Markus Babbel im Interview zum Bundesliga-Start: "Beim FC Bayern darf nicht viel passieren"
Veröffentlicht: 21.08.2025
12:25 Uhr
Oliver Jensen
Vor dem Bundesliga-Auftakt zwischen Bayern München und RB Leipzig schätzt ran-Experte Markus Babbel die Situation im Meisterschaftskampf ein, außerdem verrät er mit Blick auf die Aufsteiger, warum er beim 1. FC Köln optimistischer ist als beim Hamburger SV.
Markus Babbel: Das ist schwer zu sagen. Mich haben die Bayern im Supercup überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie nach dieser ungewöhnlichen Saisonvorbereitung mit der Klub-WM und dem späten Trainingsstart bereits so spritzig und giftig sein würden. Ich hatte erwartet, dass der VfB Stuttgart mehr dagegenhalten würde. Bayern hat hochverdient gewonnen.
Babbel: Die sind für mich der große Unbekannte in dieser Saison. Sie machen immer einen sehr guten Job, was die Spielerakquirierung betrifft, aber sie haben namhafte Spieler verloren. Das Gesicht dieser Mannschaft hat sich verändert . Zudem haben sie mit Ole Werner einen Trainer, der im hohen Norden großartige Arbeit abgeliefert hat, aber nicht aus der RB-Schule kommt. Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Mannschaft gegen Bayern schlägt.
ran: Rechnen Sie mit einer erneuten Meisterschaft des FC Bayern München?
Babbel: Der FC Bayern ist aufgrund der individuellen Qualität der Topfavorit. Alles Andere wäre eine sehr, sehr große Überraschung. Aber Harry Kane hat nicht ohne Grund gesagt, dass er noch nie mit einem so dünnen Kader gespielt hat. Beim FC Bayern darf nicht viel passieren. Mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und dem Unglücksraben Hiroki Ito fehlen drei bockstarke Spieler noch länger.
ran: Wie bewerten Sie bislang die Verpflichtungen von Jonathan Tah und Luis Diaz?
Babbel: Ich finde beide Verpflichtungen grandios. Sie haben mit Tah den - wie ich finde - im Moment besten deutschen Innenverteidiger geholt - ablösefrei (ein Obulus wurde Leverkusen bezahlt, damit Tah für die Klub-WM spielberechtigt ist, d. Red.). Es war ein genialer Schachzug, dass sie ihn davon überzeugen konnten, dass Bayern der nächste große Schritt für ihn ist. Diaz war einer meiner Lieblingsspieler in Liverpool. Er kann richtig Gas geben und trägt auch deutsche Tugenden in sich. Es würde mich überraschen, wenn er in München nicht funktioniert. Natürlich gab es das Beispiel Sadio Mane...
Victor Boniface (Bayer Leverkusen) Bayer Leverkusen verliert wohl den nächsten namhaften Profi aus der Double-Saison. Nach übereinstimmenden Medienberichten steht der Werksklub vor dem Verkauf von Victor Boniface an die AC Mailand. Demnach verhandeln beide Klubs über einen Transfer des 24 Jahre alten Stürmers, der im Sommer 2023 nach Leverkusen wechselte und 2024 mit Bayer 04 Deutscher Meister und Pokalsieger wurde.
Victor Boniface (Bayer Leverkusen) Nach Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Granit Xhaka, Lukas Hradecky, Jonathan Tah und Odilon Kossounou wäre Boniface der siebte Hochkaräter, der die Werkself in diesem Sommer verlassen würde. Eine konkrete Ablösesumme wird nicht genannt.
Harvey Elliott (FC Liverpool) Harvey Elliott soll offen für einen Wechsel zu RB Leipzig sein, berichtet "Sky". Mit dem 22-jährigen Liverpool-Talent stehen die Sachsen wohl bereits kurz vor einer Einigung. Erst danach würden konkrete Gespräche mit den "Reds" folgen. Die Ablöse könnte dabei über 50 Millionen Euro liegen und durch den wahrscheinlichen Abgang von Xavi Simons finanziert werden.
Claudio Echeverri (Manchester City) Der 19-jährige Argentinier wechselte im Januar 2024 nach England, wurde aber zunächst für ein Jahr in seine Heimat verliehen. Nun steht er bei Manchester City im erweiterten Kader, hat dort jedoch wenig Einsatzchancen. Wie "The Athletic" berichtet, wollte Borussia Dortmund den Flügelspieler per Leihe mit Kaufoption holen, City akzeptierte aber nur eine Leihe ohne Kaufoption. Wie Fabrizio Romano berichtet hat Leverkusen das genutzt und den BVB in den Verhandlungen ausgestochen. Echeverri wechselt demnach für eine Saison zu Bayer. Der Transfer sollte bald offiziell werden.
Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) Paukenschlag bei der SGE: Nach Informationen von "Le Parisien" steht Kevin Trapp offenbar kurz vor einem Wechsel zum Ligue-1-Aufsteiger Paris FC. Brisant: Trapps Verlobte lebt in Paris, der Keeper verbrachte seine freien Tage zuletzt regelmäßig dort. Für Eintracht Frankfurt wäre ein Abgang heikel, denn Ersatzmann Kauã Santos befindet sich nach seinem Kreuzbandriss noch in der Reha und wird zum Saisonstart voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen.
Amine Adli (Bayer 04 Leverkusen) Der Ausverkauf bei Bayer Leverkusen ist noch nicht beendet: Nach Jonathan Tah, Florian Wirtz, Granit Xhaka, Lukas Hradecky und Jeremie Frimpong steht nun auch Amine Adli vor einem Wechsel. Wie der "kicker" berichtet, soll der AFC Bournemouth rund 30 Millionen Euro für den Linksfuß bieten, der unter Neu-Trainer Erik ten Hag nicht auf seiner Wunschposition zum Einsatz kommt. Mit Ernest Opoku hat die Werkself bereits potentiellen Ersatz verpflichtet.
Fabio Vieira (FC Arsenal) VfB Stuttgart sucht nach einem Nachfolger für Enzo Millot, der kurz vor einem Wechsel zu Al-Ahli steht. Dabei soll man sich auch mit Fabio Vieira beschäftigen, wie "sky" berichtet. Demnach hat sich der VfB bei Arsenal nach dem Preis und den finanziellen Modalitäten umgehört. Gespräche oder konkrete Verhandlungen zu dem Portugiesen gab es aber wohl noch keine. Dem Bericht zufolge haben die Schwaben noch weitere Alternativen für das offensive Mittelfeld auf dem Radar.
Clement Akpa (AJ Auxerre) Bei Eintracht Frankfurt läuft nach dem Abgang von Tuta zu Al-Duhail die Suche nach einem Nachfolger für den Brasiilaner. Laut "L’Equipe" sollen die Hessen deshalb Interesse an Clement Akpa von AJ Auxerre haben. Der 23 Jahre alte Innenverteidiger hat beim Ligue-1-Klub noch einen Vertrag bis zum Sommer 2027, lief in der zurückliegenden Saison 31 Mal für den früheren Meister auf.
Aurele Amenda (Eintracht Frankfurt) Nachdem Tuta die Eintracht bereits in Richtung Katar verlassen hat, droht nun wohl auch der Abgang von Aurele Amenda. Laut einem "Bild"-Bericht zeigt der FC Turin vermehrt Interesse an dem Verteidiger aus Frankfurt. Demnach sollen die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten sein. Die Ablöse beläuft sich wohl auf elf Millionen Euro. Der Transfer würde durchaus überraschend kommen: Erst zum Vorbereitungsstart prophezeite Dino Toppmöller dem Schweizer eine "größere Rolle" in der neuen Saison.
Min-jae Kim (FC Bayern München) Die Zukunft von Min-jae Kim bleibt wohl weiterhin ungewiss. Dem "Kicker" zufolge gehört der Innenverteidiger zu den Abgangskandidaten beim FC Bayern München. Ein Verkauf könnte sich aber als schwierig herausstellen, da das Gehalt des Südkoreaners viele Interessenten abschrecken soll. Zudem fordern die Münchner laut dem Bericht eine hohe Ablöse für Kim. Sollte der 28-Jährige dennoch gehen, wird der deutsche Rekordmeister wohl selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv.
Sacha Boey (FC Bayern München) In der Personalie Sacha Boey scheint es beim FC Bayern wohl zu einem Umdenken gekommen zu sein. Laut dem "Kicker" denkt man nun doch über einen Verbleib des Rechtsverteidigers nach. Intern scheint es aber Uneinigkeiten zu geben. Demnach soll sich Vincent Kompany immer mehr mit dem Franzosen anfreunden. Max Eberl bezeichnete die Situation auf der Rechtsverteidiger-Position jedoch als Luxus. Zuletzt waren sowohl Galatasaray Istanbul als auch Olympique Marseille interessiert - mittlerweile ist die Lage aber ruhig.
Paul Wanner (FC Bayern München) Die Zukunft von Paul Wanner bleibt weiterhin fraglich - sowohl eine Leihe als auch ein Verbleib in München sind möglich. Eine Chance, die andere Vereine wittern - so offenbar auch Borussia Mönchengladbach. Laut "Bild" sollen sich die Fohlen um den Youngster bemühen. Demnach soll es bereits zu einem Treffen am Tegernsee zwischen Bayern-Sportvorstand Max Eberl und Gladbach-Sportchef Roland Virkus gekommen sein ...
Paul Wanner (FC Bayern München) Nach der Verletzung von Jamal Musiala bleibt es jedoch fraglich, ob der deutsche Rekordmeister sein Talent verleiht. Falls ja, erwartet die Borussia eine ordentliche Konkurrenz - vor allem aus der Bundesliga. Neben Werder Bremen und dem VfB Stuttgart soll aber wohl auch die PSV Eindhoven ein Auge auf Wanner geworfen haben.
Rafael Leao (AC Mailand) Lange wurde Rafael Leao mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht, zuletzt gab es aber keine Diskussionen um den Stürmer-Star der AC Mailand beim Rekordmeister. Das bestätigte auch Uli Hoeneß Anfang Juli. Doch für Leao scheint das Thema noch nicht erledigt zu sein. Der Stürmer will einem "Sportbild"-Bericht zufolge weiterhin nach München. Ein Angebot aus Saudi-Arabien lehnte er ab, da er weiterhin auf höchstem Niveau spielen will.
Babbel: Genau, er war in Liverpool ein großartiger Spieler und hat in München nicht funktioniert. Daher sollte man mit Diaz etwas Geduld haben. Aber er hat sich bereits im Supercup großartig präsentiert und ein Tor geschossen. Das wird ihm helfen, sich noch schneller zurechtzufinden und wohlzufühlen. Er hat eine große Präsenz, eine große Aufmerksamkeit und dieses Spielverständnis. Es wäre schon sehr überraschend, wenn er nicht funktioniert.
ran: Sprechen wir über die anderen Vereine. Wer kann dem FC Bayern München am ehesten gefährlich werden?
Babbel: Bei Borussia Dortmund hängt das sehr davon ab, was in den eineinhalb Wochen vor dem Ende der Transferperiode noch passiert. Bislang spielen sie zwar nicht die Sterne vom Himmel, aber sie gewinnen ihre Spiele. Das stärkt das Selbstvertrauen und sorgt dafür, dass die Leichtigkeit zurückkommt.
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"Leverkusen ist von der individuellen Qualität die Nummer 2, aber..."
Babbel: Bayer Leverkusen hat bereits sehr viele Spieler geholt. Aber wie schnell bekommen sie es hin, einen Spirit zu entwickeln, Abläufe hineinzubekommen und die vielen neuen Spieler an das Spielsystem zu gewöhnen? Sie haben sehr viele Achsen verloren, zudem einen neuen Trainer. Von der individuellen Qualität her ist Leverkusen für mich die Nummer zwei hinter Bayern. Aber die Frage ist, wie schnell sie als Mannschaft funktionieren. Das könnte die Chance für Dortmund sein. Eines ist klar...
ran: Und das wäre?
Babbel: Wir brauchen Vereine, die dem FC Bayern Paroli bieten. Nur wenn Bayern in der Liga gefordert ist, werden sie auch in der Champions League zu Bestleistungen imstande sein.
ran: Welche Vereine kommen hinter Bayern, Leverkusen und Dortmund?
Babbel:VfB Stuttgart hat mir im Supercup nicht so gut gefallen. Aber sie haben im Sommer die Mannschaft zusammengehalten. Vor allem halten sie Nick Woltemade im Kader, obwohl es die Angebote des FC Bayern gab. Das ist außergewöhnlich. Ich hoffe, dass sie bei Angelo Stiller genauso verfahren und nicht einknicken, falls Real Madrid ein Angebot macht. Wenn der Kader so bleibt, können sie mit den Verstärkungen ebenfalls vorne mitspielen.
ran: Eintracht Frankfurt landete vergangene Saison auf Platz drei. Können Sie daran anknüpfen?
Babbel: Frankfurt ist ein sehr spannender Verein. Die Frage ist, wie gut sie es verkraften, mit der Champions League alle drei Tage spielen zu müssen. Sie haben sehr viele junge Spieler im Kader. Wie schnell schafft es Trainer Dino Toppmöller, diese Spieler auf das nächste Niveau zu heben? Da sind einige Fragezeichen dabei.
ran: Wer könnte die Überraschungsmannschaft sein, die unerwartet um die vorderen Plätze mitspielt?
Babbel: Das ist eine schwierige Frage. Die Freiburger machen einen super Job, aber nun sind sie auch unter der Woche international gefordert. Das trifft auch auf Mainz zu. Wolfsburg ist spannend. Vom Potenzial müssten sie weiter oben spielen, aber irgendwie kommt die Mannschaft nicht richtig vom Fleck.
"Schade, dass beim HSV die Euphorie verlorengegangen ist"
Babbel: Stefan Kuntz hat klipp und klar gesagt, dass die Mannschaft sich auf ein anderes Niveau als in der 2. Liga einstimmen muss. Daher haben sie in der Saisonvorbereitung praktisch nur gegen Top-Mannschaften gespielt. Das birgt eben die Gefahr, dass man diese Spiele verliert. Es ist schade, dass dadurch die Euphorie über den Aufstieg verlorengegangen ist. Für den HSV geht es einzig und allein um den Klassenerhalt, sie werden bis zum Schluss kämpfen müssen. Das wird ein Ritt auf der Rasierklinge. Ich hoffe, dass sie das schaffen. Ich hatte das Glück, zwei Jahre für den HSV spielen zu dürfen. Daher schlägt mein Herz noch immer für den HSV.
Bundesliga-Saison 2025/26: Diese Teams haben die längsten Auswärtsfahrten
Bundesliga-Saison 2025/26: Die Reisestrecken der 18 Erstligisten Auswärtsfahrten sind nicht gleich Auswärtsfahrten. Einige Bundesligisten werden in der Saison 2025/26 deutlich weiter durch die Bundesrepublik reisen als die Konkurrenz. Der "Kicker" hat eine Statistik veröffentlicht, die die zurückzulegende Distanz veranschaulicht. Grundlage für die Berechnung sind dabei die Entfernungen der Stadien in der Luftlinie. ran zeigt, welche Teams in der kommenden Spielzeit die meisten Reisekilometer abspulen müssen.
Platz 1: Union Berlin durchschnittliche Reisedistanz zu Auswärtsspielen 2025/26: 420 km
ran: Wie schätzen Sie Köln ein?
Babbel: Bei Köln habe ich ein besseres Gefühl. Sie haben gute Transfers getätigt. Zudem haben sie mit Lukas Kwasniok einen Trainer, der alles richtig einordnen kann, der aber auch ein gewisses Entertainment mitbringt. Das ist in Köln sehr wichtig. Daher bin ich zuversichtlich, dass sie diese Power und diese Wucht, die der Verein hat, auf die Straße bringen können. Und vor allem bin ich guter Dinge, dass sie nicht von der Erwartungshaltung erdrückt werden. Da mache ich mir beim HSV mehr Sorgen.
ran: Welche Mannschaften sehen Sie ansonsten noch im Abstiegskampf?
Babbel: St. Pauli und der 1. FC Heidenheim wissen, dass es vom ersten Spieltag nur gegen den Abstieg geht. Das kann ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen sein, die damit nicht rechnen. Union Berlin muss auch zusehen, dass sie ihre Punkte holen. Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen sind Vereine, die bei einem guten Saisonverlauf einen einstelligen Tabellenplatz erreichen können. Läuft es allerdings schlecht, könnten sie im Abstiegskampf landen.