Erfolgreiche Länderspielreise
WM 2026: Gewinner und Verlierer im DFB-Team: Antonio Rüdiger bangt, nichts geht ohne Joshua Kimmich
- Veröffentlicht: 18.11.2025
- 14:52 Uhr
- Kai Esser
Die Länderspielreise des DFB-Teams in dieser Abstellperiode hätte ambivalenter nicht sein können. ran zeigt die Gewinner und Verlierer der Länderspiele gegen Luxemburg und die Slowakei.
Von Kai Esser
Eine schlechte Halbzeit, gefolgt von einer soliden Halbzeit, gefolgt von zwei Traum-Halbzeiten. Das DFB-Team hat die Gefühlsamplitude der deutschen Fans in den Spielen gegen Luxemburg und die Slowakei nahezu völlig ausgereizt.
Am Ende stehen jedoch zwei erreichte Ziele zu Buche: sechs Punkte und eine WM-Qualifikation.
Doch wer geht aus der Länderspielpause als Gewinner hervor? Wer ist eher ein Verlierer? ran hat sich die Kandidaten angeschaut.
Gewinner: Julian Nagelsmann
Es war das erste Mal, dass so richtig Kritik am Bundestrainer aufkam. Nach der Niederlage gleich zum Start in diese Qualifikation gegen die Slowakei (0:2) sah sich Julian Nagelsmann nicht nur typischen Nörglern ausgesetzt, inhaltliche und sachliche Formkritik war mehr als angebracht.
Beim überzeugenden 6:0 im Rückspiel machte Nagelsmann nicht nur die Slowakei-Schlappe wett, er unterstrich nochmal, dass er der richtige Trainer für diese Mannschaft ist. Das zeigte er mit einer prima eingestellten Mannschaft, aber auch mit Halbzeit-Anpassungen im Luxemburg-Spiel, die dringend nötig waren.
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Gewinner: Nick Woltemade
Was wurde nicht über Nick Woltemade geschimpft. Nicht bereit für die A-Nationalmannschaft, sowieso kein echter Mittelstürmer und der Wechsel zu Newcastle United sei ja ohnehin absurd.
All das kann man getrost zu den Akten legen. Drei Treffer erzielte der 1,98-Angreifer bei dieser Länderspielreise, alle technisch einwandfrei und in bester Mittelstürmer-Manier. Woltemade fühlt sich immer wohler, seine Länderspieltore zwei, drei und vier belegen das nachdrücklich. Sechs Tore in 14 Spielen für Newcastle sind zudem eine einwandfreie Bilanz.
Gewinner: Joshua Kimmich
Sollte es noch irgendwo Zweifler an der Person oder dem Spieler Joshua Kimmich bei der Nationalelf gegeben haben, so sind sie mittlerweile endgültig verstummt. Gegen Luxemburg fehlte der Kapitän angeschlagen - und das sah man auch. Dass der Fußballzwerg vom kleinen westlichen Nachbarn giftiger war, lag auch am Fehlen Kimmichs.
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Gegen die Slowakei rutschte der Münchner wieder in die Mannschaft und riss sofort alle Teamkollegen mit.
Gewinner: Nico Schlotterbeck
Lange war Nico Schlotterbeck verletzt, verpasste weite Teile des Saisonstarts. Auch gegen Luxemburg fehlte er angeschlagen. Dass er der aktuell wohl beste deutsche Innenverteidiger ist, bewies er jedoch erneut gegen die Slowakei.
Nicht nur in Sachen Spielaufbau und Zweikämpfstärke ist Schlotterbeck über jeden Zweifel erhaben, sondern auch als Mentalitätsspieler. Der dirigiert, der Kommandos gibt, der vorangeht. Er ist in Nagelsmanns Abwehr gesetzt. Und das nicht nur, weil er Linksfuß ist.
Gewinner: Leroy Sane
Geunkt wurde, als der Name Leroy Sane bei den Nominierten für die Länderspiele auftauchte. Er könne sich ja noch nicht einmal bei Galatasaray durchsetzen, hieß es.
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Den Kritikern zog Sane mit Leistung den Zahn: Zwei Mal Startelf, gegen Luxemburg an beiden Toren entscheidend beteiligt, gegen die Slowakei ein Doppelpack sowie ein Assist. Der Knackpunkt bei Sane ist jedoch die Konstanz. Wenn er das in den verbleibenden Länderspielen bis zur WM konservieren kann, wird es schwer, ihn aus dem WM-Kader rauszulassen.
Verlierer: Antonio Rüdiger
Zwei Spiele, zwei Siege, null Gegentore. Sowohl Schlotterbeck als auch sein Partner Jonathan Tah beziehungsweise sein Vertreter Waldemar Anton machten einen guten Job in beiden Länderspielen.
Das heißt auch: Der aktuell verletzte Antonio Rüdiger ist hintendran. Während Rüdiger sich in aller Ruhe das NFL Madrid Game ansah, schrumpft sein Kredit im DFB-Team. Auch bei Real ist er längst keine feste Größe mehr. Der Innenverteidiger muss sich strecken, um noch bei der WM eine Rolle zu spielen.
Verlierer: Karim Adeyemi
Einiges los bei Karim Adeyemi zur Zeit, und nur das Wenigste hat aktuell mit Fußball zu tun. Beim Flügelstürmer wurden Waffen gefunden, zudem hat er offenbar gerade mit Vertragsverhandlungen mit Borussia Dortmund zu tun.
Auf seine sportlichen Leistungen hat all das durchaus einen Einfluss. Von seiner guten Frühform in dieser Saison ist jedenfalls nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Adeyemi blieb - unter anderem wegen einer Gelbsperre - ohne Einsatzminute bei diesem Lehrgang.
Verlierer: Jonathan Burkardt
Gleiches gilt für Stürmer Jonathan Burkardt. Auch er wurde nicht eingesetzt - und das ohne Gelbsperre. Das ist besonders beim 6:0 gegen die Slowakei bitter, Julian Nagelsmann setzte mit der Einwechslung von Assan Ouedraogo ein Zeichen.
Gerade in so einer Partie kann man einem Spieler durchaus mal Spielzeit geben. Dass Burkardt diese nicht bekam, ist schon ein kleiner Fingerzeig. Performt er weiter so für Eintracht Frankfurt, dann wird er auch im März nominiert werden und dann in den Testspielen womöglich zeigen, was in ihm steckt.
Verlierer: Nadiem Amiri
Es ist eine Verletzung, die zur Unzeit kommt. Denn zu Schulden kommen lassen hat sich Nadiem Amiri nichts. Der Mainzer ist noch immer Dreh- und Angelpunkt in seinem Klub und wäre gesund wohl auch in diesem Kader vertreten gewesen.
Aleksandar Pavlovic machte bei diesem Lehrgang jedoch einen hervorragenden Job und untermauerte seinen Anspruch auf Spielzeit im defensiven Mittelfeld. Wie für seinen ehemaligen Teamkollegen Burkhardt gilt auch für Amiri: Der März dürfte seine letzte Bewährungschance für den WM-Kader sein.
Verlierer: Niclas Füllkrug
Seitdem Niclas Füllkrug Borussia Dortmund den Rücken gekehrt hat, läuft es für den Mittelstürmer und Publikumsliebling nicht mehr. Nicht nur steckt West Ham United in einer Dauerkrise, Füllkrug ist auch dauerhaft verletzt.
Das ist am wenigsten seine Schuld, dennoch muss der gebürtige Hannoveraner aus der Reha mitansehen, wie Woltemade ihm nicht nur in der Torschützenliste der Premier League, sondern auch in der Nationalmannschaft davonzieht.
Verlierer: Marc-Andre ter Stegen
Sicherlich freut sich Marc-Andre ter Stegen über den Erfolg der Nationalmannschaft in seiner verletzungsbedingten Abwesenheit. Er kann aber wohl nicht leugnen, dass er den lieber ohne allzu viele Glanzparaden von Oliver Baumann gesehen hätte. Der vereitelte mit einem bärenstarken Reflex beim Stand von 1:0 gegen die Slowakei den Ausgleich und verhinderte damit womöglich auch eine völlig andere Wendung des Spiels.
In der aktuellen Verfassung ist an Baumann nämlich kein Vorbeikommen. Der Schlussmann der TSG Hoffenheim ist sowohl in der Bundesliga als auch im Nationaltor kaum zu überwinden. Ter Stegen steckt noch immer in der Reha fest - und beim FC Barcelona wird er wohl kaum mehr zu vielen Einsätzen kommen.