Bundesliga
FC Bayern München: Weiter mit Dreesen - und danach mit Müller an der Spitze?
- Aktualisiert: 22.10.2024
- 14:54 Uhr
- Martin Volkmar
Beim FC Bayern München stellt sich die Frage nach dem künftigen Vorstandsvorsitzenden. Muss Jan-Christian Dreesen seinen Hut nehmen? Offenbar hat der aktuelle Boss nun doch wieder gute Karten auf eine weitere Amtszeit.
Gerne hätte man am Samstag gewusst, was Jan-Christian Dreesen zu den gegen ihn erhobenen schweren Vorwürfen im "manager magazin" und sein angeblich so gut wie sicheres Aus als Bayern-CEO gesagt hätte.
Doch der Vorstandsboss besuchte zwar nach dem 4:0 des FCB gegen Stuttgart die Mannschaft in der Kabine, machte sich dann aber durch die Hintertür wortlos aus dem Staub.
Stattdessen musste in Max Eberl ausgerechnet der Vorstand Stellung nehmen, der bei Dreesens angeblichem Zeitschriften-Wurf auf eine Mitarbeiterin noch gar nicht im Amt war.
Worauf der Sportboss auch explizit hinwies, ehe er eine grundsätzliche Antwort auf die Stimmung in der Vereinsführung gab.
"Gerade Michael Diederich und Jan-Christian Dreesen arbeiten extrem vertrauensvoll und intensiv zusammen, um Fußballspiele zu gewinnen", sagte Eberl.
Und fügte hinzu: "Wir als Klub - und das ist ja bei Bayern schon immer so gewesen - es gibt immer wieder Einschläge von außen. Und wir als Klub wollen einfach als Wagenburg zusammenstehen, und wir gehen da gemeinsam durch."
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern: Diederich und Dreesen wie "Katz und Hund"
Am Wahrheitsgehalt der ersten Aussage darf man laut gut unterrichteten Kreisen zumindest Zweifel haben, die zweite hingegen trifft offensichtlich die Stimmungslage nach der überraschenden Veröffentlichung.
Denn vor allem die beiden gelernten Banker Diederich und Dreesen seien wie "Katz und Hund", sagen Insider. Beide könnten nicht wirklich miteinander, möglicherweise auch, weil Diederich als Nachfolger des ehemaligen Finanzvorstands Dreesen andere Prioritäten setzt.
Das Gerücht, dass Diederich daher an Dreesens Stuhl gesägt haben soll, um diesen als CEO zu beerben, ist allerdings nicht bestätigt.
Gleichwohl wurde der neue "Herr der Zahlen" als Nachfolger gehandelt, sollte Dreesens im Sommer 2025 auslaufender Vertrag nicht verlängert werden.
Eine Mehrheit für den nach wie vor im Profi-Fußball etwas fremdelnde Diederich gibt es aber allem Anschein nach im Aufsichtsrat nicht.
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Bayern-Boss: Mintzlaff und Seifert wollen nicht
Und auch sonst bietet sich aktuell kein geeigneter Kandidat für die Position des Vorstandsvorsitzenden an, was anscheinend ein entscheidender Grund ist, dass Dreesen nun doch länger im Amt bleiben könnte.
Denn wie "Sky" berichtet, soll Red-Bull-Boss Oliver Mintzlaff angeblich die Wunschlösung gewesen sein, aber abgesagt haben.
Und auch der frühere DFL-Chef Christian Seifert hat dem Vernehmen nach kein Interesse auf den "heißen Stuhl" an der Säbener Straße.
Gleichwohl gibt es seit Monaten im Verein Kritik am gebürtigen Ostfriesen Dreesen, wobei es allerdings nicht um den von "manager magazin" genannten Zeitschriften-Wurf geht, denn das liegt Jahre zurück und war den Entscheidern auch vor seiner Beförderung zum Nachfolger von Oliver Kahn im Sommer 2023 bekannt.
Zudem hat Dreesen auf seine unklare Zukunftsperspektive bereits vor längerem reagiert und offen gelassen, ob er überhaupt als Bayern-Boss weitermachen will.
Zukunft von Dreesen: Entscheidung vielleicht erst 2025
Eine Entscheidung sei offen, heißt es aus dem Verein. Auch, ob sie schon bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 11. November oder erst bei der folgenden Anfang 2025 getroffen werde.
Dann wäre man immer noch im Rahmen der üblichen Fristen, spätestens ein halbes Jahr vor Vertragsende Klarheit zu schaffen.
Zumal eine Vertagung jegliche Unruhe bei der Mitgliederversammlung des FCB im Dezember verhindern würde, auch weil Dreesen aufgrund seiner langjährigen Zuständigkeit für die Fanclubs bei den treuesten Mitgliedern sehr beliebt ist.
Womit man bei der zweiten Aussage von Eberl wäre, denn tatsächlich scheinen die Vorwürfe gegen Dreesen zur besagten "Wagenburgmentalität" im Verein geführt zu haben.
Schon in der Vergangenheit unter der Führung der nach wie vor mächtigsten Aufsichtsratsmitgieder Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wurden nahezu beschlossene Entscheidungen nochmal revidiert, als schon die Medien darüber berichteten.
Dreesen: Verlängerung noch nicht spruchreif
Auch jetzt scheint es intern eine Solidarisierung mit Dreesen zu geben, wenngleich entgegen anderer Berichte eine Verlängerung bis 2027 noch lange nicht spruchreif ist.
"Generell sind wir mit unserem Vorstand um den Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen absolut zufrieden: Wir sind sportlich erfolgreich und werden auch auf der anstehenden Jahreshauptversammlung erneut wirtschaftlich hervorragende Zahlen präsentieren“, sagte Präsident Herbert Hainer der "Bild".
Die offensichtlich ans "manager magazin" lancierten Informationen zeigen, dass es weiterhin gewichtige Gegner Dreesens im Klub gibt.
Trotzdem spricht derzeit mehr für einen Verbleib des 57-Jährigen, solange es keinen klaren Favoriten auf die Nachfolge gibt.
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Müller als künftiger Bayern-Boss? Das "BVB-Szenario"
Stattdessen könnten die Bayern warten, ehe endlich wieder ein Vereinsidol zur Verfügung steht wie früher die einstigen Bosse Franz Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge und zuletzt Kahn.
Da Philipp Lahm einen Führungsposten bei den Münchnern praktisch ausgeschlossen hat, solange Hoeneß im Hintergrund weiter die Strippen zieht, bleibt eigentlich nur einer übrig: Thomas Müller.
Der Ex-Nationalspieler hätte großen Rückhalt im Verein und bei den Fans, wäre der Aufgabe kommunikativ locker gewachsen und könnte auch mal auf den Tisch hauen.
Allerdings wiegelte Müller jegliche Nachfragen trotz seines auslaufenden Vertrags am Samstag ab, schließlich könnte er als Profi noch eine Saison bis 2026 dranhängen.
Dann aber wäre nach einem Karenzjahr, ähnlich wie es BVB-Idol Sebastian Kehl zwischen Karriereende und Rückkehr als Dortmunder Funktionär einlegte, eine Installierung Müllers als Dreesen-Nachfolger nach jetzigem Stand 2027 durchaus denkbar.