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1. Die Sternstunde des deutschen Basketballs

Wo genau soll man noch so einer Partie anfangen? "Da kann man jetzt analysieren, was man will. Wir haben gefightet bis zum Ende. Es ist einfach geil", sagte Franz Wagner bei MagentaSport. "Was willste hören, wir sind einfach ‘ne verdammt geile Truppe", ergänzte Andreas Obst. Stimmt ja auch. Manchmal ist es wirklich so einfach und gar nicht nötig, direkt tief ins Detail zu gehen.

Deutschland steht nach einem Sieg über Team USA im WM-Finale! Das ist jetzt schon der größte Erfolg in der deutschen Basketballgeschichte, wobei die EM-Goldmedaillen-Gewinner von 1993 (gecoacht von Serbien-Coach Svetislav Pesic!) darüber vielleicht gerne diskutieren würden. Dass wir spielerisch aktuell die beste deutsche Mannschaft der Geschichte sehen, steht dagegen außer Frage.

Das zeigte dieser Triumph. Im Vorfeld dachten viele, gegen die USA müsse man das Spiel verlangsamen, zur Not hässlich machen, um eine Chance zu haben. Die deutsche Mannschaft zog diese Vorhersage ins Lächerliche: Von Beginn an zelebrierte das DBB-Team Offensiv-Basketball, hatte (endlich mal!) einen exzellenten Start ins Spiel und blieb am Drücker.

Beide Teams waren mit halsbrecherischem Speed unterwegs und trafen überragend, die Amerikaner vor allem durch Einzelaktionen, die Deutschen mehr durch Team-Play, mit ähnlich beeindruckenden Resultaten. Nie wurden von einem Team in einem WM-Halbfinale im ersten Viertel 30 Punkte geknackt, hier schafften es beide.

Nie zuvor übertrafen beide Teams die 50 Punkte zur Halbzeit. Nur einmal zuvor knackte ein Team die 100 Punkte, diesmal rissen beide diese Marke, die Deutschen sogar lange vor Spielende. Der Score war am Ende eher der eines NBA- als eines FIBA-Spiels. Es war ein Spektakel, ein Schwergewichtskampf in der Tradition des "Thrilla in Manila". In Manila!

2. Ein Erfolg von allen

Der Erfolg in diesem Spiel hatte viele Gesichter, alle Spieler leisteten ihren Beitrag. Isaac Bonga foulte aus, verzeichnete aber noch 58 Sekunden vor dem Ende bei 4 Punkten Vorsprung einen unglaublichen Block gegen Mikal Bridges. Johannes Thiemann wurde immer wieder im Post gegen kleinere Verteidiger in Szene gesetzt, um die USA in Not zu bringen. Er hatte außerdem einen der spektakulärsten Offensiv-Rebounds der FIBA-Geschichte.

Franz Wagner kehrte zurück in die Starting Five und war prompt wieder ein Superstar, erzielte 22 Punkte und rieb sich in der Verteidigung gegen unter anderem Anthony Edwards auf. Johannes Voigtmann kämpfte um jeden Rebound und spielte herausragende Pässe. Moritz Wagner spielte mit der gewohnten Energie, schmiss sich nach Loose-Balls und lieferte wichtige 10 Punkte von der Bank.

Daniel Theis machte ebenfalls eines der besten Spiele seines Lebens. Defensiv war er immer wieder zur Stelle, um auszuhelfen und Würfe zu erschweren, obwohl nur ein offizieller Block bei ihm notiert wurde. Er hielt die Defense zusammen, vermied trotz seines physischen Spiels Foul-Trouble und sammelte gemeinsam mit Voigtmann die meisten Rebounds auf deutscher Seite ein.

Auch vorne war Theis jedoch überall. Er traf aus dem Pick’n’Roll mit Dennis Schröder direkt am Korb, versenkte aber auch einen Dreier und war nahezu automatisch aus der Mitteldistanz. Einige Male rettete er die deutsche Mannschaft am Ende von etwas unglücklichen Possessions mit seinem Shotmaking.

Theis hat in der vergangenen Saison kaum Spielzeit bei den Pacers gesehen. In dieser Partie war er produktiver als alle drei Bigs auf der Gegenseite kombiniert und dürfte damit nicht nur seinem Team in Indiana aufgefallen sein. Seit Wochen befindet er sich in überragender Form, was nach der Partie neben seinem begeisterten Kumpel Schröder unter anderem auch Herbert betonte.

"(Daniel) hat gereboundet, Würfe getroffen, Würfe geblockt. Er ist der beste Spieler, über den niemand redet", sagte der Bundestrainer. "Seit dem ersten Tag im Training Camp war er super. Und er hat einfach weiter- und weitergemacht."

Es spricht dafür, wie speziell dieses Spiel war, dass Theis trotzdem noch von Teammates in den Schatten gestellt wurde.

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3. Esst euer Obst!

Da wäre zum einen Andreas Obst, der nach seiner Gala-Vorstellung aus dem EM-Viertelfinale gegen Griechenland sogar nochmal einen draufsetzen konnte. Der Shooting Guard traf vier Dreier (Deutschland insgesamt: 13/30), er machte aber noch viel mehr als das, wofür man ihn am besten kennt.

Obst nutzte seine Gravity abseits des Balles, um die Aufmerksamkeit der Defense auf sich zu ziehen und Freiräume für Teammates zu schaffen. Obst traf am Ball immer wieder die richtige Entscheidung gegen zu aggressive Closeouts, ließ Verteidiger entweder ins Leere fliegen oder zog direkt an ihnen vorbei.

Teilweise ging er bis zum Korb durch und schloss dort ab, immer wieder fand er aber auch gegen die Hilfe dann offene Mitspieler und stand am Ende bei 6 Assists. Er war neben Schröder und Wagner der dritte Playmaker und Ballhandler in diesem Spiel und füllte diese Rolle aus, als würde er nie etwas anderes machen.

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"Andi war unglaublich, ich weiß nicht, ob sie ihn nicht genug respektiert haben", lobte Theis. "Wir müssen nicht nur Dennis und Franz haben, wir haben zehn andere Top-Spieler." "Es war das geilste, das wichtigste Spiel, das ich gespielt habe. Ich bin noch ein bisschen sprachlos", sagte Obst selbst über seine Gala-Vorstellung.

Mehr als einmal erwischte er die Amerikaner dabei komplett auf dem falschen Fuß. Sie waren zwar offensichtlich vor seinem starken Wurf gewarnt, leisteten sich gerade bei den Closeouts teilweise aber haarsträubende Fehler. Allein Jalen Brunson foulte Obst zweimal beim Dreier und schenkte ihm Freiwürfe (insgesamt 8/9). Und dann war da natürlich noch DIE Szene mit Tyrese Haliburton.

1:17 Minuten noch zu spielen, 1 Punkt vorne, Einwurf unterm gegnerischen Korb, Obst wird um Blöcke geschickt, bekommt den Ball und schickt seinen Verteidiger ins Leere, beziehungsweise auf die Bretter. Haliburton konnte auch nur zusehen, wie Obst den bis dato größten Wurf seiner Karriere versenkte.

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Die FIBA bestellte Obst nach dem Spiel zum Doping-Test ein. Es ist davon auszugehen, dass an diesem Tag auch dabei nicht viel danebenging. "Ich weiß noch vor vier oder fünf Jahren, er konnte werfen, aber hatte keine Moves. Was er mittlerweile für Moves und Bewegungen drauf hat, ist unglaublich. Respekt vor ihm, er hat so hart gearbeitet", schwärmte Schröder.

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4. Schröder findet die Balance

Eine besondere Leistung zeigte auch Schröder selbst, der nach dem Lettland-Spiel zurecht für seine späte Entscheidungsfindung in der Kritik gestanden hatte. In diesem Spiel zeigte er, dass er auch ganz anders kann und spielte die Point-Guard-Position meisterhaft. Mit einer reservierten, ganz anderen Interpretation als im vorigen Spiel.

Schröder agierte in diesem Spiel mehr wie ein klassischer Floor General. Er suchte seine Teamkollegen, hielt sich mit dem Scoring selbst zurück, war aber zur Stelle, wenn es sein musste. Er hatte das Spiel stets im Griff, traf immer wieder die richtigen Entscheidungen und sorgte dafür, dass die deutsche Mannschaft in ihrem basketballerischen Vollrausch einen kühlen Kopf bewahrte.

Schröder verteilte 9 Assists ohne einen einzigen Ballverlust und leitete das generell bärenstarke Ball-Movement seines Teams an (30 Assists bei zehn Turnovers). Er kämpfte in der Defense und holte seinem Team immer wieder das Momentum zurück, wenn die Amerikaner doch mal im Aufwind waren.

Gerade im letzten Viertel war er gefühlt überall – aber in einer anderen Form als gegen Lettland. Schröder nahm nicht jeden Abschluss selbst, fand Moritz Wagner für einen Layup und hatte zwei weitere Assists im Zusammenspiel mit Obst. Er traf jedoch selbst auch mehrere der wichtigsten Würfe. Sein Driving Layup zum 108:103 war einer, den in der Form auf der Welt nicht viele versenken können, schon gar nicht unter diesem Druck.

40 Sekunden vor dem Ende war es dann ein Stepback-Jumper aus der Mitteldistanz, der die Vorentscheidung (+6) besorgte. Über seinen früheren Teamkollegen Austin Reaves, der vom deutschen Team wieder und wieder als defensive Schwachstelle ausgemacht und attackiert worden war. Der größte Wurf in seiner bisherigen Karriere.

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Und auch der größte Erfolg – bis Sonntag zumindest. Dieser Finaleinzug ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft und des Trainerstabs, nicht zuletzt ist sie aber auch ein Produkt der Reifung ihres Kapitäns. Schröder ist der Anführer, der die gesamte Mannschaft glauben lässt, dass auch "Unmögliches" möglich ist, beispielsweise ein Sieg gegen die USA.

Gemeinsam mit vor allem Herbert hat er nun die Aufgabe, das Team emotional wieder runterzupegeln und auf die nächste Aufgabe einzustellen. Das DBB-Team will dieses Turnier schließlich mit der Goldmedaille krönen. Legendär ist es spätestens jetzt allerdings ohnehin schon.

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