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FC Bayern München: Was Vincent Kompany besser macht als im ersten Jahr
- Veröffentlicht: 02.10.2025
- 07:39 Uhr
- Justin Kraft
Vincent Kompany hat mit dem FC Bayern München einen historischen Saisonstart hingelegt – was macht er besser als in der vergangenen Spielzeit?
Von Justin Kraft
So manche Beobachtung, die man in einem Stadion anstellt, hat schon viel Pathos. Gerade wenn man Fan eines Vereins ist, versucht man die vielen kleinen Dinge zu deuten, um eine Ahnung davon zu bekommen, ob die Mannschaft gerade intakt ist.
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Ob da die berühmten elf Freunde auf dem Rasen stehen oder ob es Störfaktoren gibt. Im Bayern-Forum von "Miasanrot" stellte ein User exakt eine solche Beobachtung an. "Ich habe bei der Mannschaft gerade so ein geiles Gefühl", schrieb er und stützte dieses Gefühl darauf, wie sich die Spieler unter anderem beim Warmmachen am Dienstagabend in Zypern verhalten hätten.
Hohe Intensität schon weit vor Anpfiff, jeder klatscht mit jedem ab, Umarmungen werden verteilt, es wird sich gegenseitig angefeuert und heiß gemacht – es sind Zuschreibungen, die zum Auftreten des FC Bayern München in jedem der bisher neun Pflichtspiele passen.
Vor allem aber passen sie auch dazu, wie sich das Team drumherum gibt. Die Fans des Rekordmeisters sind im Moment begeistert von ihrer Mannschaft.
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Das hat viel mit dem Trainer zu tun. Vincent Kompany hat seinen Kader im Griff, er hat aber auch das Spiel mit den Medien im Griff. Der Belgier sorgte vom ersten Tag an dafür, dass ihm die Sympathien nur so zuflogen – und das aus allen Richtungen.
Und doch scheint der FCB in dieser Saison nochmal stärker zu sein, nochmal souveräner und reifer. Was die Frage aufwirft: Was hat der Trainer im Vergleich zur Vorsaison verändert?
Vincent Kompany entdeckt beim FC Bayern die Rotation
Die kurze Antwort darauf ist eher langweilig: Gar nicht mal so viel. Zumindest wenig Grundlegendes. Es sind Detailanpassungen, die dazu führen, dass die Bayern aktuell ein derart harmonisches Bild nach außen abgeben und sehr erfolgreich sind. Gleichzeitig ist es eine Wahrnehmung, die auf wackeligen Füßen stehen könnte.
Doch Schritt für Schritt: Eine der wichtigsten Änderungen, die Kompany vorgenommen hat, ist die Art und Weise, wie er mit seinem Kader umgeht. In der vergangenen Saison legte er gerade zu Beginn großen Wert darauf, dass die besten 13-14 Spieler seines Kaders viel Spielzeit bekommen. Erst später fing er an, etwas mehr zu rotieren. Mehr als zwei, drei oder vier Wechsel gab es dabei aber fast nie zu sehen.
Großflächige Rotation gab es allenfalls, wenn er durch Verletzungen dazu gezwungen wurde. In dieser Saison tauschte Kompany schon mehrfach auf fünf Positionen oder mehr. Beispielsweise rund um das Wiesbaden-Spiel (3:2), aber auch rund um die Partie gegen die TSG Hoffenheim (4:1).
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Die Spieler danken es ihm mit guten Leistungen. Selbst jene wie Sacha Boey, die zuletzt viel Kritik einstecken mussten, ziehen sich hoch auf ein gutes Niveau. Nicht nur schont der Trainer damit die Kräfte der wichtigsten Spieler, er sorgt auch dafür, dass der gesamte Kader eine gute Formkurve hat.
"Man muss sagen, dass alle funktionieren", stellte Joshua Kimmich nach dem Sieg gegen Pafos bei "Prime Video" fest. Selbst er musste als Führungsspieler schon zweimal auf die Bank, erklärte hinterher aber, dass es nicht um ihn gehe, sondern um die Mannschaft. Kompany hat es geschafft, dass die lange Zeit als untrainierbar verschriene Kabine stärker zusammengerückt ist.
Taktische Anpassungen: Dosierter Vollgasfußball
Doch Kompany hat auch taktisch angepasst. Das Pressing der Bayern hat sich verändert. Statt ständig im Vollgasmodus anzulaufen, ziehen sie sich auch mal früher zurück und lassen den Gegner etwas kommen. Mal gewollt, mal weil das hohe Pressing nicht greift und sie deshalb dazu gezwungen werden.
Im Moment sieht es so aus, als würde die Veränderung dazu führen, dass die Münchner weniger Großchancen zulassen. Situationen wie gegen Wiesbaden, als ein Stürmer allein auf das Tor zulief, sind seltener geworden als in der Vorsaison.
Die Kehrseite dieser Anpassung ist jedoch, dass sie in den ersten neun Pflichtspielen fast doppelt so viele Schüsse kassiert haben wie in den ersten neun der vergangenen Spielzeit. Damals waren es laut dem Datenportal "FBref" 46, jetzt sind es 88.
Auch der Expected-Goals-Wert der bisherigen Gegner ist höher als vor einem Jahr. Damals lag man nach neun Spielen bei 6,05, jetzt sind es schon 7,02. Trotzdem haben die Bayern mit bisher acht Gegentoren zwei weniger kassiert als damals.
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Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Bayern zwar mehr Quantität an Chancen zulassen, aber deutlich weniger Qualität. Im Moment kommen die Gegner im Schnitt auf 0,08 Expected Goals pro Abschluss. Vor einem Jahr waren es noch 0,13 in der gleichen Periode. Allein in Frankfurt lief die SGE viermal frei auf das Tor von Manuel Neuer zu.
Vielleicht ist der Gedanke hinter der Anpassung, dass man solche Momente verhindern möchte. Lieber etwas mehr Spielanteile abgeben, dafür aber vor allem Abschlüsse aus schlechten Positionen zulassen.
Wie stark sind die Bayern wirklich?
Ob diese These aufgeht, kann man jetzt aber noch gar nicht seriös beantworten. Befürworter der Spielweise aus den ersten Kompany-Monaten der vergangenen Saison argumentieren, dass das gnadenlose, aggressive und hohe Pressing nicht nur die Abschlüsse des Gegners auf einem niedrigen Niveau hält, sondern auch zu mehr Kontrolle führt.
Im Schnitt hatten die Bayern in den ersten neun Spielen dieser Saison 62 Prozent Ballbesitz – zum selben Zeitpunkt der vergangenen Saison waren es noch 70 Prozent.
Und doch entsteht das Gefühl, dass die Mannschaft in diesem Jahr stabiler ist. Selten waren die Bayern so klar und so zielstrebig in ihren Aktionen. Selten wirkten sie in den letzten Jahren so dominant.
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Zu einer seriösen Einordnung gehört aber auch, dass sie in der vergangenen Saison zu diesem Zeitpunkt bereits auf den damals amtierenden Meister Leverkusen, Eintracht Frankfurt und den SC Freiburg trafen – allesamt am Ende in den Top-5 der Bundesliga. Hinzu kam ein sehr schweres Auswärtsspiel bei Aston Villa.
Die härtesten Gegner in dieser Saison waren bisher der FC Chelsea und RB Leipzig – beide empfing man daheim. In den kommenden Wochen warten unter anderem mit Frankfurt, Dortmund, Leverkusen, Arsenal und Paris Saint-Germain weitere Gradmesser.
Bei aller Euphorie und bei allem berechtigen Lob für Kompany, der ein gutes Gespür auf allen Ebenen dafür beweist, was seine Mannschaft braucht, wird erst dann ein echtes Zwischenfazit möglich sein.
Bis dahin bestimmt vor allem der Pathos in den Beobachtungen darüber, wie stark der FC Bayern wahrgenommen wird. Und da dominiert bei vielen Fans aktuell eben das "geile Gefühl".