La Liga
FC Barcelona: Spaniens Meister in der Krise? Zwischen Partys, Transfers und Flicks Verantwortung
- Veröffentlicht: 16.10.2025
- 15:32 Uhr
- Julian Erbs
Der FC Barcelona ist stark in die Saison gestartet: acht Pflichtspiele, sieben Siege und nur ein Unentschieden. Doch inzwischen scheint sich bei den Katalanen eine negative Entwicklung abzuzeichnen.
von Julian Erbs
Zu Saisonbeginn schien alles vielversprechend, doch inzwischen haben sich beim großen FC Barcelona einmal mehr einige unschöne Nebenkriegsschauplätze aufgetan.
Mit sieben Siegen und einem Unentschieden aus den ersten acht Spielen startete die Saison beinahe ideal für die Katalanen. Dann folgte zunächst eine äußerst bittere 1:2-Niederlage gegen Paris Saint-Germain in der Champions League und kurz vor der Länderspielpause setzte es eine deutliche 1:4-Pleite beim FC Sevilla.
Von einer Krise zu sprechen, wäre sicher verfrüht. Aber warum wirkt der FC Barcelona so extrem instabil und kurz davor, bei weiteren schlechten Ergebnissen einzubrechen, obwohl sie eine so starke Mannschaft haben?
In dem vergleichsweise ruhigen Transferfenster, in dem aufgrund der angespannten finanziellen Situation des Klubs nur wenig Bewegung herrschte, waren die wenigen getätigten Personalentscheidungen jedoch durchaus bedeutsam.
Verpflichtet wurde Joan Garcia als Nachfolger von Wojciech Szczesny, der zuvor den schwer verletzten Marc-Andre ter Stegen vertreten hatte. Für ter Stegen bedeutete das einen schnellen Absturz – von der unumstrittenen Nummer eins zur Nummer drei.
Barcelonas Leihe von Rashford erweist sich als Erfolg
Daraufhin gab es schon vor Beginn der Saison großes Drama bei den Katalanen. Wiederkehrende Verletzungen, darunter ein Patellasehnenriss 2024 und eine Rückenoperation 2025, führten dazu, dass ter Stegen seinen Stammplatz verlor. Garcia wurde als neue Nummer eins verpflichtet – offenbar unabhängig von der Genesung des DFB-Keepers.
Zusätzlich gab es Konflikte um die Weitergabe seiner medizinischen Daten, die zur vorübergehenden Aberkennung der Kapitänsbinde führten. Seine Rückkehr auf das Spielfeld wird frühestens für Januar 2026 erwartet, und unklar ist, ob ter Stegen dann wieder die Chance bekommen wird, um den Platz im Tor zu kämpfen.
Das Wichtigste in Kürze
Laut der Barca-nahen "AS" will der Deutsche im Winter jedenfalls nicht wechseln. Obwohl er für die WM 2026 Spielpraxis benötigt, ist der ehemalige Gladbacher offenbar weiterhin von seiner Chance überzeugt, ins Tor der Katalanen zurückzukehren.
Garcia überzeugte als Nummer eins allerdings und ließ ter Stegen etwas in den Schatten treten. Von sieben Pflichtspielen als Keeper gewann er sechs, spielte einmal Remis, hielt dreimal die Null und kassierte nur fünf Gegentore. Dann zog er sich einen Meniskusriss zu und Barcelona begann etwas zu wackeln – auch wenn dies sicherlich nicht allein auf die Leistung von Szczesny zurückzuführen ist.
Auch Marcus Rashford, als Leihspieler von Manchester United gekommen, schlägt bislang voll ein. Zwar hatte er anfangs noch Eingewöhnungsprobleme, doch von Spiel zu Spiel steigerte sich der Engländer und wurde besonders in der verletzungsbedingten Abwesenheit von Lamine Yamal zu einem entscheidenden Faktor in der Offensive der Katalanen. In zehn Spielen sammelte er sieben Scorerpunkte und überzeugte vor allem in der Champions League.
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Abgang von Martinez hinterließ größere Lücke als gedacht
Doch wie so oft gilt auch hier: "Never fall in love with a loan player." Eine feste Verpflichtung ist bei Barcelona aktuell aus finanzieller Sicht undenkbar.
Die Katalanen gaben in diesem Sommer nur zwei Spieler ab, über die es sich zu sprechen lohnt: Innenverteidiger Inigo Martinez wechselte zum Ronaldo-Club Al-Nassr nach Saudi-Arabien, und Flügelspieler Ansu Fati zog es auf Leihbasis zur AS Monaco.
Martinez ist zwar bereits 34 Jahre alt, sammelte in der vergangenen Saison aber 46 Pflichtspiele, kam als Innenverteidiger sogar auf acht Torbeteiligungen und leitete vor allem die Defensive. Das System von Hansi Flick setzt auf eine sehr hohe letzte Linie, was bedeutet, dass die Innenverteidiger jederzeit auf der Hut sein müssen – ansonsten haben die gegnerischen Stürmer freie Fahrt in Richtung Tor von Barcelona. Genau so fielen auch die Gegentore bei den Niederlagen gegen PSG und Sevilla.
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Gegen die Andalusier hatte die Viererkette ein Durchschnittsalter von etwas mehr als 23 Jahren, gegen PSG war sie sogar noch jünger. Alter allein entscheidet natürlich nicht darüber, ob ein solches System funktioniert, doch Martinez mit knapp 500 Einsätzen in der spanischen Liga war auf jeden Fall eine große Hilfe, um ein so risikoreiches System spielen zu lassen.
Fati ist anders zu betrachten: Der so frühe und umso größere Hype um ihn hat dem in La Masia ausgebildeten Offensivspieler offensichtlich eher geschadet, als dass er ihm geholfen hätte. Bei Barcelona hatte er mit vielen Problemen zu kämpfen, zuletzt lief es auch unter Flick alles andere als optimal. Das monegassische Umfeld seines neuen Klubs tut ihm auf jeden Fall sehr gut. Dort kommt Fati in nur 241 gespielten Minuten bereits auf sechs Tore und zeigt sich von seiner besten Seite.
Finanzielle Situation von Barcelona extrem schlecht
Fraglich bleibt, ob der erst 22-Jährige bei Barcelona wieder einen solchen Aufwind hätte bekommen können. In dieser Form kann Fati aber jedem Team der Welt helfen, besonders einem von Verletzungen geplagten Team wie Barcelona. Monaco hat sich allerdings eine Kaufoption gesichert.
Warum die Verpflichtung von Rashford von Manchester United derzeit absolut undenkbar erscheint, zeigt der Finanzbericht der Katalanen, der vor Kurzem veröffentlicht wurde. Darin ist unter anderem zu lesen, dass Barcelona vielen europäischen Klubs noch mehr als 160 Millionen Euro von schon vollzogenen Transfers schuldet. Die Gesamtschulden des Klubs belaufen sich auf über 450 Millionen (!) Euro.
Die Blaugrana haben in ihrer Vereinsgeschichte drei Transfers über 100 Millionen Euro getätigt: Ousmane Dembele für 148 Millionen Euro von Borussia Dortmund im Jahre 2017, Philippe Coutinho für 135 Millionen Euro vom FC Liverpool ebenfalls 2017 und Antoine Griezmann für 120 Millionen Euro von Atletico Madrid zwei Jahre später.
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Dembele kam in 185 Spielen auf 40 Tore, war aber eher dafür bekannt, sich nachts beim Playstation-Spielen zu verausgaben. Nach sechs Jahren bekam Barca für ihn noch 50 Millionen Euro von PSG.
Coutinho erzielte in 106 Einsätzen 39 Scorerpunkte, machte sich jedoch vor allem als Leihspieler beim FC Bayern München einen Namen, als er beim legendären 8:2-Sieg in der Champions League gegen Barcelona einen Doppelpack erzielte. Letztlich landete der Brasilianer nach einer weiteren Leihe zu Aston Villa bei den Engländern, die 20 Millionen Euro zahlten.
Griezmann kam in 102 Spielen auf 47 Scorerpunkte, verlor in zwei Jahren bei Barca laut "transfermarkt" 60 Millionen Euro an Marktwert und wurde 2023 für 22 Millionen Euro zurück zu Atlético verkauft.
Daran wird deutlich, wie Barcelona insbesondere vor der Corona-Pandemie großzügig mit Geld umging, in Spieler investierte, die nicht ins System passten, und sie nur wenige Jahre später mit riesigen Verlusten weiterverkaufte.
Seitdem wurde der Klub vor allem durch seine hervorragende Ausbildungsakademie La Masia gerettet. Spieler wie Pedri, Pau Cubarsi, Dani Olmo, Alejandro Balde und Fermin Lopez bilden mittlerweile das Gerüst der Mannschaft – alle wurden in La Masia ausgebildet. Nicht zu vergessen der wertvollste Spieler der Welt: Lamine Yamal.
Wird Yamal zum Problem für den FC Barcelona?
Die fußballerische Klasse von Yamal ist und bleibt absolut unbestritten. Manchmal wird jedoch vergessen, dass der Junge erst 18 Jahre alt ist. Mit 17 führte er Spanien zum EM-Titel, wurde Zweiter bei der Wahl zum Ballon d’Or, spielt regelmäßig bei einem der größten Vereine der Welt und zeigt zudem herausragende Statistiken – obwohl er sogar einer dieser Spieler ist, deren Einfluss auf dem Feld statistisch kaum messbar ist, weil er so viel bewegt, was Zahlen gar nicht erfassen können.
Nur sorgt er zusammen mit seinem Umfeld immer wieder für Vorfälle, die weder ihm noch dem gesamten Umfeld guttun. Sei es sein 18. Geburtstag, zu dem kleinwüchsige Menschen zu Unterhaltungszwecken eingeladen wurden, oder die immer wieder aufkommenden Berichte älterer Frauen, die erzählen, wie er sie ein- und ausfliegt.
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Auch sein Vater fiel negativ auf, als er sich abfällig über Dembélé nach dessen Ballon-d’Or-Sieg äußerte.
Bisher konnte Yamal all die Schlagzeilen um sich herum vergessen machen, weil er einfach auf dem Platz ablieferte. Diese Saison hat er nun jedoch schon sechs Spiele wegen einer Leistenproblematik verpasst.
Es kehrt keine Ruhe beim FC Barcelona ein
Besonders bitter: Es schien sich bereits zu bessern, sodass er zur Nationalmannschaft reisen konnte. Dort verschlimmerte sich die Verletzung erneut, und nun kann er wieder nicht spielen. Selbstverständlich kann Yamal nichts für diese Verletzung, dennoch fügt sie sich nach diesem turbulenten Sommer ins Gesamtbild ein.
Hinzu kamen jüngst Gerüchte, dass man sich möglichst bald von Robert Lewandowski trennen wolle. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Eine Verlängerung sei wohl nicht geplant – auch das würde dem finanziell klammen Klub eine weitere Baustelle eröffnen.
Nach acht absolvierten Spieltagen stehen die Blaugrana auf Platz zwei von LaLiga, nur zwei Punkte hinter dem ewigen Rivalen Real Madrid. In der Champions League liegt man nach zwei Spielen auf Platz 16, noch vor Mannschaften wie Liverpool, FC Chelsea und Juventus Turin. Auch das ist kein wirklicher Grund zur Sorge.
Dennoch bleibt das Gefühl bestehen, dass bei Barcelona einfach keine Ruhe einkehrt. Die Personalpolitik, die schlecht geführten Finanzen, Yamals Partys und die katastrophalen Millionentransfers sorgen immer wieder für Schlagzeilen.
Gerettet wird der FC Barcelona aktuell vor allem durch die gute Arbeit von Coach Flick und die wahrscheinlich weltweit beste Ausbildungsakademie, La Masia.
Trotzdem bleibt der Eindruck, dass Barcelona nur zwei schwache Spiele von einer großen Krise entfernt ist.
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