Champions League
FC Bayern München vs. PSG: Feuertaufe für Kompanys neues Bayern-Prunkstück
- Aktualisiert: 26.11.2024
- 18:13 Uhr
- Daniel Kugler
Mit PSG wartet auf den FC Bayern München eine große Bewährungsprobe. Besonders im Fokus dabei: Kompanys neues Prunkstück. Doch dieses wird nun mit einem Problem konfrontiert.
Auf den FC Bayern wartet nach Wochen gespickt mit souveränen Siegen in der Bundesliga mit dem Kracher in der Champions League gegen Paris St. Germain am Dienstagabend (ab 21:00 Uhr im Liveticker auf ran.de) eine richtungsweisende Partie.
Nach zwei Pleiten aus den bisherigen vier Spielen im neuen Liga-System der "Königsklasse" zählen für die Münchner in den ausstehenden Spielen nur noch Siege auf dem Weg zur erhofften direkten Ahctelfinal-Qualifikation.
Entsprechendes trifft aber auch auf die Pariser zu. PSG steht mit nur einem Sieg aus vier Spielen sogar noch schlechter da und bangt sogar um die Zwischenrunde.
Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung an das Aufeinandertreffen der beiden europäischen Schwergewichte.
Eine Reifeprüfung für beide Spitzen-Mannschaften, die zeigen wird, wo man wirklich steht. Besonders für das neue Bayern-Prunkstück könnte das Wort "Reifeprüfung" im Spiel gegen PSG treffender kaum sein.
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern München: Eine trügerische Siegesserie?
National eilen die Bayern derzeit von Erfolg zu Erfolg. In der Defensive steht die Null, vorne läuft der Ball häufig wie geschmiert. Der Rekordmeister schwingt sich so sehr auf, die Bundesliga einmal mehr zu dominieren, dass Ehrenpräsident Uli Hoeneß sogar vor wenigen Tagen schon die deutsche Meisterschaft in diesem Jahr versprach.
Etwas demütiger gab sich indes Trainer Vincent Kompany trotz einer überzeugenden Siegesserie und eines blitzsauberen Torverhältnisses von 17:0 in den sechs Spielen seit der bösen 1:4-Klatsche gegen den FC Barcelona.
"Es muss immer alles besser werden. Sie sprechen jetzt von 17:0, aber es hat irgendwann angefangen mit vier Gegentoren in Barcelona und wir sind in diesem Moment ruhig geblieben und haben einfach gearbeitet", sagte Kompany nach dem jüngsten 3:0-Sieg über den FC Augsburg im ran-Interview: "Das werden wir jetzt auch machen. Wir werden jetzt nichts anders machen als nach dem Barcelona-Spiel, wo wir einfach immer gewusst haben: Wir haben Talent, wir haben gute Spieler, aber wir müssen arbeiten."
Kompanys mahnende Worte kommen nicht von ungefähr, schließlich beckmessern nicht wenige, dass der Münchner gegentorlosen Siegesserie etwas Trügerisches anhafte.
Bochum, Mainz 05, Union Berlin, St. Pauli und Augsburg: So hießen die Gegner auf nationaler Ebene. Qualitativ meilenweit entfernt vom deutschen Rekordmeister und dessen Ansprüchen. Ein echter Gradmesser war auch ein erschreckend schwaches Benfica am vergangenen Champions-League-Spieltag nicht wirklich.
Nun aber kommen in PSG, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen drei Gegner auf die Bayern zu, die es in sich haben und dem Rekordmeister wesentlich mehr abverlangen werden.
Ein Grund, nervös zu sein? Nur bedingt. Denn die Bayern haben in der Defensive aktuell unter Kompany ein neues Prunkstück, das nun bereit ist für die Feuertaufe.
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Kim und Upamecano spielen in Defensive groß auf
Anfang der Saison wurden die Münchner Bosse noch für ihre Entscheidung, Matthijs de Ligt ziehen zu lassen, scharf kritisiert. Der Niederländer war in den vergangenen beiden Spielzeiten der beste Innenverteidiger und entwickelte sich zum Fan-Liebling.
Dennoch musste de Ligt den Klub verlassen, weil seine Schwachstellen im Aufbau und seine Tempodefizite nicht mit Kompanys Spielidee harmonierten.Der Belgier setzte sein volles Vertrauen ausgerechnet in das Duo, das aufgrund von Blackouts und phasenweise Slapstick massiv in die Kritik geraten waren.
Dayot Upamecano und Kim Min-jae. Obwohl sich beide auch zu Saisonbeginn noch einige teils haarsträubende individuelle Fehler leisteten und die Kritik an Kompanys Entscheidung zunahm, hat sich das Tandem in den vergangenen Wochen gefangen. Und sogar mehr als das.
Der Franzose und der Südkoreaner wachsen im Zusammenspiel immer besser zusammen und zahlen das Vertrauen des Trainers mit herausragenden Zweikampf- und Passquoten eindrucksvoll zurück. Dies betonte auch Ex-Bayern-Star Valerien Ismael gegenüber ran: "Sie haben ihren Rhythmus inzwischen gefunden. Upamecano hat sich gefangen, er hatte ein schwieriges letztes Jahr und auch in entscheidenden Spielen Fehler gemacht. Aber jetzt hat er sich stabilisiert."
Besonders die Formstärke von Kim freut den früheren Innenverteidiger: "Minjae ist eine Maschine. Ich war schon in Napoli ein Fan von ihm. Er geht kompromisslos in die Zweikämpfe, räumt alles weg und ist sehr aggressiv. Dazu ist er unglaublich antrittsschnell. Ich freue mich, dass er aktuell auch beim FC Bayern glänzt."
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Kompany, der in Hamburg selbst zum Top-Innenverteidiger reifte und bei Manchester City über Jahre hinweg zu den besten Spieler der Welt auf seiner Position zählte, hat vielleicht wie kein anderer auf diesem Niveau aktuell Verständnis für die Rolle eines modernen Defensivspielers und weiß, "wie schwer es manchmal sein kann".
"Als Innenverteidiger kannst du manchmal nicht in einem Spiel zeigen, wie gut du bist. Du brauchst vier, fünf, zehn oder 15 Spiele. Dann sagen die Leute irgendwann: Hey, die haben das nicht schlecht gemacht! Das ist manchmal die Rolle des Innenverteidigers", erklärt Kompany die außergewöhnliche Rolle eines zentralen Defensiv-Spielers.
Der Belgier ist besonders für das so oft und nicht zu Unrecht gescholtene Innenverteidiger-Duo der Bayern ein Hauptgewinn. Erst seit Kompany da ist, rufen Upamecano und Kim ihr zweifelsfrei vorhandenes Weltklasse-Potenzial ab - und das konstant. Womöglich ist ihr Wandel auch eng verknüpft mit Vertrauen.
Das fehlte beiden gerade unter Vorgänger Thomas Tuchel. Das bedingunslose Vertrauen und eben auch die verbale Zusicherung, nach eigenen Fehlern nicht direkt wieder zur Disposition zu stehen.
Eben das hat Kompany ihnen gegeben. Fehler gegen Wolfsburg, Frankfurt oder Barca wurden ihnen verziehen. Stattdessen wurden beide Spieler ermutigt, weiterhin aggressiv, quasi mit den Messern zwischen den Zähnen und vorwärts zu verteidigen. Agieren statt reagieren.
Dass Kompany seinen eigenen Spieler damit nicht immer einen Gefallen tut, offenbarte nicht erst das Debakel gegen den FC Barcelona.
Auch Frankfurt zeigte der Bayern-Defensive die Grenzen auf
Anfang Oktober beispielsweise sahen Kim und Upamecano gegen Omar Marmoush und Hugo Ekitike mehrfach nicht gut aus, auch weil sie das hohe Verteidigen von Kompany eingeimpft bekommen hatten. Trotz drückender Überlegenheit lief der Rekordmeister immer wieder in Konter. Drei Gegentore waren es am Ende. Zwei Wochen später in Barcelona kam es noch dicker.
Doch Kompany hat daraus seine Lehren gezogen, akribisch an der eigenen Fehleranfälligkeit gearbeitet und seine Mannschaft seitdem sichtlich neu eingestellt. Das Pressing ist nicht mehr so hoch wie noch zu Saisonbeginn, sodass bei Ballverlusten im Aufbauspiel nicht direkt die eigene Tür wieder sperrangelweit offen steht. Das kam besonders Upamecano und Kim zu Gute.
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Die Bayern lassen aktuell im Schnitt nur 5,2 Schüsse aufs Tor zu, ein absolut herausragender Wert. Das sind Zahlen, von denen die Bayern seit der Guardiola-Zeit höchstens geträumt haben. Vorn pressen sie die Gegner zu Fehlern und Ballverlusten, hinten laufen Kim und Upamecano schon die ganze Saison über zahlreiche Bälle ab. Sie haben eben das Pech, dass ihre schlechteren Momente in Wolfsburg oder Barcelona mehr in Erinnerung bleiben.
Auf eben jenes Debakel in Barcelona müssen sich Kompany und sein neues Prunkstück nun zurückbesinnen. Sich gegen PSG mit den Hochgeschwindigkeitsfußballern Ousmane Dembele oder Bradley Barcola dauerhaft in Laufduelle zu begeben oder allzu risikoreich zu verteidigen, könnte den Bayern böse auf die Füße fallen.
FC Bayern vs. PSG: Goretzka als Gefahrenherd?
Doch nicht nur die individuell gute Form von Upamecano und Kim brachte den Bayern eine neue und fast schon in Vergessenheit geratene Stabilität.
Das Duo profitierte auch von Joao Palhinha, der den verletzten Aleksandar Pavlovic defensiv hervorragend vertrat. Der 29-Jährige war für das neue Prunkstück mit seiner verrichteten "Drecksarbeit", mit seiner Physis und Ruhe am sowie gegen den Ball essenziell. Man merkte es seinen Neben- und besonders auch Hintermännern deutlich an, wie die neue Sicherheit im zentralen Mittelfeld auch auf die anderen Mannschaftsteile ausstrahlt.
Der Portugiese fällt mit einem Muskelbündelriss nun aber bis zum Jahresende aus. Und auch Pavlovic ist nach seiner Schulterverletzung noch keine Option. Kompanys einzig gesunde Option im zentralen Mittelfeld ist nun Leon Goretzka, der ein ganz anderes Profil als Palhinha und Pavlovic mitbringt und womöglich zum Gefahrenherd für die neu gewonnene Stabilität der Bayern wird.
Gegen Augsburg zeigte der zu Saisonbeginn sogar aus den Kader gestrichene Goretzka zwar ein gutes Spiel, doch er bekam gegen einen offensiv komplett harmlosen Gegner von Kompany auch eine offensivere Rolle, die seine zweifelsohne vorhandenen Qualitäten hervorhob.
PSG-Coach will Bayern "leiden" lassen
Goretzka wird gegen PSG jedoch gezwungen sein, defensive Drecksarbeit zu verrichten, um Upamecano und Kim zu entlasten. Fraglich, ob er das gegen einen individuell bestens besetzten Gegner hinbekommt.
Konrad Laimer wäre die einzig verbliebene defensivere Option. Der Österreicher könnte als Kettenhund agieren und auch die tiefen eigenen Räume in der Schaltzentrale absichern. So schaltete er beispielsweise in der vergangenen Saison Arsenal-Spielmacher Martin Ödegaard aus.
Das Problem ist nur: Laimer ist Kompanys einzig fitte Option auf der Rechtsverteidigerposition. Zwar ist Sascha Boey gegen Ausgburg wieder in den Kader zurückgekehrt und wurde gar eingewechselt, doch für einen CL-Showdown dürfte er nach über zweimonatiger Verletzungspause (Meniskusriss) noch nicht bereit sein.
Das Duell gegen PSG wird für die Bayern also eine Bewährungsprobe auf vielen Ebenen. Aber besonders für das neue Prunkstück des Rekordmeisters wird es eine Feuertaufe.