Weltmeister von 2014 wechselt zu Al-AHli Doha
Julian Draxler wechselt von PSG nach Katar: Trauriges Ende einer vielversprechenden Karriere - Kommentar
- Aktualisiert: 20.09.2023
- 10:04 Uhr
- Chris Lugert
Julian Draxler wechselt quasi zeitgleich zu seinem 30. Geburtstag nach Katar. Ein Geschenk mag er in Form von reichlich Geld auf dem Konto erhalten. Doch eigentlich hätte so viel mehr aus dieser Karriere werden können. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Mit dem grünen Schal seines neuen Klubs Al-Ahli Doha ließ sich Julian Draxler am Flughafen der katarischen Hauptstadt ablichten und strahlte dabei über beide Wangen. Wer den jungen Draxler vor einigen Jahren erlebt hat, bekommt bei diesen Bildern aber eher Tränen in die Augen.
In wenigen Tagen wird Draxler 30 Jahre alt, er "beschenkt" sich selbst mit dem Wechsel ins steinreiche Emirat. Angesichts der zahlreichen Transfers prominenter Namen nach Saudi-Arabien in diesem Sommer ist eine Empörung über die Klubwahl an sich nicht angebracht. In Draxlers konkretem Fall tut es aber besonders weh.
Denn der begnadete Offensivspieler vollzieht gerade in seinem Alter und aufgrund seiner vergangenen paar Jahre einen Schritt ohne Wiederkehr. Die letzten Hoffnungen, er könne in seiner Karriere noch einmal auf Topniveau auftrumpfen, haben sich zerschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
Dabei war so viel mehr möglich für Draxler. Bei Schalke 04 galt das Produkt der hauseigenen "Knappenschmiede" einst als großer Hoffnungsträger nicht nur für den Klub, sondern für den gesamten deutschen Fußball. Doch es fehlte stets der eine, finale Schritt vom Mitläufer zum Ausnahmespieler.
Draxler ging zum VfL Wolfsburg, später zu Paris Saint-Germain. Er wurde Weltmeister 2014 und gewann in seiner Karriere bislang 20 Titel. Doch sein Einfluss war fast immer auf einen Bruchteil begrenzt. Einzig beim recht bedeutungslosen Confed-Cup-Sieg 2017 in Russland, bei dem er als bester Spieler ausgezeichnet wurde, konnte er wirklich brillieren.
Ansonsten war er zwar (zumindest anfangs) oft dabei, aber nie der Unterschiedsspieler, der er hätte sein können. Draxler war einer von vielen, aber eigentlich sollte er genau das nicht sein. Finanziell hat er bei seinen Stationen alles richtig gemacht, sein Wechsel nach Katar ist deshalb zwar irgendwie logisch. Aber irgendwie auch nicht.
Draxler fehlt der letzte Ehrgeiz
Er hätte schon vor ein, zwei Jahren - aber auch in diesem Sommer - alle Möglichkeiten gehabt, es allen noch einmal zu zeigen. Bei einem Klub in einer europäischen Topliga, der zwar nicht zum obersten Regal gehört, aber dennoch gewisse Ambitionen hegt, hätte Draxler mit seinen Qualitäten wirklich etwas bewegen können. Das, was ihm bei PSG nicht mehr vergönnt war.
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Immerhin hatte er es in der vergangenen Rückrunde versucht und einer Leihe zu Benfica Lissabon und dem deutschen Trainer Roger Schmidt zugestimmt. Dort wurde er nach gutem Start von einer Knöchelverletzung gebremst. Ein Grund mehr eigentlich, ein "Jetzt erst recht"-Gefühl zu entwickeln.
Dieser bei jedem Sportler eigentlich selbstverständliche Ehrgeiz, das Maximum aus den eigenen Möglichkeiten machen zu wollen, war bei Draxler aber offenbar nicht mehr da - obwohl er finanziell frühzeitig ausgesorgt hatte.
Heim-EM reichte nicht als Motivation
Zugegeben, abseits des Sportlichen führte Draxler bis zuletzt in Paris ein nahezu perfektes Leben. Mit seiner Freundin Stephanie Taing und dem gemeinsamen Kind, das vor knapp einem Jahr auf die Welt kam, wohnte er in einer Weltmetropole. Er verdiente gutes Geld für vergleichsweise wenig Leistung - alles optimal.
Doch auch andere Länder haben schöne Städte - und gute Fußballklubs noch dazu. Mit einer guten Saison bei einem Champions- oder Europa-League-Klub hätte er sich auch für die Heim-EM im kommenden Jahr noch einmal ins Gespräch bringen können. Kann es eine größere Motivation geben?
Draxler entschied sich anders und geht nach Katar. Sein Konto wird sich freuen, seine Karriere aber ist endgültig vorbei. Dazu kann man ihm trotz seines bevorstehenden Ehrentages kaum gratulieren.